Eignung zur Sorte? Beurteilung Sämling
Verfasst: 15. Jun 2016, 23:47
Hallo,eigendlich ist ja jeder Sämling eine eigene Sorte, aber ob er nun zu einem Namen gelangt hängt ja von seinen Eigenschaften ab. Hier also mein ältester Sämling und seine von mir noch etwas laienhaft beschriebenen Eigenschaften. Um diese richtig berurteilen zu können bedarf es wohl noch ein paar Jahre aber fangen wir mal an:).Zuerst mal ein paar Bilder von der Blüte, das erste wurde etwas vor den anderen beiden gemacht.

Die Situation:Zum Klima zitiere ich mal einen Text aus Wikipedia:Mit westlichen Luftströmungen treffen feuchte atlantische Luftmassen im Bergischen Land erstmals auf ein Hindernis und werden gestaut (Luvlage). Folge sind Steigungsregen, die auf relativ kurzer Distanz von 800 mm im Westen auf über 1350 mm im Osten im Jahresmittel ansteigen. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 7 bis 10 °C und die Anzahl der Tage mit einer Temperatur > 10 °C (Vegetationszeit) liegt zwischen 150 und 180 Tagen. In der Vegetationszeit beträgt die mittlere Temperatur 13 bis 16 °C. Für die natürliche Vegetation sind mit diesen Klimamerkmalen sehr günstige Wuchsbedingungen gegeben. Durch die Gefahr von Starkregenfällen und Spätfrösten sind die Bedingungen für die Landwirtschaft in diesem Klima schwierig und beschränken sich seit alters her vor allem auf die Viehzucht und den Waldbau.Wir gehören noch zu Wipperfürth (1249mm), sind aber näher an Rönsahl (1326mm):http://www.wetterdienst.de/Deutschlandw ... /Klima/Wir haben hier lemigen Boden und wohnen auf einem Hügel, im Tal gibt es nach starken Regenfällen fast immer Wiesenüberschwemmungen durch die Wupper. Die Wiesen waren hier letztes Jahr in der Hitzeperiode noch recht Grün, im Winter war hier einmal -18C°, von Spätfrösten waren wir verschont. Die erste Apfelblüte hat sich am 3. Mai geöffnet. Ich weiß nicht ob diese Anhaltspunkte alle zur Beurteilung der Sorte taugen, aber ich denke sie muss schon etwas robuster sein um hier gut zu wachsen.Der Standort des Baumes ist nicht sehr gut. Er wurde mir vor gut 13 Jahren geschenkt weil da wo er stand ein Haus gebaut wurde, er war ich schätze mal dort schon so 4-6 Jahre alt also noch nicht sehr groß. Wir haben ihn erstmal in einen alten Steinbottich und später in einen Hühnerauslauf gepflanzt, höchst unprofessionell um das mal so zu sagen. Durch den Hühnerkot und den lemigen Boden ist dieser sehr sauer. Sein Wuchs war recht kräftig und aufrecht. Der Baum kam mir immer robust vor, also ohne Krankheiten oder sonstiges. Dann haben wir ihn allerdings von einem Bekannten veredeln lassen, die Veredelungen sind alle nicht angewachsen weil der Bekannte irgendwas falsch gemacht hatte. Der Baum wurde davor und danach nicht beschnitten oder gepflegt sodass die nicht angewachsenen Veredlungsköpfe mit LacBalsam so verweilten. Später habe ich ihn noch versucht zu veredeln, das ist aber natürlich auch nichts geworden. Er wurde also ziemlich misshandelt. Dazwischen und danach sind ihm ein paar Äste, vermutlich durch die unnötig zugefügten Wunden (Krankheitserreger, Viren der Edelreiser?) abgestorben/vertrocknet die ich dann später mal abgesägt habe (auch unprofessionell befürchte ich). Dazu kam noch das er zunehmend von einer wucherndem Eibenhecke (verdammtes Teil) zugewachsen wurde, zumindest was Sonne und Wind betrifft. 2013 ging es ihm noch gut, 2014 ist er fast nicht gewachsen, letztes Jahr hat er sich wieder etwas erholt und dieses Jahr wächt er super. Letzen Winter habe ich alles tote Holz weggeschnitten und 2 Äste die große Verletzungen aufwiesen bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten. Zusätzlich habe ich mit dem Nachbarn dem die Hecke gehört diese mal ein wenig gestutz und ihm so ein wenig mehr Luft und Licht verschafft. Er hat einige sehr große Wunden am Stamm, Krebs ist es nicht, vielleicht Kragenfäule? Ich habe letztes Jahr entdeckt das die Rinde einreißt und abgestorben aussah, die Flächen die ich dann freilegen konnte sind insgesamt sehr groß, beginnen aber zu überwallen.Wuchs kleiner Finger bis Zeigefinger recht repräsentativ für den ganzen Baum 2013-2016:
Die freigelegten Stellen:
Der Baum hat wie schon gesagt wohl einen mittelstarken bis starken Wuchs, dünne Äste und biegsames Holz => ich weiß aber nicht ob das vielleicht an der einseitigen Hühnerkot-Düngung liegt oder vielleicht auch am plötzlich starkem Wachstum. Dieser ist nämlich so stark das an vielen Stellen die alte Rinde aufreist und neue Rinde zum Vorschein kommt:
Die Blüte ist wie man vielleicht sieht Schneeweiß, hat am 3. Mai langsam begonnen und war wenige Tag vor den anderen Apfelbäumen, die Hauptblüte hat sich mit denen der anderen doch noch überschnitten, das Wetter war super und es sind Wildbienen sowie tatsächlich ein paar Honigbienen zum Baum gelangt. Er hat super angesetzt und sich seit den kontinuierlich selbst ausgedünnt, sodass ich das nicht mehr machen muss. Er hatte bisher noch keinen Mehltau, Krebs oder Schorf. Vor ein paar Tagen habe ich allerdings Schorf im Kroneninneren entdeckt, vielleicht liegt das ja an dem schon ein paar Wochen andauernden ständigen Gewittern und Schauern, wie würdet ihr die Schorfanfälligkeit beurteilen? Es ist wie gesagt nur ein Teil des Kroneninneren und der nördlicheren Äste befallen, der Rest sieht gut aus.Schorf:

Gesunde Äste:
Normalerweise bin ich immer nur an dem Baum vorbeigelaufen und habe ihn glaube ich noch nicht so richtig beerntet, erst letztes Jahr habe ich ihn mehr Beachtung geschenkt. Meine Mutter hatte mich gefragt ob ich nicht schon irgendwo Äpfel für eine Holunder-Apfelmarmelade habe, da haben wir die Äpfel probiert und schonmal so 2/3 geerntet. Da waren sie aber noch nicht zu 100% reif. Der Rest wurde dann von Wespen attackiert sodass nur ein paar verbliebene Äpfelchen ernten konnte. Die waren ein Gedicht, süß aromatisch mit einer Note Marzipangeschmack. Die Äpfel waren klein, mit langem Stiel, ganz flächig bis gestreift rot, sehr hübsche Färbung, rötliche Adern auch unter der Schale. Reife vor James Grieve, ich werde sie mal unterschiedlich pflücken und auch lagern um ein wenig zu testen wann der beste Zeitpunkt ist, letztes Jahr haben sie sich noch einige Tage nach den mehlig gewordenen James Grieve gehalten, bis sie dann verspeist waren. Vom Geschmack waren alle begeistert, meine Mutter hat keine Allergie bekommen. Ich habe auch Veredelungen von ihm gemacht, eine auf M9, zwei auf MM106, zwei auf Sämling. Die auf Sämling werde ich aber wohl erstmal wieder mit einem Stammbildner umveredeln. Bilder letztes Jahr vom 19.8., man sieht das der Baum wesentlich weniger dicht gewachsen war, ich muss nochmal ein "Ganzbaumbild" zum Vergleich machen:
Was denkt ihr so von dem Sämling?LG Thorben













