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Naturnaher Gartenbau ohne Nutztierderivate

Verfasst: 6. Mai 2010, 12:57
von Lehm
Das tönt jetzt ganz schön stelzig, es geht aber (erneut) um das Gärtnern ohne tierische Dünger und PSM (Pflanzenschutzmittel). Es gibt verschiedene Gründe, weshalb man Nutztierhaltung ablehnen mag, das soll hier nicht weiter Thema sein. Gleichzeitg sollen Tiermist, Hornmehl usw. auch nicht durch synthetische Dünger oder durch Abfallprodukte der chemischen Industrie (Thomasmehl usw.) ersetzt werden. Mineraldünger sind aber sehr wohl möglich, sofern sie denn "natürlichen" Ursprungs sind. Ebenso ist nichts dagegen einzuwenden, im Boden oder sonstwo vorkommende Tiere für sich arbeiten zu lassen, sofern sie das, wie etwa die Regenwürmer oder Insekten, freiwillig tun. Den Boden grossflächig mit zuvor im Labor herangezogenen Nemathoden zu durchsetzen ist aus ethischer Sicht jedoch ebenso problematisch wie das Aussetzen von Marienkäferlarven, die zuvor in einem engen Briefumschlag auf Postämtern auf ihren Einsatz warten mussten.An sich ist es, zumindest für den Hobbygärtner, ganz einfach: Man sät Pflanzen an, giesst sie, gibt ihnen Kompost, ev. etwas Mineralien z.B. in Form von Steinmehl, zusätzlich kann man mit Heu mulchen und allenfalls im Wechsel Gründünung ansäen. Mit gleich viel Zeit, viel weniger Geld und etwas Geduld bringt man ohne die ganzen Gartencenterhilfmittelchen beste Nahrung und schönste Pflanzen hin. Warum tun das doch die wenigsten?

Re:Naturnaher Gartenbau ohne Nutztierderivate

Verfasst: 6. Mai 2010, 16:35
von Toffeeholix
Und das Heu kauft man beim nutztierhaltenden Bauern?Oder pachtet extra eine Fläche zur Heugewinnung?Ohne zusätzliches Mulchmaterial funktioniert das ganze doch nicht, jedenfalls nicht, wenn man Nahrung entnehmen will.Oder versuchst Du in Richtung Permakultur zu gehen?Gruß AnneVollzitat entfernt. Bitte nur die Zitatfunktion nutzen, wenn es zum Verständnis notwendig ist. LG Nina

Re:Naturnaher Gartenbau ohne Nutztierderivate

Verfasst: 6. Mai 2010, 18:07
von Brezel
Als ich hier vor kurzem von „Blaukorn“ gelesen habe, war ich etwas konsterniert. Und habe mich anschließend gefragt, ob ich da die einzige bin und für die anderen hier die Verwendung von industriell hergestelltem Dünger womöglich ganz normal ist...Ich habe 1990 angefangen, sehr intensiv zu kompostieren mit dem Ziel, dauerhaft keinen Dünger und keine Erde mehr zukaufen zu müssen und trotzdem alles pflanzen und ernten zu können, wonach mir der Sinn steht.Ab dem 3. Jahr hat das gut funktioniert, allerdings unter Zukauf von Hornmehl und Hornspänen.Darin sehe ich auch nichts Verwerfliches, denn Tiere und deren Hinterlassenschaften gehören doch zur Natur dazu ;)Trotzdem bin ich regelmäßig an Grenzen gestoßen, wenn es um sehr „hungrige“ Gewächse ging wie Kürbisse und Zucchini. In diesem Jahr versuche ich es erstmals bei den „Mickerkandidaten“ mit Rinderdungpellets.Blaukorn kommt mir aber gewiss nicht ins Haus (bzw. in den Garten), auch keine Herbizide. Das ist meine Auffassung von „naturnah“.Ach ja:Ferramol habe ich vor 6 Jahren gekauft, die kleinste Packung. Streue ich sehr sparsam, wenn sich in der Nähe „wertvoller“ Pflanzen Schneckenspuren zeigen. Seitdem keine Schneckenprobleme mehr (und die Menge reicht noch für die nächsten 20 Jahre für 2 Grundstücke).Meine Mutter hat früher jahrzehntelang in der Dämmerung Sammel- und Vernichtungsaktionen veranstaltet, dass mir schlecht wurde. Ist das nun naturnah oder nicht ??? ;)

Re:Naturnaher Gartenbau ohne Nutztierderivate

Verfasst: 6. Mai 2010, 18:27
von Staudo
Blaukorn ist mit Verstand eingesetzt vollkommen harmlos. Ammoniumion ist Ammoniumion, egal ob es nun aus Rinderdung oder aus Mineraldünger kommt. Auch in den gekauften „Naturdüngern“ wie Hornspäne oder Rinderdung stecken die Ammoniumionen aus Mineraldünger. Das Vieh wird schließlich auch mit gedüngtem Futter gefüttert. Wer auf Einsatz tierischer Rohstoffe beim Gärtnern verzichten will, sollte Mineraldünger einsetzen, aber eben sparsam und mit Verstand.

Re:Naturnaher Gartenbau ohne Nutztierderivate

Verfasst: 6. Mai 2010, 18:35
von fars
Ferramol habe ich vor 6 Jahren gekauft, die kleinste Packung. Streue ich sehr sparsam, wenn sich in der Nähe „wertvoller“ Pflanzen Schneckenspuren zeigen. Seitdem keine Schneckenprobleme mehr (und die Menge reicht noch für die nächsten 20 Jahre für 2 Grundstücke).
Bewundernswert!

Re:Naturnaher Gartenbau ohne Nutztierderivate

Verfasst: 6. Mai 2010, 18:58
von Christina
Ferramol habe ich vor 6 Jahren gekauft, die kleinste Packung. Streue ich sehr sparsam, wenn sich in der Nähe „wertvoller“ Pflanzen Schneckenspuren zeigen. Seitdem keine Schneckenprobleme mehr (und die Menge reicht noch für die nächsten 20 Jahre für 2 Grundstücke).
beneidenswert!Ich arbeite ausschließlich mit eingenem Kompost und Hornmehl, ab und zu auch Steinmehl. Mit Grasschnitt wird viel gemulcht. Allerdings ist mein Kompost mit Hühnchenmist angereichert, von meinen Eigenen. Zudem bin ich in der glücklichen Lage, hier auf einem fruchtbaren Boden zu gärtnern.

Re:Naturnaher Gartenbau ohne Nutztierderivate

Verfasst: 7. Mai 2010, 11:11
von Lehm
Und das Heu kauft man beim nutztierhaltenden Bauern?
Heu kann man auch ohne Nutztiere produzieren. Aber es ist für mich klar, dass nicht der ganze Garten aus Gemüsebeeten besteht, sondern eine Wiese Heu liefert.@Staudo:
Wer auf Einsatz tierischer Rohstoffe beim Gärtnern verzichten will, sollte Mineraldünger einsetzen, aber eben sparsam und mit Verstand.
Es gibt auch pflanzlicher Ersatz für tierische Dünger, Vinasse etwa oder Rhizinusschrot. Im Hobbybereich darf zudem die Frage gestellt werden, ob explizite Düngung notwendig ist, wenn man mulcht, kompostiert, gründüngt und extensiv anbaut. Mineraldünger nicht in Form von industriell bereitgestelltem "Kundstdünger" sondern in Form von Steinmehl, das nicht "Ur" sein muss.

Re:Naturnaher Gartenbau ohne Nutztierderivate

Verfasst: 7. Mai 2010, 11:16
von Anne Rosmarin
Ich kenne jemand, die nimmt zur Stickstoffzufuhr Brennesseljauche und andere Jauchen.Wer 20 Jahre mit einer kleinen Fackung Ferramol hinkommt, kann nicht viele Schnecken haben ;)

Re:Naturnaher Gartenbau ohne Nutztierderivate

Verfasst: 7. Mai 2010, 11:18
von Lehm
Ich kenne jemand, die nimmt zur Stickstoffzufuhr Brennesseljauche und andere Jauchen.
Viel Stickstoff hats nicht in Pflanzenjauchen. Ich verteile das Kraut lieber gleich so auf die Beete.

Re:Naturnaher Gartenbau ohne Nutztierderivate

Verfasst: 7. Mai 2010, 11:42
von Marsch_Düne
Die Frage mit dem Düngen stellt sich doch eh nur, wenn man viel ernten will, Gemüse, Getreide, Obst etc., oder Pflanzen ziehen möchte, die unter nährstoffreichen Bedingungen ihr Optimum haben (Giersch, Brennesseln.... ;D ). Ein Blüten- und Naschgarten ist auch völlig ohne Düngen möglich. Man muss halt seine Pflanzen danach auswählen.

Re:Naturnaher Gartenbau ohne Nutztierderivate

Verfasst: 7. Mai 2010, 12:06
von Brezel
Wer 20 Jahre mit einer kleinen Packung Ferramol hinkommt, kann nicht viele Schnecken haben ;)
Jetzt nicht mehr - das ist ja das Merkwürdige. Gekauft habe ich das Zeug, als ich an einem regnerischen Junitag vor lauter Schnecken nicht mehr treten konnte. Da waren die großen Packungen ausverkauft, ich habe nur noch eine kleine bekommen und an den Folgetagen ordentlich gestreut (konnte keine Schnecken mehr sehen!).Erst hinterher gelesen, dass man damit sparsam umgehen soll. Das hat dann aber auch funktioniert :)Da sind aber auch noch jede Menge Vögel, Eichhörnchen, Spitzmäuse und ein zuverlässiger Igel ;D(nein, es soll keine Produktwerbung sein, es war damals reine Notwehr, und ich habe mich überzeugen lassen, dass es von allen Übeln wahrscheinlich das geringste darstellt)

Re:Naturnaher Gartenbau ohne Nutztierderivate

Verfasst: 7. Mai 2010, 12:13
von Brezel
Ich kenne jemand, die nimmt zur Stickstoffzufuhr Brennesseljauche und andere Jauchen.
Viel Stickstoff hats nicht in Pflanzenjauchen. Ich verteile das Kraut lieber gleich so auf die Beete.
Hab ich früher auch gemacht, sowohl Jauche (olfaktorisch etwas ungünstig!) als auch Brennessel-Direktverwertung. Hat nach meinem Empfinden gar nichts gebracht.Rizinusschrot hatte ich auch immer im Hinterstübchen, ist mir aber noch nie über den Weg gelaufen. Müsste man mal testen...

Re:Naturnaher Gartenbau ohne Nutztierderivate

Verfasst: 7. Mai 2010, 13:52
von Lehm
Ist nicht ganz einfach zu bekommen. Landwirtschaftliche Genossenschaften führen sowas, wobei dann die Herkunft wieder oft nicht ganz durchsichtig ist, also ob da gespritzt wurde, lange Transporte und so. Ich bekam mal welchen von einem Kollegen, der Gärtner ist und ein spezielles Interesse dafür hat. Rhizinusschraot war ja v.a. aktuell, als in der BSE-Krise die Frage auftauchte, womit man denn überhaupt noch düngen soll. Vinasse in Bioqualität bekommt man leichter, seit auch hierzulande Biorübenzucker angebaut wird.

Re:Naturnaher Gartenbau ohne Nutztierderivate

Verfasst: 7. Mai 2010, 14:14
von tomma
Vielleicht kann man mit Glück auch irgendwo Trester bekommen, von einem Biobetrieb.

Re:Naturnaher Gartenbau ohne Nutztierderivate

Verfasst: 10. Mai 2010, 00:30
von Brezel
Nach eingehenden Recherchen bin ich jetzt von Zuckerrübenvinasse ja schon fast überzeugt! :)Stellt sich die Frage nach der Beschaffung. Der hiesige Gartenbedarfshandel kennt das nicht, ein Biobetrieb ist nicht in der Nähe.I-net: „Die Lieferungen erfolgen i.d.R. per Straßentankzug ….. min. 25 metrische Tonnen pro Destination ….“ :oVielleicht, wenn sich alle Biogärtner aus CH und D zusammenschließen…? ;)Oder günstig im 2,5 Liter-Kanister - wobei die Versandkosten den Preis praktisch verdoppeln... ::)Das muss ich mir noch überlegen :-\(oder ich miete ein Tanklager und mache hier ein Depot auf, für den flaschenweisen Verkauf an Kleinverbraucher 8))