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Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 12. Feb 2012, 10:01
von Treasure-Jo
Was macht gute Gestaltung eines Gartens aus?Es gibt eine ganze Reihe von Threads, die sich mit ganz konkreten Gestaltungsthemen im Garten befassen, seien es Beete, Pflanzenkompositionen, Sitzplätze, Vorgärten, Wege, oder andere individuelle Gartenprojekte. Jedoch kein Thread befasst sich mit der Gestaltung an sich.Manche werden sagen: "Gute Gestaltung ist rein persönliche Geschmackssache." Diese Meinung teile ich nicht. Ich sage provokativ: Gute Gestaltung ist alles andere als (reine) Geschmackssache.Jede Art von Gestaltung ist ganz sicher geprägt von einer individuellen, persönlichen Handschrift und Formensprache. Dennoch gibt es künstlerische, architektonische, technische, ja sogar mathematische Gestaltungskriterien, an denen jede Art von Gestaltung gemessen werden kann. Es gibt allerdings kein einfaches Messinstrument dafür, glücklicherweise. Neben objektiven Messkriterien wird die Beurteilung einer 'guten' Gestaltung immer auch durch unsere Intuition, individuelle Persönlichkeit, Erfahrungen oder kulturelle Kontexte geprägt sein.Lt. Vitruv (Rom, 1. Jahrhundert v. Christus) sollen unsere Bauten drei Merkmale haben:Utilitas (NützlichkeitFirmitas (Stabilität, Dauerhaftigkeit)Venustas (Anmut)Gilt das nicht auch für Gärten? Aus der Neuzeit möchte ich H. Prof. Dirk Junker (aus DEGA Galabau, Ausgabe 2/2012) zitieren:Drei Aspekte machen eine gute, gelungene Gartengestaltung aus:Individualität und EinzigartigkeitBerücksichtigung von Zeit-Raum (Anm: damit auch Gestaltung und Schaffung von Räumen)Sinnlichkeit (Anm.: impliziert auch das Zusammenspiel von Architektur und Natur)Last but not least ein Zitat aus WIKI:"Gestaltung im engeren Sinne ist die bewusste, verändernde Einflussnahme auf die ästhetische Erscheinung von Dingen oder Zusammenhängen, also auf unmittelbar sinnlich wahrnehmbare Phänomene (wie Räumen, Objekten, Handlungen, Bewegung usw.). Beispiele sind die Bereiche der Kunst, sowie die verschiedenen Designbereiche als Gestaltung von Produkten, Grafik, Mode, Architektur usw. (...) oder Umfeldgestaltung." Das soll erstmal als Anregung für eine fruchtbare und kontroverse Diskussion reichen....

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 12. Feb 2012, 10:10
von Mediterraneus
Du vergisst die wesentlichen Punkte "Zufall" bzw. "Natur"So manch tolle Gestaltung ist ganz von alleine passiert ;)

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 12. Feb 2012, 10:19
von Treasure-Jo
Das habe ich keineswegs vergessen. Mit Gestaltung meine ich primär (siehe WIKI), die von Menschen geschaffenen (=gestalteten) Werke, im Gegensatz zu einer zufälligen Entstehung ohne menschliches Zutun. Im weiteren Sinne impliziert dies (fast!) jedes menschliche gestalterische Werken und Tun in einem Garten, sprich vom Einsetzen einer einzelnen Pflanze oder eines Objekts, den Pflanzschnitt, Pflege, dem Bepflanzen eines Beetes, die gestaltung von Wegen und Räumen, bis zur komplexen, bewußten Planung und Umsetzung eines gesamten Gartens. Selbstverständlich stecken in jeder Gestaltung auch immer unbewußte, intuitive Gestaltungselemente.Aber: Eine gute Gestaltung, insbesondere die eines Gartens, lässt dem Zufall und der Dynamik der Natur den gebotenen Raum und die Zeit.

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 12. Feb 2012, 10:24
von Herr Dingens
Ich finde, dass Weglassen ein wesentliches Element ist. Weglassen als bewusstes Gestaltungselement könnte manchen Garten mächtig verschönern und verzaubern 8)

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 12. Feb 2012, 10:29
von Treasure-Jo
H. Dingens,sehr schön (auf das Wesentliche reduziert) formuliert. Das sehe ich auch so. Wie bei einem guten Gericht kommt es meines Erachtens auf die 'richtigen' qualitativ hochwertigen Zutaten an, so wenige wie möglich, so viele wie nötig. Die Zutaten müssen zusammenpassen, eine harmonische Einheit bilden und dürfen dennoch facettenreich, auch provokativ sein. LGJo

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 12. Feb 2012, 10:35
von Staudo
Zwei Extreme eines gut gestalteten Gartens sind meiner Ansicht nach der Pfarrgarten in Saxdorf sowie der Garten in den Wiesen. Der eine ist ungeordnet gewachsen, es gibt keine klare Struktur, es wird scheinbar planlos gepflanzt und trotzdem ist der Garten wunderschön. Der andere wurde von einem Gartenarchitekten angelegt. Es gibt klare und geplante Sichtbeziehungen, die Bepflanzung erfolgt überlegt und auch dieser Garten ist eine Augenweide.

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 12. Feb 2012, 10:36
von sonnenschein
Du vergisst die wesentlichen Punkte "Zufall" bzw. "Natur"So manch tolle Gestaltung ist ganz von alleine passiert ;)
Aber ist das wirklich eine "Gestaltung"? Vielleicht eine schöne Anlage oder so. Aber für eine Gestaltung gehört für mich auch eine "Idee" dazu, die dann umgesetzt wird.

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 12. Feb 2012, 10:43
von Mediterraneus
Du vergisst die wesentlichen Punkte "Zufall" bzw. "Natur"So manch tolle Gestaltung ist ganz von alleine passiert ;)
Aber ist das wirklich eine "Gestaltung"? Vielleicht eine schöne Anlage oder so. Aber für eine Gestaltung gehört für mich auch eine "Idee" dazu, die dann umgesetzt wird.
Klar, aber diese Idee passt vielleicht nicht zum Klima, Boden, Gärtner. Der Garten verwandelt sich dann ggf. selbstständig und wirkt dadurch viel stimmiger. (z.B. verschwinden bestimmte Pflanzen, andere siedeln sich von alleine an)Bei manchen Gärten ist es ganz gut so, wenn die gedachte Idee nicht durchsetzbar ist ;)

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 12. Feb 2012, 10:43
von Treasure-Jo
@Staudo,danke für die beiden tollen Beispiele.Die Natur ist glücklicherweise in der Lage, auch ohne uns (überheblichen, alleswissenden) Menschen, die wundervollsten 'Gärten' zu schaffen. Genaugenommen stören wir nur in der Natur. ;)LGJo

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 12. Feb 2012, 10:44
von sonnenschein
Aber dann wars eben keine gute Gestaltung!

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 12. Feb 2012, 10:47
von Treasure-Jo
Aber ist das wirklich eine "Gestaltung"? Vielleicht eine schöne Anlage oder so. Aber für eine Gestaltung gehört für mich auch eine "Idee" dazu, die dann umgesetzt wird.
Klar, aber diese Idee passt vielleicht nicht zum Klima, Boden, Gärtner. Der Garten verwandelt sich dann ggf. selbstständig und wirkt dadurch viel stimmiger. (z.B. verschwinden bestimmte Pflanzen, andere siedeln sich von alleine an)Bei manchen Gärten ist es ganz gut so, wenn die gedachte Idee nicht durchsetzbar ist ;)
Genau das wäre dann schlechte Gestaltung. Eine gute Idee alleine reicht nicht. Gute Garten-Gestaltung berücksichtigt und beinhaltet imer auch ökologische, botanische Bedürfnisse von Pflanzen. Anm.: Sonnenschein war schneller! Sehe ich auch so...

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 12. Feb 2012, 11:01
von Starking007
Aus einem Thread 10.2010:Und die drei Grundregeln der Gartengestaltung einhalten:Harmonie, Symmetrie (ist nicht immer geometrisch gemeint) und Bescheidenheit.

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 12. Feb 2012, 11:01
von gartenfex999
HalloIch bin der Meinung, die Form (Gestaltung) soll der Funktion untergeornet sein.Wobei es auch eine "Funktion" sein kann, das ein Garten nur "Schön" und zur Entspannung da zu sein hat. Das ergibt in meinen Augen automatisch ein in sich schlüssges Konzept. Dies bedeutet nicht, das jedes Konzept jeder für sich machen würde. Aber ich glaube, alle kennen das Gefühl, ein Garten wäre stimmig, ohne es genau begründen zu können warum.

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 12. Feb 2012, 14:35
von Katrin
Ich bin der Meinung, man darf nicht zuviel darüber nachdenken. Dann wirkt es künstlich, leblos, fremdgesteuert (sind böse Vorurteile, ich weiß).

Re:Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 12. Feb 2012, 14:48
von planwerk
Ein guter Haus-Garten muss zuallererst zu seinem Nutzer passen, wir schauen oft wie sich die Wohnräume zeigen und daraus ergibt sich schon die erte grobe Richtung. Weiter sollte die Architektur des Hauses einfliessen und natürlich der Naturraum, der wichtig ist für die zu verwendenten Materialien. Juraklötze gehören nicht in ein Sandsteingebiet.Bei den Pflanzen fliesst natürlich die Vorstellung des Bauherren und der vorgefundene Standort ein.Aber das ist kein festes Schema, oft spielt der Zufall mit oder vorgegebene historische oder neue Strukturen.