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Monologe im Garten
Verfasst: 25. Feb 2011, 14:05
von Paulownia
Manchmal frage ich mich, warum ich dies mache. Ich könnte es mir leisten eine Firma zu beauftragen. Aber trotz allen Frust und den kleinen Erfolgen macht es mir Spass. Selber zu modellieren, zu pflanzen. Wieso lasse ich mir nicht einfach eine Ladung Steine schicken. Den Rindenmulch anliefern, statt ihn vom Wegesrand zu kratzen. Doch dann bekomme ich nach der Schinderei die Belohnung. Wie schön es doch aussieht. Alles selbst erschaffen.Schade, nicht immer werde ich so belohnt.Wie heute. Das ist mal wieder so ein Tag wo ich alle Beete in Frage stelle. Nichts gefällt mir so wirklich. Auf diesem Beet steht zu viel, auf dem anderen zu wenig. Das nächste ist planlos erstellt. Ja ich weiß, das sind so Phasen, gerade jetzt wo die Vegetation noch zaghaft ist, wo Einiges noch gar nicht sichtbar ist. Aber über meine neu gepflanzte Schneeglöckchenwiese kann ich mich freuen. Herrlich diese vielen Schneeglöcken vor der Stachyurus. Bald wird sie blühen. Die Knospen sind schon ganz prall. In ein paar Jahren wird das prächtig aussehen. Vielleicht sollte ich doch noch einen kleinen Busch vorsetzen. Na mal sehen, soll es sich erstmal entwickeln. Ich gehe weiter und rätsele bei jeder Pflanze die ich im Herbst gepflanzt habe, ob sie auch wiederkommt. Natürlich kommen sie, ich bin zu ungeduldig.Letztes Jahr war es genauso. Dieses Bangen, dass auch ja alles wiederkommt, einfach blöd. Wer soll sie denn weggenommen haben. Das einige frisch gesetzten Stauden dem Maulwurf zum Opfer gefallen sind ist ja normal und das die neu gesetzten 100 Tulpenzwiebeln allesamt vom Fasan aufgefuttert wurden, weiß ich ja schließlich. Auf die brauche ich nicht mehr zu hoffen.Dafür belohnen mich meine Iris mit einer schönen Blüte so früh im Jahr. Sie schaffen es tatsächlich sich durch den Thymianteppich zu bohren.Nein, so übel ist mein Garten nun auch wieder nicht. Ich habe noch viel zu schaffen, aber die süssen kleinen Vorfrühlingsblüher sind doch schon ein kleiner Lichtblick. Habt Ihr auch öfter solche Monologe?
Re:Monologe im Garten
Verfasst: 25. Feb 2011, 14:11
von Staudo
;)Ich kenne das auch, dass man scheinbar gedankenlos im Garten (oder Park) steht und dabei Gedanken wälzt. Und dann fängt man an zu lächeln und holt ein Gartengerät.
Re:Monologe im Garten
Verfasst: 25. Feb 2011, 14:12
von wollemia
Manchmal frage ich mich, warum ich dies mache. Habt Ihr auch öfter solche Monologe?
Ja.Die Antwort ist ähnlich wie bei der Frage: "Warum koche ich selbst, anstatt Fertiggerichte zu mir zu nehmen oder mich bekochen zu lassen"?
Re:Monologe im Garten
Verfasst: 25. Feb 2011, 14:14
von Lehm
Wer sich den Garten bestellen lässt, ist kein Gärtner, sondern ein Gartenbesitzer.
Re:Monologe im Garten
Verfasst: 25. Feb 2011, 14:18
von Zwiebeltom
Ich sitze derzeit abends vorm Einschlafen vor den eingetopften Pleione-Bulben und schaue die einfach nur an. Natürlich passiert bei denen von einem auf den anderen Tag nichts, aber ich schaue sie dennoch an. Jeden Abend.

Re:Monologe im Garten
Verfasst: 25. Feb 2011, 14:20
von Lehm
Echt süss!

Re:Monologe im Garten
Verfasst: 25. Feb 2011, 14:37
von macrantha
Ich schau Dir auf die Bulben - Kleines!

Re:Monologe im Garten
Verfasst: 25. Feb 2011, 14:38
von altrosa
Ein Nachbar hat mir einmal gesagt: es ist so schön zu sehen, wie du dich im Garten mit deinem Kompost unterhältst.
Re:Monologe im Garten
Verfasst: 25. Feb 2011, 15:22
von Rieke
es ist so schön zu sehen, wie du dich im Garten mit deinem Kompost unterhältst.
Aber dann ist das ja kein Monolog
Re:Monologe im Garten
Verfasst: 25. Feb 2011, 15:24
von Treasure-Jo
Wer sich den Garten bestellen lässt, ist kein Gärtner, sondern ein Gartenbesitzer.
Das ist sehr schwarz/weiß gemalt ! Wo bleiben die unzähligen Zwischentöne!Man kann sehr wohl Gärtner sein, und seinen Hof von einer Fachfirma pflanzen lassen. Mann kann sehr wohl Gärtner sein, und einen Baum von einer Firma fällen und entsorgen lassen....Man kann seinen Garten planen, aber körperliche Arbeiten erledigen lassen.Wer rein garnichts in seinem Garten macht (noch nicht mal plant), nur der ist in der Tat kein (aktiver) Gärtner.
Re:Monologe im Garten
Verfasst: 25. Feb 2011, 15:30
von Eva
Natürlich muss man täglich gucken nach dem Garten und immer wieder mit den Dingen und den Pflanzen sprechen. Sonst wissen die ja nicht, dass man sich kümmert und sorgt und nehmen ihre Aufgabe womöglich auf die leichte Schulter. Das hält aber derzeit meinen Garten auch nicht von der Froststarre ab. Immerhin bequemen sich jetzt langsam die Schneeglöckchen. Und unter der Laubschicht keimt das Unkraut

Re:Monologe im Garten
Verfasst: 25. Feb 2011, 15:41
von Treasure-Jo
Ich monologe nicht im Garten, aber ich dialoge mit Garten, Menschen, Raum und Pflanzen.
Re:Monologe im Garten
Verfasst: 25. Feb 2011, 16:01
von pearl
Paulownia, dieses Ringen mit der Materie, diese Zweifel und Abgründe und mittendrin diese Jubelschreie überraschendes zu entdecken, totgeglaubtes ... zufriedene Augenblicke und der ersehnte erste Zitronenfaltertag. Ja, so ist Gärtnern für mich auch.
Re:Monologe im Garten
Verfasst: 25. Feb 2011, 16:43
von Christina
Paulownia, so, und nicht anders, so soll es sein!Was habe ich früher meinen Vater immer belächelt, als er täglich ganz in sich versunken seine Runden im Garten drehte, den Kopf immer zur Erde geneigt. Was, in aller Welt fragte ich mich, was soll sich da innerhalb 24 Stunden geändert haben?Heute lächeln andere über mich, wenn ich meine Runden drehe, aber sollen sie doch, sie wissen gar nicht was ihnen entgeht!
Re:Monologe im Garten
Verfasst: 25. Feb 2011, 17:56
von Paulownia
Schön, dass ich nicht alleine da stehe.

Der Reiz eines Garten-Monologs ist für mich, daß man mit sich selbst redet, hinterfragt, kritisiert und befürwortet. Im Gegensatz zum Dialog, der eigentlich immer und sei es nur unterschwellig ein Feedback fordert.Wie Staudo so schön schrieb: 'Dass man scheinbar gedankenlos im Garten steht und dabei Gedanken wälzt.'