cydorian hat geschrieben: ↑9. Jul 2024, 23:13
Seit Jahren werden ständig Sorten als Red Haven Nachfolger angepriesen. Immer mit kommerziell interessanteren Eigenschaften. Längeres Shelf Life, höhere Erträge, noch etwas mehr Fruchtgrösse drauf... aber die Fruchtqualität erreichen sie nicht.
Red Haven hat halt auch so seine Probleme. Braucht guten Boden, hat viel Kräuselkrankheit, immer absterbende Äste. Zumindest in meiner Lage.
Die Südwestmauer hatte schon ihre Vorteile, soviel zur Lage. Der Boden war schwer, das Pflanzloch habe ich im unteren Drittel mit Schotter und Sand aufgefüllt gemäß der Anleitung eines englischen Buches aus den Achtzigern.
Wuchsform war ein Fächerspalier an Drähten gespannt.
Immer absterbende Äste kenne ich überhaupt nicht. Es gab teilweise Zweigmonilia aber nur ganz vereinzelt und nicht in jedem Jahr sodass ich vor zwanzig Jahren gar nicht realisierte dass das Monilia gewesen ist.
Kräuselkrankheit: Ich habe den Red Haven niemals, auch nicht mit Kupfer, Netzschwefel gespritzt.
Die nach dem Erstaustrieb kräuselnden Blätter habe ich restlos zwischen Daumen und Zeigefinger abgeknipst. Raus kam jedes Mal ein mit Kräuselblätter gut gefüllter 10-l-Eimer. Dank Fächerspalier an der Mauer war das mit Leiter gut zu bewerkstelligen, konnte damals auch noch gut klettern ;-) Nach ca. 2 Wochen dann der zweite Durchgang mit Entfernung von Kräuselblättern.
Der Baum hat das ohne zu Mucken schadlos weggesteckt.
Als ich von dieser Behandlungsmethode einem gewissen Experten aus Österreich erzählte hat er mich Lügen strafen wollen und eindringlich darauf hingewiesen dass dadurch der Baum ernsthaften Schaden nimmt.
Dass ich spätestens seit diesem Telefonat Aussagen von "Berufspomologen" skeptisch gegenüberstehe versteht sich von selbst.
Ich will auch keine Empfehlung aussprechen Kräuselblätter abzunehmen, jeder Baum auch der gleichen Sorte, jeder Standort unterscheidet sich, aber bei mir hat es problemlos funktioniert mit dem Entfernen der Kräuselblätter.
Klar ist auch dass der Traufbereich an einer Mauer sehr viel weniger beregnet ist als in der freien Fläche. Von daher war der Fächerbaum klar begünstigt.
Mein Bruder hat übrigens einen Klon dieses Red Haven im Garten auf Sandboden stehen. Auch dieser Baum wurde noch nie gespritzt, das Blattwerk schaut überraschend gesund aus.
Ich bin da anderes gewohnt mit dem Royal Glory und musste am neuen Standort ohne Mauer in freier Lage neue Wege gehen. D.h. Spritzung mit Kupfer und auch Difenoconazol
Inwieweit die Empfindlichkeit dieses Baumes primär sorten-, oder standortbedingt ist lässt sich freilich nicht mit letzter Sicherheit sagen.
Von der Unterlage Adesoto findet sich in der Literatur wenig. Dafür dass der Baum seit 2019 steht ist er noch immer recht spärlich. Außer Kräuselkrankheit leidet er ziemlich heftig an Schrotschuss, auch an Zweigen und dürfte auch pseudomonasgeschwächt sein, falls ich das richtig zuordne. Auch Schrotschuss kam am alten Standort bei dem Red Haven nur sehr, sehr sporadisch vor sodass ich mir nie Gedanken darüber machen musste.
Dieses Teil zeigt von Anfang an diverse Rindenschäden, für mich ein Novum. Vielleicht bakteriell bedingt.
Weswegen ich auf der rechten Seite Äste abnehmen musste.
In der laufenden Saison hat er auch auf der rechten Seite unten wieder gut nachgetrieben und drei längere Ruten gebildet die ich heruntergebunden haben. Muss mal ein aktuelles Bild erstellen. Das Bild täuscht etwas, so gedrungen ist das Bäumchen nicht Höhe ~ 3 Meter.