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Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?

Verfasst: 30. Mär 2010, 12:03
von we-went-to-goe
Hallo,am Wochenende war ich auf einer botanischen Wanderung. Dort wurde berichtet, dass die Fichte hier nicht gut wächst, weil sie unter Trockenstress leidet. Mir geht das nicht aus dem Kopf.Wie macht der Boden das? Es ist Lehmboden und zwar doch so ausgeprägt, dass wir in unserem noch nicht angelegten Garten stets dicke Fusssohlen aus Lehm drunter haben und der somit nach Regen erst nach 2 oder 3 Tagen eigentlich zu betreten ist. Bei Sandböden geht das doch deutlich schneller.Andererseits gibt es hier wirklich weder Bach noch dauernd feuchte Gräben. Einzig einen Dorfteich, der aber künstlich angelegt wurde. ::)Ich würde das einfach gerne verstehen - auch wenn es mir ja sehr gelegen kommt, dass wir hier so wunderschöne Mischwälder haben und eben keine Fichtenmonokulturen ;)Liebe GrüßeSabine

Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?

Verfasst: 30. Mär 2010, 12:16
von bristlecone
Die Rotfichte ist in Mitteleuropa ursprünglich ein Baum der höheren Gebirgslagen, wo ganzjährig recht hohe Niederschlagsmengen fallen und die Luftfeuchtigkeit während der Vegetationsperiode meistens recht hoch ist.Die Böden, auf denen sie am besten wächst, weisen ganzjährig eine gute Wasserversorgung auf und sind recht durchlässig.Sie wächst durchaus auch auf Lehmböden, wenn die nicht staunass sind.Auf solchen schweren Böden geht die Fichte mit ihren Wurzeln nicht in die Tiefe, sondern bildet flache Teller. Wenn es dann einige Zeit nicht regnet, trocknet diese obere Bodenschicht aus, und der Baum bekommt Stress mit der Trockenheit.Das in tieferen Bodenschichten im dichten Lehm noch Wasser ist, nützt ihm nichts - dort kommen die Wurzeln nicht hin.Dazu kommt, dass Wasser in sehr lehmig-tonigen Böden von feinen Tonmineralien so fest gebunden werden kann, dass es den Pflanzen nicht mehr zur Verfügung steht.Wenn es heißt, dass "die Fichte hier nicht gut wächst", so gilt das unter forstwirtschaftlichen Aspekten.Im Garten kann das anders aussehen, dort spielt die Zuwachsleistung ja kaum eine Rolle.

Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?

Verfasst: 30. Mär 2010, 12:17
von Treasure-Jo
...das muss (kann) ja eigentlich nichts mit dem Boden zu tun haben. Lehm ist immer besser als Sand, was das Wasserhaltevermögen anbelangt. Vielleicht ist die Niederschlagsmenge in dieser Gegend besonders niedrig.

Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?

Verfasst: 30. Mär 2010, 12:23
von Treasure-Jo
Die Rotfichte ist in Mitteleuropa ursprünglich ein Baum der höheren Gebirgslagen, wo ganzjährig recht hohe Niederschlagsmengen fallen und die Luftfeuchtigkeit während der Vegetationsperiode meistens recht hoch ist.....
...danke, wieder was dazu gelernt.

Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?

Verfasst: 30. Mär 2010, 12:51
von we-went-to-goe
Vielen Dank,das mit den flachen Wurzeln wurde zwar erwähnt, aber die Fichte hatte ich als "eh Flachwurzeler" innerlich abgebucht. Jetzt verstehe ich das deutlich besser! ;)Liebe GruesseSabine

Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?

Verfasst: 30. Mär 2010, 23:02
von pearl
bristlecones Erklärung ist sehr einleuchtend. Warum nur, bleibt die Fichte dann nicht dort, wo sie hingehört? Das fände ich deutlich besser. Ich kann mich erinnern, dass es in den Alpen wunderbare Bäume werden können.

Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?

Verfasst: 30. Mär 2010, 23:08
von raiSCH
Wohl wahr - im Flachland wird sie wohl in 30 - 40 Jahren wieder ausgestorben sein, und dort gehört sie ja auch nicht hin.

Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?

Verfasst: 30. Mär 2010, 23:18
von Querkopf
Hallo, Pearl,
... Warum nur bleibt die Fichte dann nicht dort, wo sie hingehört? Das fände ich deutlich besser. ...
sie ist nicht geblieben, wo sie hingehört, weil Forstleute vor 100, 200 Jahren überall Fichten angepflanzt haben; damals brauchte man dringend Holz und hat auf die enormen Wuchsleistungen dieser Baumart gesetzt.Inzwischen finden es auch Forstmenschen deutlich besser, wenn die Fichte bleibt, wo sie hingehört. Und sie versuchen nach besten Kräften, Fichten(rein)bestände durch andere, standortanpasste Bäume zu ersetzen. Zumal sich damit flächige Windwürfe - wie jüngst beim Februar-Orkan Xynthia - und Borkenkäfer-Probleme vermeiden lassen.Schöne GrüßeQuerkopf

Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?

Verfasst: 30. Mär 2010, 23:40
von pearl
das weiß ich ja alles, Querkopft, aber dennoch, es gibt hier noch ungemein viele Stangenholzplantagen.

Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?

Verfasst: 10. Apr 2010, 16:20
von Bernd_S
das weiß ich ja alles, Querkopft, aber dennoch, es gibt hier noch ungemein viele Stangenholzplantagen.
imho weil...a) es tatsächlich immer noch Forstwirte gibt die "traditionell" denken undb) wenn so eine Monokultur angelegt ist dauert es Jahrzehnte, bis sie erntereif ist. c) der Holzpreis für Fichte meines Wissens seit den Stürmen (und in deren Folge Überangebot) im Keller ist ???Bernd

Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?

Verfasst: 7. Mai 2010, 07:07
von partisanengärtner
Auch sehr viele Privatwaldbesitzer sind konservativ. Auf einem Vortrag über moderne Waldwirtschaft wo der Umbau des Waldes empfohlen wurde (incl. Zuschüsse) waren die meisten Anwesenden nicht zu überzeugen. Von denen die gar nicht kamen nicht zu reden.

Re:Trockenstress bei kalkhaltigem Lehmboden - warum?

Verfasst: 7. Mai 2010, 21:25
von BuckarooBanzai
Es gibt auch das sogenannte Totwasser. Das ist die Feuchtigkeit die Aufgrund der hohen Kapillarität der unterschiedlichen Böden in der Erde gebunden ist. Je nach Porengrösse der Bodenart können die Saugspannungen bei Sand rund 3 Vol.-%, Lehm 15 und Ton zirka 35 Vol.-% Wasser binden. Das ist Wasser das die Pflanze nicht mobillisieren kann.