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Koniferen-Stecklings-Erfahrungen gesucht für Cathaya argyrophylla
Verfasst: 21. Aug 2012, 11:54
von Gartenplaner
Hallo allerseits,die Suche hat leider nix ausgespuckt zu Stecklingsvermehrung von Koniferen - deshalb mach ich mal ein eigenes Thema auf.Zur Vorgeschichte:Über die Wollemia nobilis und andere spezielle Koniferen, vor allem "lebende Fossilien", bin ich auf Cathaya argyrophylla aufmerksam geworden, als ich einen Mesophytikum-Hain in meinem Garten plante siehe hier:
http://forum.garten-pur.de/index.php?bo ... t=0Cathaya argyrophylla ist ein sogenanntes "lebendes Fossil", der Baum war aus Fossilienfunden bekannt, bevor er 1955 quicklebendig in China wiederentdeckt wurde.Leider erhielt er aber nicht die Aufmerksamkeit und Verbreitung wie der Urweltmammutbaum, Metasequoia glybtostroboides, erst in den 1990er wurde vermehrt Saatgut aus China ausgeführt und hauptsächlich in den USA versucht, zu vermehren.Die Baumschule SCIA Wittboldt-Müller in Verden bei Bremen hat um 2000 rum Aussatversuche gemacht, davon gingen einige Pflänzchen an Liebhaber, z.B. in der Gegend von Osnabrück, wo ein netter Mensch seit 2007 ein Bäumchen in seinem Garten hat.Er hat auch schon eine Stecklingsvermehrung gemacht und mir seine Erfahrungen mitgegeben.Ansonsten ist der Baum im Verkauf eigentlich fast gar nicht zu bekommen - der Baumschule in Belgien, die ich als Kaufadresse erhalten hatte, sind die Stecklinge letzten Winter alle erfroren usw.Dies ist umso trauriger, weil der Baum in seinem Verbreitungsgebiet in China, welches recht klein ist, akut vom Aussterben bedroht ist - da wäre eine Verbreitung in Gärten in aller Welt ein Beitrag zur Arterhaltung wie bei Wollemia nobilis, einem weiteren lebenden Fossil.Ich hatte nun das Große Glück, an Stecklingsmaterial zu kommen!

Allerdings bin ich kein versierter Pflanzen-, geschweige denn Koniferen-Vermehrer und wäre jetzt für so viele Tipps und Empfehlungen wie möglich dankbar!!!!Zumal es keine "offiziellen" Empfehlungen gibt, wie man Cathaya am besten durch Stecklinge vermehrt.Die Cathaya ist in die Gruppe der Kieferngewäche und dort in die Unterfamilie Lärchenartige eingeordnet - daraus leite ich die Vermutung ab, Vermehrungsstrategien von Pinus-Arten und Larix-Arten könnten hilfreich sein - allerdings hab ich auch darüber keine Infos

Insofern der Aufruf an alle Purler, doch ihre privaten Vermehrungserfahrungen mit Koniferen im Allgemeinen und Kiefern und Lärchen im Besonderen mitzuteilen - zur Erhaltung einer aussterbenden Art!



Wie ihr auf den Fotos seht, ist die Grundversorgung schon erfolgt - hab das Terrarium innen gänzlich desinfiziert, die Erdmischungen 15 minuten in der Mikrowelle sterilisiert und die Stecklinge vorm Pflanzen in Chinosol-Lösung desinfiziert.Ich hab 3 Erdmischungen ausprobiert:Aussaaterde mit Quarzsand gemischt, halb halbAussaterde mit Muschel-/Ziegel-/Holzkohlesplitt,jeweils ein Töpfchen von beiden Mischungen nochmal mit Gartenerde vermischt.Die eine Hälfte der Stecklinge habe ich mit Chrysal-Stecklingspulver behandelt, die andere Hälfte mit Clonex-Gel (enthalten beide 3-Indolbuttersäure in unterschiedlicher Konzentration, 0,25% und 3g/l)Wie ihr auf den Fotos sehen könnt, habe ich bei 2 Töpfen eine Heizmatte untergelegt, um die Bodentemperatur auf 24C° zu halten - die hat allerdings bis jetzt noch nicht heizen müssen

Wo ich sehr unsicher bin ist die Frage, wie ich im Winter verfahren soll????Weiter bei Zimmertemperatur und mit/ohne Bodenheizmatten?In kühlerem Raum mit/ohne Bodenheizmatten?In kalter, heller Garage mit/ohne Bodenheizmatten?Bin für alle Beiträge dankbar!!!Viele Grüße,Gartenplaner
Re:Koniferen-Stecklings-Erfahrungen gesucht für Cathaya argyrophylla
Verfasst: 21. Aug 2012, 12:07
von Staudo
In Bärtels' „Gehölzvermehrung“ steht zu Kiefernstecklingen, dass diese im Frühsommer von jungen Trieben gemacht werden. Nach Behandlung mit IBS haben die Stecklinge nach etwa vier Monaten Wurzeln (aber sicher nicht alle). Zu Larix steht in dem Buch, dass mit IBS behandelte Stecklinge auch im August möglich seien, die Anwachsrate beträgt etwa 40%.Im ersten Winter würde ich die Pflanzen auf alle Fälle kalt aber frostfrei aufstellen. Wenn sie im Dezember oder Januar in Trieb gehen, dürfte es das Todesurteil sein.
Re:Koniferen-Stecklings-Erfahrungen gesucht für Cathaya argyrophylla
Verfasst: 21. Aug 2012, 12:12
von Gartenplaner
Hallo Staudo,vielen Dank!Kalt aber frostfrei - ab welchem Zeitpunkt ungefähr?Und was mach ich mit der Bodenwärme?Hier hab ich zu Bodenwärme was gefunden:
http://www.biologie.uni-ulm.de/extern/w ... ing.htmDie scheinen sie zumindest dann ab Stecken bis Frühling zu geben...
Re:Koniferen-Stecklings-Erfahrungen gesucht für Cathaya argyrophylla
Verfasst: 21. Aug 2012, 13:09
von Staudo
Ich würde alles vermeiden, was die Pflanzen in Frühlingsstimmung bringt. Die Heizmatten würde ich ausschalten, sobald die Pflanzen erkennbar Wurzeln bilden.
Re:Koniferen-Stecklings-Erfahrungen gesucht für Cathaya argyrophylla
Verfasst: 21. Aug 2012, 13:18
von Gartenplaner
Ab wann würdest du sie kalt stellen?Ab November?Dezember?Und dann die Heizmatten auch ausmachen?ich denke, bis dann werden sie kaum schon sichtbar Wurzeln haben, wenn überhaupt.Wie ist denn erkennbar, ob sie Wurzeln gebildet haben?Doch eigentlich nur und erst, wenn Wurzelspitzen in den Abzugslöchern der Töpfe sichtbar werden, oder?
Re:Koniferen-Stecklings-Erfahrungen gesucht für Cathaya argyrophylla
Verfasst: 21. Aug 2012, 14:44
von Staudo
Wurzelbildung müsste man evtl. an einem insgesamt frischeren Aussehen erkennen. Vielleicht überwintern die Stecklinge auch ohne Wurzeln und bilden diese erst zum März? Sobald die Terminalknospe schwillt oder Wurzeln aus dem Topf gucken, würde ich die Pflanzen in ihrem Wachstum bremsen wollen.Allerdings habe ich zur Koniferenbewurzelung keinerlei eigene Erfahrungen.
Re:Koniferen-Stecklings-Erfahrungen gesucht für Cathaya argyrophylla
Verfasst: 21. Aug 2012, 14:58
von Gartenplaner
Ok....Naja - ich hab keine Erfahrungen zu jeglicher Pflanzenvermehrung, die über "ins Wasser stellen und abwarten" hinausgeht
Re:Koniferen-Stecklings-Erfahrungen gesucht für Cathaya argyrophylla
Verfasst: 22. Aug 2012, 16:27
von HappyOnion
Hallo Gartenplaner,absoluten Respekt für diese Aktion. In der Baumschule würden sie den Kopf über dich schütteln. Weder Kiefern noch Lärchen werden aktuell über Stecklinge vermehrt. Die Ausfallrate ist zu groß.Bei dieser Konifere würde ich unter Vermehrung von Schirmtanne (Sciadopitys verticillata) nachschauen. Das scheint wenigstens in die Richtung zu gehen.Koniferenstecklinge werden erst spät im Jahr gemacht (Oktober/November) in unseren Breiten. Dann wird Bodenwärme empfohlen. Da Wurzelbildung erst ab ca. 5 Grad Bodentemperatur beginnt. Bei deinem frühen Termin ist es wichtig, das die Stecklinge nicht zu viel Sonne abbekommen, sich das "Gewächshaus" nicht zu sehr aufheizt und du für ausreichend Luftfeuchtigkeit sorgst. Die Wurzelbildung kann jetzt schon einsetzen, kann aber auch erst im nächsten Jahr beginnen. Ganz sicher gehen kann man erst, wenn ein Neuaustrieb stattfindet. Bis dahin heißt es abwarten. Ab Mitte November würde ich keine zusätzliche Wärme geben. So wie Staudo schreibt eine frostfreie Überwinterung, möglichst mit viel Licht bei ausreichender Luftfeuchtigkeit. Leider ist dann immer die Gefahr der Pilzbildung in der kalten Jahreszeit gegeben. Je wärmer die Pflanzen dann stehen, desto eher kommt es zum Pilzbefall. Ab und zu für eine Stunde "lüften" verringert das Risiko. Mit den steigenden Temperaturen im Frühjahr müsste dann spätestens die Wurzelbildung einsetzen. Wenn nur Kallus gebildet wird, diesen größtenteils entfernen, da aus Kallus nur ein mangelhaftes Wurzelbild entstehen kann.Bewurzelungshormone werden teilweise positiv bewertet in der Vermehrung. Es findet sich aber auch immer die gegenteilige Meinung.Falls Du noch mal an Material rankommst könnte man es über eine Veredlung probieren. Veredlung eingraben, aufveredelte Art zur Bewurzelung bringen.
Re:Koniferen-Stecklings-Erfahrungen gesucht für Cathaya argyrophylla
Verfasst: 22. Aug 2012, 19:40
von Gartenplaner
Hallo HappyOnion,vielen, vielen Dank für die Infos was die Überwinterung angeht!Da war ich echt verloren...Ja, die Baumschule, mit der ich einen intensiven und informativen Kontakt hatte, sind auf Sciadopitys spezialisiert - und sogar die haben nie über Stecklinge, nur über Veredeln vermehrt, insofern konnten sie mir keine genauen Tipps zu Stecklingsvermehrung geben.Das Terrarium hab ich an einem Westfenster stehen, da kommt erst ab 18:00 die Sonne rein, aber ich habe es vor die Glasbalkontür neben dem Fenster etwas tiefer gestellt, wo es durch die Balkonbrüstungsmauer keine Sonne mehr abkriegt.Ich hab jetzt die warmen Tage über mehrfach mit destilliertem Wasser gesprüht, die kühleren tage davor meist nur einmal morgens, und letzten Samstag hab ich zum ersten Mal seit dem Stecken vor 2 Wochen ein bisschen gegossen, auch mit destilliertem Wasser.Ist das sinnvoll, destilliertes Wasser zu nehmen?Ich dachte, die Salze aus unserem Leitungswasser sind vielleicht nicht so gut für die Nadeln und reichern sich im Substrat an....Sollte ich vielleicht ein Schälchen mit feuchtem Seramis mit reinstellen?Hab auch überlegt, ob ich die Stecklinge vielleicht mal mit Algan-Wachstumshilfe oder Orchideen-Pflege von Neudorff sprühen sollte - ersteres ein angebliches Vitamin-Wachstums-Vitalisiermittel auf Algenbasis, das zweite ein Orchideendünger in der Sprühflasche mit pflanzlichen Stoffen aus der Verarbeitung von Heil- und Gewürzpflanzen und Harnstoff, was meinst du dazu?Ich glaube, ich kann meine Bezugsquelle erst mal nicht weiter strapazieren
Re:Koniferen-Stecklings-Erfahrungen gesucht für Cathaya argyrophylla
Verfasst: 22. Aug 2012, 21:37
von Staudo
Bärtels schreibt zu Sciadopitys, dass im Juli-August Stecklinge möglich seien. Die Stecklinge sollen zwei bis vier Tage gewässert werden, um das Harz von der Schnittstelle auszuwaschen. Danach werden sie mit IBS behandelt, gesteckt und bei Bodentemperaturen von mindestens 22°C aufgestellt. Die Bewurzlung dauert ca. 6 Monate, die Anwachsrate sei sehr niedrig. Gartenplaner, ich glaube, Du machst alles richtig.
Re:Koniferen-Stecklings-Erfahrungen gesucht für Cathaya argyrophylla
Verfasst: 22. Aug 2012, 23:06
von Gartenplaner
Danke für den Zuspruch, Staudo - und das Fachwissen!Wobei ich die Stecklinge nur ne Stunde in Chinosol gewässert habe - VORM Anschneiden

Naja, den Zeitpunkt hatte mir der Baumschuler vorgeschlagen - ich hab auch schon rausgefunden, dass es die Möglichkeit gibt unreife (also grüne - ich glaub allerdings, die Methode kam nie bei Koniferen vor), halbreife (schon einigermaßen verholzt) und reife (vollkommen verholzt) Stecklinge zu machen - hängt wahrscheinlich von der Baumart ab, was bei welcher am besten klappt....Ich hab grad selber nochmal über diese Hilfssprühsachen nachgedacht - wahrscheinlich bringt das Algenzeug zuviel organisches Material auf die Pflanzen, was Schimmel wieder begünstigen könnte, das ist dunkelbraun von der Farbe her - der Sprüh-Orchideendünger ist immerhin klar.....
Re:Koniferen-Stecklings-Erfahrungen gesucht für Cathaya argyrophylla
Verfasst: 22. Aug 2012, 23:07
von HappyOnion
Stimme Staudo zu. Viel mehr kann mann nicht machen. Die Scheiben beim Terrarium sehen noch klar aus. Vermutlich ist die Luftfeuchte noch nicht sehr hoch. Du mußt fast 100 % erreichen. Aber Lüften nicht vergessen!Bei ausreichender Luftfeuchtigkeit kondensiert das Wasser an den Scheiben.Das verhindert zusätzlich ein Überhitzen der Luft.
Re:Koniferen-Stecklings-Erfahrungen gesucht für Cathaya argyrophylla
Verfasst: 22. Aug 2012, 23:09
von Gartenplaner
Hallo HappyOnion,hab das Foto am Sonntag bei 30C° gemacht - ich denke, da konnte nix mehr kondensieren

Davor und jetzt sind die Scheiben wieder beschlagen.
Re:Koniferen-Stecklings-Erfahrungen gesucht für Cathaya argyrophylla
Verfasst: 8. Sep 2012, 09:27
von Gartenplaner
Hallo allerseits,kleines Update - leider der erste Ausfall

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Re:Koniferen-Stecklings-Erfahrungen gesucht für Cathaya argyrophylla
Verfasst: 9. Sep 2012, 15:33
von tomma
Gartenplaner, vielleicht ist es sinnvoll, zweigleisig vorzugehen. Vielleicht eine Hälfte mit Bodenwärme um ca 20° aufstellen, die andere kühl. Wenn das Substrat nicht schon sehr nass sein sollte, wegen eventuellen Pilzbefalls 1 x leicht mit Aliette-Lösung gießen. Um gespannte Luft im Terrarium zu halten, kannst Du feuchte Küchentuchknäuel einlegen.