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Pfirsichsorten (Gelesen 42175 mal)

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Obstliebhaber
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Re: Pfirsichsorten

Obstliebhaber » Antwort #150 am:

cydorian hat geschrieben: 9. Jul 2024, 23:13
Seit Jahren werden ständig Sorten als Red Haven Nachfolger angepriesen. Immer mit kommerziell interessanteren Eigenschaften. Längeres Shelf Life, höhere Erträge, noch etwas mehr Fruchtgrösse drauf... aber die Fruchtqualität erreichen sie nicht.

Red Haven hat halt auch so seine Probleme. Braucht guten Boden, hat viel Kräuselkrankheit, immer absterbende Äste. Zumindest in meiner Lage.


Die Südwestmauer hatte schon ihre Vorteile, soviel zur Lage. Der Boden war schwer, das Pflanzloch habe ich im unteren Drittel mit Schotter und Sand aufgefüllt gemäß der Anleitung eines englischen Buches aus den Achtzigern.
Wuchsform war ein Fächerspalier an Drähten gespannt.

Immer absterbende Äste kenne ich überhaupt nicht. Es gab teilweise Zweigmonilia aber nur ganz vereinzelt und nicht in jedem Jahr sodass ich vor zwanzig Jahren gar nicht realisierte dass das Monilia gewesen ist.
Kräuselkrankheit: Ich habe den Red Haven niemals, auch nicht mit Kupfer, Netzschwefel gespritzt.
Die nach dem Erstaustrieb kräuselnden Blätter habe ich restlos zwischen Daumen und Zeigefinger abgeknipst. Raus kam jedes Mal ein mit Kräuselblätter gut gefüllter 10-l-Eimer. Dank Fächerspalier an der Mauer war das mit Leiter gut zu bewerkstelligen, konnte damals auch noch gut klettern ;-) Nach ca. 2 Wochen dann der zweite Durchgang mit Entfernung von Kräuselblättern.
Der Baum hat das ohne zu Mucken schadlos weggesteckt.

Als ich von dieser Behandlungsmethode einem gewissen Experten aus Österreich erzählte hat er mich Lügen strafen wollen und eindringlich darauf hingewiesen dass dadurch der Baum ernsthaften Schaden nimmt.
Dass ich spätestens seit diesem Telefonat Aussagen von "Berufspomologen" skeptisch gegenüberstehe versteht sich von selbst.

Ich will auch keine Empfehlung aussprechen Kräuselblätter abzunehmen, jeder Baum auch der gleichen Sorte, jeder Standort unterscheidet sich, aber bei mir hat es problemlos funktioniert mit dem Entfernen der Kräuselblätter.
Klar ist auch dass der Traufbereich an einer Mauer sehr viel weniger beregnet ist als in der freien Fläche. Von daher war der Fächerbaum klar begünstigt.

Mein Bruder hat übrigens einen Klon dieses Red Haven im Garten auf Sandboden stehen. Auch dieser Baum wurde noch nie gespritzt, das Blattwerk schaut überraschend gesund aus.

Ich bin da anderes gewohnt mit dem Royal Glory und musste am neuen Standort ohne Mauer in freier Lage neue Wege gehen. D.h. Spritzung mit Kupfer und auch Difenoconazol
Inwieweit die Empfindlichkeit dieses Baumes primär sorten-, oder standortbedingt ist lässt sich freilich nicht mit letzter Sicherheit sagen.

Von der Unterlage Adesoto findet sich in der Literatur wenig. Dafür dass der Baum seit 2019 steht ist er noch immer recht spärlich. Außer Kräuselkrankheit leidet er ziemlich heftig an Schrotschuss, auch an Zweigen und dürfte auch pseudomonasgeschwächt sein, falls ich das richtig zuordne. Auch Schrotschuss kam am alten Standort bei dem Red Haven nur sehr, sehr sporadisch vor sodass ich mir nie Gedanken darüber machen musste.

Dieses Teil zeigt von Anfang an diverse Rindenschäden, für mich ein Novum. Vielleicht bakteriell bedingt.
Weswegen ich auf der rechten Seite Äste abnehmen musste.

In der laufenden Saison hat er auch auf der rechten Seite unten wieder gut nachgetrieben und drei längere Ruten gebildet die ich heruntergebunden haben. Muss mal ein aktuelles Bild erstellen. Das Bild täuscht etwas, so gedrungen ist das Bäumchen nicht Höhe ~ 3 Meter.


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Ivoch
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Re: Pfirsichsorten

Ivoch » Antwort #151 am:

Mein Vater hat vor Jahren ein Sämling neben dem Zaun gefunden und umgepflanzt. Daraus ist ein großer Pfirsichbaum geworden, mit großen und süßen Früchten, bei denen sich der Kern wirklich sehr leicht lösen lässt. Vor 2 Jahren hat er ein paar Kerne ausgesät - die meisten haben gekeimt und es sind einige kleine Bäumchen geworden, die dieses Jahr auch schon ein paar Früchte getragen haben. Nur lässt sich bei keinem der Kern lösen. Wie lässt sich das erklären? Und kann ich dann davon ausgehen, dass bei allen von dessen Kernen hochgezogenen Bäumchen auch keine Früchte mit löslichen Kernen produzieren werden? Oder ist es ein Zufall und man muss nur auf sein Glück hoffen? Ich dachte das ist nur bei veredelten Bäumen so?
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cydorian
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Re: Pfirsichsorten

cydorian » Antwort #152 am:

Schlechte oder stark wechselnde Wasserversorgung und Streßsituationen (z.B. Blattverluste) sorgen auch für Abnahme der Steinlöslichkeit.

Pfirsiche sind zwar selbstfruchtbar, aber bestäuben sich natürlich gerne gegenseitig. Bienen bringen Pollen anderer Bäume aus Kilometerentfernung. Verkreuzte Sämlinge haben natürlich nicht mehr alle Eigenschaften eines Elternbaumes.
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Re: Pfirsichsorten

Ivoch » Antwort #153 am:

Ok, dann kann ich nur hoffen, dass meine zwei Bäumchen vom gleichen Elternbaum (aber aus Früchten vom nächsten Jahr) doch steinlösende Früchte produzieren werden.

Ansonsten, spricht was dagegen sie mit Edelreiser aus dem Elternbaum zu veredeln? Oder könnte das Ergebnis dann suboptimal sein, krankheitsanfälliger oder so, wegen Inzucht?
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Re: Pfirsichsorten

thuja thujon » Antwort #154 am:

Du züchtest ja nicht wenn du veredelst, das ist nur klonen. Da sind keine neu gewürfelten Gene im Spiel.
Also der Mutterbaum wird auf den Wurzeln seiner Kinder im großen und ganzen so werden wie der Mutterbaum. Wenn die Sämlinge früher in den Saft gehen als die Wurzel vom Mutterbaum kann es zu mehr Frostschäden, Stammrissen und damit Sekundärinfektionen kommen, auch wenn die Unterlage nicht tief wurzeln möchte vertrocknet eher mal was wenn man nicht gießt usw. Es weiß halt keiner und niemand wirds rausfinden, wenns keiner probiert.
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cat1
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Re: Pfirsichsorten

cat1 » Antwort #155 am:

Mein Pfirsichbaum, als Red Haven gekauft, ist leider keiner :( Ich habe es vermutet. Habe ihn vor drei Jahren spät im Frühling bei Hofer (Aldi) verbilligt um 5€ wurzelnackt mitgenommen, aus Mitleid. Die Spitze war abgebrochen, was mir persönlich total egal war, die hätte ich sowieso abgeschnitten ;) Er wäre sonst am nächsten Tag entsorgt. Etikettiert als Redhaven, hergestellt in Holland, über die Veredelung stand folgendes: versteckte Veredelung, was auch immer das heißen mag. Zuhause ausgepackt – er hatte nur eine kleine Wurzel – ich dachte nicht, dass er überlebt. Trotzdem gewässert, gepflanzt, wollte ihm eine Chance geben. Eigentlich hatte ich bereits einen South Haven für Herbst vorbestellt ::)

Er hat überlebt und ist im ersten Jahr sehr gut gewachsen, habe ihn also gelassen, den South Haven verschenkt. Früchte gab es keine, ich war mit Kronenaufbau beschäftigt und war froh, dass er sich so gut entwickelt.

Letztes Jahr hat er gut getragen, allerdings waren die Früchte spät reif, rot, sehr süß, ohne Säure. Das hat mich schon stutzig gemacht. Diese "versteckte" Veredelung habe ich gründlich gesucht und nicht gefunden. Entweder ist sie perfekt versteckt, oder sie existiert nicht. Über Unterlage stand nichts, nur eben versteckte Veredelung ???

Da heuer (im dritten Jahr) es viele Früchte gibt, die noch immer nicht reif sind, habe ich heute einen Obstbaum-Spezialist kommen lassen. Sein Urteil war vernichtend – es ist nie und nimmer Red Haven, der Baum ist aus Kern gezogen, vermutlich Roter Ellerstädter.
Bild

Ich möchte aber Red Haven haben, der andere schmeckt zwar ganz gut, ist mir jedoch zu spät reif. Habe also zu Mittag online nach Red Haven gesucht und bin bei Dehner in der Nähe fündig geworden – 1 einziges Stück auf Lager, verbilligt, da Ausstellungsstück. Bin natürlich sofort hingefahren. Um knapp 17€, dreijährig, auf St. Julien A veredelt, da kann man doch nix falsch machen?
Bild

Der Plan ist – Vorgebirgsche Plüschprumm zieht um, Red Haven kommt. Die Nachbarn wollen den Kernechten haben. Darf man einen Baum dieser Größe nach 3 Jahren Standzeit umpflanzen? Wie machen wir das am besten, muss wahrscheinlich zwangsläufig gleichzeitig stark geschnitten werden? Darf ich in den gleichen Pflanzloch den neuen Pfirsichbaum setzen, Bodenaustausch?

Bei Picr geht gerade nix, Fotos liefere ich gleich nach! PS - erledigt!
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Re: Pfirsichsorten

Elro » Antwort #156 am:

cat1 hat geschrieben: 7. Sep 2024, 19:57 Letztes Jahr hat er gut getragen, allerdings waren die Früchte spät reif, rot, sehr süß, ohne Säure.
Da heuer (im dritten Jahr) es viele Früchte gibt, die noch immer nicht reif sind, habe ich heute einen Obstbaum-Spezialist kommen lassen. Sein Urteil war vernichtend – es ist nie und nimmer Red Haven, der Baum ist aus Kern gezogen, vermutlich Roter Ellerstädter.
Das wundert mich denn ich finde der Ellerstädter hat Säure, von wegen süß. Ist er weißfleischig?
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Re: Pfirsichsorten

thuja thujon » Antwort #157 am:

Mit ein bisschen Grünschimmer aber vor allem Rot um den Stein. Deshalb der Name.

Ob ich den großen umpflanzen würde weiß ich nicht. Kann gut gehen, muss aber nicht. Auf jeden Fall starker Schnitt und so viel Wurzel wie möglich mitnehmen.
Den neuen würde ich direkt in das Loch pflanzen. Daumendrücken, dass es auch ein Red Haven ist und nicht nur das Etikett eins ist. Und nebenbei, dreijährig im Topf, das glaube ich nicht. Eine Veredlung macht im Freiland im ersten Jahr gut 2m.
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Re: Pfirsichsorten

cat1 » Antwort #158 am:

Der Geschmack war süß, nicht sauer, mit einer seltsamen bitteren Note. Das Fruchtfleisch – nicht gelb und nicht weiß – grünlich, stennlösend. Ich glaube, das ist die Sorte. Wenn sie denn mal reif werden, mache ich Vergleichsfotos. Was ist mit versteckter Veredelung gemeint, Kopulation ???

Wir müssen das Umpflanzen probieren, mutwillig umbringen möchte ich ihn nicht. Das wäre denkbar herzlos – einst vor sicherem Tod gerettet, konnte ein Paar Jahren Freiheit genießen und nun eliminieren - das kommt nicht in Frage. Er ist so vital und gesund, vielleicht schafft er es.

Dass der neue 3 Jahre alt ist, glaube ich auch nicht, das hat die Verkäuferin gemeint. Ich finde, er sieht dennoch gut aus, im 10lt Topf, Wurzeln, Stamm und Okulation-Stelle sind in Ordnung, muss nur noch die richtige Sorte sein. Eins ist sicher – er muss bald aus dem kleinen Topf befreit werden.

Wann sollen wir die Aktion durchführen? Sobald wie möglich, oder besser nach dem Blattfall? Ist Bodenmüdigkeit nach 3 Jahren noch kein Thema? Danke euch für die Tipps!
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Re: Pfirsichsorten

Elro » Antwort #159 am:

cat1 hat geschrieben: 8. Sep 2024, 09:27 Der Geschmack war süß, nicht sauer, mit einer seltsamen bitteren Note. Das Fruchtfleisch – nicht gelb und nicht weiß – grünlich, stennlösend. Ich glaube, das ist die Sorte.
Grünlichweiß würde passen und wie thuja geschrieben hat rot um den Stein.
Die bittere Note ist das was nahe an den Wildpfirsichen durchkommt. Nicht umsonst gibt es Bittermandelaroma. Diese herbe Note hat auch mein Blutpfirsich auch und ist vollkommen normal. Da duftet sogar das Laub beim zerreiben danach. Aber das muß man mögen.
Viele sind die gelben Supermarktpfirsiche gewöhnt die meist nur süß ohne diesen tieferen Geschmack sind.
Liebe Grüße Elke
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