wie entstehen Arten? Fasst man das als biologische Frage auf, dann läuft das darauf hinaus, dass man die morphologische Diversität und die reproduktive Isolation während der Evolution erklären muss.Bristlecone benennt beide Pole. In der Zoologie wird reproduktive Isolation als dominantes Kriterium verstanden, in der Botanik wird die morphologische Diversität als Kriterium zu einer Artbestimmung vorwiegend herangezogen. Dann gibt es noch die Verwirrung in den Köpfen der Laien. Dass alles, was die gleichen morphologischen Merkmale hat zu einer Art gehört und alles was sich
morphologisch voneinander unterscheidet, das gehört zu verschiedenen Taxons.So ist es aber nicht. Biologisch gesehen. Wenn das so wäre, dann hätte man es mit Klonen zu tun.Manche Pflanzen machen Klone. Selbstklonierung. Ramets bei Leberblümchen durch stufenweises absterben der Verbindungen zwischen den Ramets oder Verrottung der Verbindungen wie bei Haselwurz,
Asarum europaeum. Weil solche Fortpflanzungsmuster bei Pflanzen häufig sind hält sich das Vorurteil, dass Mitglieder einer Pflanzen Art praktisch identisch seien, mindestens aber gleich aussehen, also morphologisch nicht zu unterscheiden.Immer wieder gerne zitiere ich Cor van Gelderen, der auf die taxonomische Verwirrung bei den Hydrangea, speziel der
Hydrangea aspera bemerkte, das Publikum bestehe ja auch aus Individuen einer einzigen Art. Trotzdem sähen wir alle verschieden aus. So ist das mit Arten. Es gibt also verschiedene Artkonzepte und die werden je nach Kontext und Diskurs, Sinn und Zweck angewendet und eingesetzt. Der Biologe verwendet die Taxons als Termini um sich mit seiner Publikation der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zu zeigen. Findet seine Veröffentlichung Anklang, dann werden die Taxons und Termini und das ganze
paper zitiert. Jeder Wissenschaftler ist frei dieser oder jener Publikation zu folgen und eine Veröffentlichung ist dann
outstanding, wenn eben viele folgen.Dem Linné sind viele gefolgt. Heute in der Botanik zu publizieren ist nicht mehr so prickelnd. Allerdings ist es für diejenigen attraktiv, die unbedingt eine Publikation brauchen. Warum auch immer. Gelegentlich ist es ein Atman-Projekt, egal. Auf jeden Fall haben wir unseren Reichtum an Namen und Umbenennungen solchen Aktivitäten zu verdanken.Ursprünglich hatten wir also einKünstliches, taxonomisches, phänotypisches und
morphologisches Artkonzept.Dann hat E. Mayr ein biologisches Artkonzept definiert. Auf der Grundlage der reproduktiven Isolation in topographisch getrennten Vorkommen bilden sich in mehreren Stufen neue Taxons mit ökologischer Diversität, Kreuzungsbarrieren und später dann genetische Diversität heraus.Es gibt noch ein ökologisches Artkonzept. Ein genetisches Artkonzept,ein evolutionäres Artkonzept von G. G. Simpson undein phylogenetisches Artkonzept. Für den Gärtner ist es immer das beste, wenn er die Pflanzen bei dem Namen nennt, der in der Kommunikationsmenge, in der er sich gerade befindet und in der er sich verständigen will, üblich ist. Es geht bei der Nomenklatur nur darum sich auszutauschen und Missverständnisse zu vermeiden.Gut, es gibt da eine Einschränkung. Es gibt auch gärtnernde, die nur "Echte Spezies" haben wollen.

Die ganzen "überzüchteten" Kulturpflanzen sind allerdings auch natürlich entstanden. Die Anlagen bringen sie ja selber mit. Das ist anders als beim Plastik. Trotzdem. Zivilisationsmüde Menschen wählen natürlich immer die einfachen Dinge und der geschulte Geschmack wird ganz sicher auch die ursprünglichen, unverfälschten und ungekünstelten Blumen lieben. Art hin oder her.