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Was macht eine Blüte zur "Bienenwiese"?
Verfasst: 4. Jun 2010, 11:16
von Torador
Hallo,also ich versuche gerade eine Neubauwüste in einen Garten zu verwandeln. Also möchte ich zuerst einen "Pflanzplan" machen und etwas Ordnung in meine Ideen bringen.Ich möchte einen ökologisch sinnvollen Garten planen und viele Bienen und Vogelgehölze und Blumen pflanzen. Bei der Durchsicht einiger Kataloge ist mir aufgefallen, dass es schwierig ist zu erkennen welche Blumen wirklich geeignet sind. Beim Bio-Gärtner hab ich gelesen, dass nur ungefüllte Blüten als Bienenwiese sinnvoll sind. In dem Katalog stehen wieder andere Blüten als sinnvoll drinn. Eine Subspezies gilt als Bienenfreundlich, die nächste nicht.. Ich finde das verwirrend, da man ja doch auf fast allen Blüten Bienen sehen kann. Also wie ist das nun wirklich?
Re:Was macht eine Blüte zur "Bienenwiese"?
Verfasst: 4. Jun 2010, 11:38
von Re-Mark
Bienen ernten von Blüten zwei Dinge: Pollen und Nektar. Der Pollen hat einen hohen Eiweißgehalt, wichtig um die Brut aufzuziehen. Nektar liefert Zucker, der ist wichtig als Treibstoff fürs Fliegen und bei Honigbienen um im Winter den Stock zu heizen. (Deshalb dürfte der Nektar bei Honigbienen auch einen größere Rolle spielen als bei Wildbienen.)Manche Pflanzen liefern nur Pollen (z.B. Hasel, Weide, ...), andere liefern hauptsächlich Nektar (Robinie?). Viele liefern beides, aber es ist auch entscheidend, wie groß der Aufwand für die Ernte ist. Wenn eine einzelne Blüte genug Nektar liefert, um die Honigblase voll zu machen ist das für die Biene natürlich viel besser, als wenn sie zwanzig Blüten dafür aufsuchen muss.Außerdem wichtig für die Bienen ist natürlich die Blütezeit. Zur Obstblüte z.B. ist das Nahrungsangebot normalerweise sehr gut, im Spätsommer/Herbst dagegen schlecht. Andererseits haben sich die Bienen natürlich auch an das Angebot angepasst und verbrauchen dann am meisten, wenn viel zur Verfügung steht. Es ist nun ziemlich schwierig zu sagen, welche Pflanzen am meisten bringen. Einerseits kann sich der Pollen- und der Nektarertrag durchaus von Sorte zu Sorte unterscheiden, andererseits spielen auch der Boden und das Wetter eine große Rolle. An manchen Standorten bzw. in manchen Jahren soll z.B. die Linde praktisch keinen Nektar liefern, in anderen Fällen wieder sehr viel. (Bei Wassermangel scheint sie die Nektarproduktion einzustellen.)Das mit den gefüllten Blüten würde mich auch näher interessieren. Soweit ich weiß sind in gefüllten Blüten die Staubblätter zu Blütenblättern umgebildet (im Prinzip aufgrund eines Gendefekts, der halt in dem Fall gewünscht ist). Wenn ich mir aber z.B. gefüllte Zierkirschenblüten ansehe, dann stelle ich fest, dass sich noch Staubbeutel an diesen Blütenblättern befinden. Vermutlich liefern die aber keinen Pollen mehr? Und ist die Nektarproduktion bei der Züchtung nur zufällig verloren gegangen oder trifft das auf alle gefüllten Blüten zu? Keine Ahnung.In gefüllten Rosen finden sich ja auch durchaus noch Staubgefäße. Aber an diesen einfachen Wildrosen summt und brummt es ungleich mehr...Ich sehe übrigens keineswegs "auf fast allen Blüten Bienen". Ist das bei dir wirklich so? Grüße,Robert
Re:Was macht eine Blüte zur "Bienenwiese"?
Verfasst: 4. Jun 2010, 16:58
von Torador
Danke Robert!Da sind ja schon einige Fragen geklärt. Also der Arbeitsaufwand ist entscheident. Eigentlich sehr logisch, aber für einen Laien nicht zu erkennen.In einigen Katalogen wird ja darauf hingewiesen, aber die Infos sind sehr unterschiedlich. Das Boden und Wetter auch noch einen Einfluß haben, damit hätte ich nun nicht gerechnet. Aber klar, wenn die Pflanze nicht optimal versorgt wird, dann kann sie auch nicht "produzieren".Staubblätter zu Blütenblätter umgebildet? Wow, ich bin ja Anfänger und bin immer wieder erstaunt

Okay, hab leider einige Jahre keinen Garten mehr gehabt. Möglicherweise brummt es nicht auf jeder Blüte. Bei meinen Eltern sah es immer so aus, aber das waren Momentaufnahmen und keine Langzeitbeobachtungen

Ich finde das Thema auf jeden Fall sehr spannend!
Re:Was macht eine Blüte zur "Bienenwiese"?
Verfasst: 4. Jun 2010, 18:20
von frangge
Meinst du "Bienenweide"?

Kataloge würde ich da nicht zu Rate ziehen. Wichtig ist das ganze Jahr über Blüten anzubieten, besonders vor und nach der Obstbaumblüte.
Auf dieser Seite werden Trachtpflanzen hübsch aufbereitet. Als Buchtipp "Der Hummelgarten". Was den Hummeln schmeckt, kommt auch bei Bienen und Schmetterlingen gut an. Sämtliche Beerensträucher, besonders Johannisbeere und Stachelbeere wegen der frühen Blüte, sind sehr begehrt bei Hummeln. Und nebenbei gibt's ne leckere Ernte.

Konkret noch Lungenkraut, Lerchensporn und Christrose für das Frühjahr. Wilde Ochsenzunge, Natternkopf, Fingerhut, Königskerze und Sonnenblume für den Sommer. Und wenn du jetzt ein paar Quadratmeter Phacelia aussäst hast du schon in diesem Sommer eine rießige summende Fläche.
Re:Was macht eine Blüte zur "Bienenwiese"?
Verfasst: 4. Jun 2010, 18:39
von freitagsfish
Und wenn du jetzt ein paar Quadratmeter Phacelia aussäst hast du schon in diesem Sommer eine rießige summende Fläche.
wir haben das vor drei jahren mal gemacht. großartig! man hat das zeug danach allerdings auch immer im garten, was mich aber nicht stört.nichts läßt sich so leicht rausziehen wie phacelia, und wo es nicht stört, darf es bleiben. schöne blühfarbe für unseren garten!
Re:Was macht eine Blüte zur "Bienenwiese"?
Verfasst: 4. Jun 2010, 18:41
von lubuli
extrem beliebt ist auch das bergbohnenkraut zur blüte.
Re:Was macht eine Blüte zur "Bienenwiese"?
Verfasst: 4. Jun 2010, 19:43
von nicoffset
Und Lavendel erst! Bei uns summts und brummts die ganze Saison über - in der meterlangen Lavendelhecke.
Re:Was macht eine Blüte zur "Bienenwiese"?
Verfasst: 4. Jun 2010, 20:46
von Re-Mark
Die Sache mit den Bienen und den Blumen kann recht komplex werden, wenn man genauer hinschaut. Z.B. markieren Bienen bereits leergesaugte Blüten.
http://www.zeit.de/1967/35/Bienen-markieren-leere-BluetenManche Pflanzen haben ziemlich tiefe Blütenkelche, bei denen nur Hummeln den Nektar erreichen. (Die Gartenhummel soll einen dreimal längeren Saugrüssel haben als eine Honigbiene.) Wenn es auch für die Hummel zu tief ist kann es vorkommen, dass diese einfach von der Seite ein Loch in den Kelch beißt.
http://www.oekowerk.de/pages/blbiene.htmManchmal hört man Hummeln recht hochtourig surren, obwohl sie nicht fliegen. Früher dachte ich, die wären irgendwie verletzt o.ä.. In Wirklichkeit können Hummeln ihre Flügel von den Flugmuskeln abkoppeln. Sie lassen ihre Muskeln dann im Leerlauf 'aufheulen' und erzeugen so Wärme, um auf Betriebstemperatur zu kommen. (Honigbienen fliegen erst bei etwa 10°C Lufttemperatur aus, Hummeln schon bei deutlich geringeren Temperaturen.)Außerdem wenden Hummeln ihr Leerlaufsummen an, um Blütenstaub aus Blüten herauszuschütteln.Bienen sehen anders als wir, ihr Frequenzspektrum ist zu kürzeren Wellenlängen verschoben. Sie können im Ultraviolettbereich sehen, dafür nehmen sie Rot nicht wahr, es ist für sie schwarz. Deshalb kann man normalerweise davon ausgehen, dass rote Blüten von der Natur nicht für Bienen vorgesehen sind (sondern z.B. für Kolibris). Roter Klatschmohn z.B. ist aber wohl trotzdem für Bienen interessant, das liegt daran, dass die Blüten auch im UV-Licht reflektieren.
http://de.wikipedia.org/wiki/UV-MalIch meine neulich irgendwo gelesen zu haben, dass manche Blüten ihr Aussehen im UV-Bereich mit der Zeit ändern und so für die Insekten schon von weitem gewissermaßen ihre 'Frische' sichtbar ist. Ich finde allerdings die Quelle gerade nicht.Bienen, Hummeln & Co scheinen eigentlich nicht unbedingt auf auffällige Blüten angewiesen zu sein, wie man an Johannisbeeren und Stachelbeeren sehen kann. Obwohl deren Blüten zumindest für uns klein, grün und unauffällig wirken, sind sie bei Bienen und Hummeln außerordentlich beliebt.Ein paar konkrete Attraktionen aus eigener Erfahrung:
Kornelkirsche ist eine der ersten Blüten. Honigbienen sind dann meist noch nicht unterwegs, aber evtl. manche Wildbienen oder Hummeln?
Erica/Schneeheide bietet im Frühjahr noch vor der Obstblüte gute Nahrung. Kann man gut mit
Krokussen kombinieren.
Kirschblüten enthalten mehr Nektar als Apfelblüten. Und es gibt sehr viele Arten aus der Gattung
Prunus .
Johannisbeeren und
Stachelbeeren sind ja bereits oben erwähnt.
Rhododendren sind durchaus beliebt. Rhododendronhonig ist für Menschen übrigens giftig, aber für Bienen nicht, wenn ich mich richtig erinnere.
Himbeeren und
Brombeeren bieten vielen Insekten Nahrung.
Sonnenblumen sind etwas feines, gerade auf Neubaugrundstücken. Man sollte aber Sorten bevorzugen, denen noch nicht der Pollen weggezüchtet wurde.
Borretsch ist für die Summer eine große Attraktion.
Bohnenkraut wurde ja schon genannt, ich möchte noch ergänzen: auch etliche
Thymian arten sind sehr gute Bienen/Hummelweide. Eine der letzten guten Trachtpflanzen im Jahresverlauf ist blühender
Efeu . Hier ist noch ein Trachtkalender, hinter jeder Pflanze stehen zwei Zahlen, die die Ergiebigkeit an Nektar und an Pollen angeben. Ähnliche Trachtkalender gibt es noch mehr im Netz.
http://sites.google.com/site/imkervereinladenburg/trachtkalenderGrüße,Robert
Re:Was macht eine Blüte zur "Bienenwiese"?
Verfasst: 4. Jun 2010, 22:29
von löwenmäulchen
Geradezu euphorisch werden Bienen und Hummeln hier bei den Blüten der Rosa rugosa und der Stockrosen. Da ist so richtig fett Pollen drin, sie wälzen sich geradezu darin, ekstatisch summend, das ist immer wieder putzig zu beobachten.
Re:Was macht eine Blüte zur "Bienenwiese"?
Verfasst: 5. Jun 2010, 10:11
von altrosa
Aus eigener Anschauung:Gehölze: Mandschurischer Ahorn, Kornelkirsche, Sauerkirsche, Rosa moyiesii, Viburnum bodnantense, Lavendel Stauden: Schneeheide, Wald-Geissbart, Agastachen, Minzen, alle Lauche, Dost, Thymian, Efeu, Johanniskraut, Herbstsedum, FlockenblumeZweijährig: Vergissmeinnicht, Goldlack, Wilde Möhre
Re:Was macht eine Blüte zur "Bienenwiese"?
Verfasst: 8. Jun 2010, 08:52
von frida
wilder Wein im Herbst
Re:Was macht eine Blüte zur "Bienenwiese"?
Verfasst: 8. Jun 2010, 18:28
von anfänger
Hydrangea paniculata (Rispenhortensie) im Spätsommer. Da sind bei mir viele Bienen und Hummeln zu sehen.
Re:Was macht eine Blüte zur "Bienenwiese"?
Verfasst: 8. Jun 2010, 18:46
von Blaumeise
Bei uns ist Echinops ritro (Kugeldistel) der Hit - in der Blütezeit ist es in deren Nähe gradezu gefährlich. Verblühtes zurückschneiden, dann gehts nochmal los.
Re:Was macht eine Blüte zur "Bienenwiese"?
Verfasst: 8. Jun 2010, 19:01
von marygold
Bei Bienen sind auch die ungefüllten Dahlien sehr beliebt, die Blüten tropfen regelrecht voller Nektar.
Re:Was macht eine Blüte zur "Bienenwiese"?
Verfasst: 8. Jun 2010, 19:05
von Pewe
Durch die späte Blüte ist der
Bienenbaum sehr zu empfehlen.