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Spät einsetzende Erträge
Verfasst: 26. Jan 2017, 11:05
von oile
...Was muss ich mir darunter vorstellen?
Es geht mir um die Schweizer Wasserbirne.
Re: Spät einsetzende Erträge
Verfasst: 26. Jan 2017, 11:27
von Monti
Ich versuchs mal:
Das betrifft meist sehr stark wachsende Sorten. In jungen Jahren unterbinden sie die Bildung von Fruchtholz zugunsten des Triebwachstums. Je nach Sorte kann der erste Ertrag dann schon mal einge Jahre auf sich warten lassen (hab schon von 10 Jahren gelesen). Hängt natürlich auch von der Unterlage und den Wachstumsbedingungen ab. Wird der Baum in irgendeiner Weise geschwächt (bspw. die Wurzel durch Wühlmäuse), kann es sein, dass er schon früher mit der Bildung von Fruchtholz und Früchten beginnt. Das Triebwachstum lässt dann meistens nach.
Kurzum: Man muss einige Jahre warten, bis man mal was ernten kann.
Re: Spät einsetzende Erträge
Verfasst: 26. Jan 2017, 11:37
von oile
Danke.
Horstmann bietet eine als Busch an. Ist das sinnvoll?
Re: Spät einsetzende Erträge
Verfasst: 26. Jan 2017, 11:59
von Monti
Es kommt darauf an, was dein Verwendungsziel ist und wie deine Platzverhältnisse sind. Die Schweizer Wasserbirne wird in erster Linie zum Mosten verwendet. Auch Saft daraus ist gut. Vollreif kann man sie auch roh essen, ist aber aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe eher etwas für hartgesottene. Hier in Süddeutschland gibt es sie noch häufig auf Streuobstwiesen und als Straßenbaum. Auf Sämling veredelt (Hochstamm) wird sie ein riesiger, landschaftsprägender Baum.
Die Unterlage wäre interessant, dann könnte man mehr dazu sagen. Leider geben die wenigsten Baumschulen an, welche Unterlagen sie verwenden. Für einen Busch wird normalerweise eine schwach wachsende Unterlage wie bspw. Quitte verwendet. Wie sich die Schweizer Wasserbirne darauf verhält, weiß ich nicht, bleibt aber deutlich kleiner als auf Sämling.
Re: Spät einsetzende Erträge
Verfasst: 26. Jan 2017, 12:01
von jardin
Normalerweise setzt die Ernte bei Hochstämmen wesentlich später ein als bei Buschbäumen.
Wie es speziell bei dieser Wasserbirne aussieht weiß ich leider nicht.
Re: Spät einsetzende Erträge
Verfasst: 26. Jan 2017, 13:04
von Isatis blau
Bei einer Vereinsdechantsbirne auf Sämlingsunterlage hat es bei mir fünfzehn Jahre gedauert, bis sie getragen und sich dann gezeigt hat, dass es gar keine Vereinsdechantsbirne war >:(.
Eine Schweizer Wasserbirne als Buschbaum würde ich nicht pflanzen, aber ich weiß nicht, was Du willst. Es gibt bessere Mostbirnen, die bei mir auch was werden und den Platz habe ich auch.
Re: Spät einsetzende Erträge
Verfasst: 26. Jan 2017, 13:11
von oile
Ich interessiere mich für diese Sorte aus purer Nostalgie.
Re: Spät einsetzende Erträge
Verfasst: 26. Jan 2017, 13:21
von Isatis blau
Kennst Du die Schweizer Wasserbirne? Ich habe zwei große alte Mostbirnbäume, die eine Sorte verwende ich auch zum Mosten. Für andere Zwecke nehme ich lieber Speisebirnen. Birnenschnitze aus Guter Luise sind z.B. klasse.
Re: Spät einsetzende Erträge
Verfasst: 26. Jan 2017, 13:30
von thuja thujon
Hier in der Nähe steht sie in einer kleinen Streuobstwiese vom Tierschutzverein. Weil sie mit allem klarkommt, nicht viel Pflege braucht und auch mit Stressklima gut zurechtkommen soll.
Bei Versandbaumschulen stehen die Birnen oft auf Pyrodwarf. Buschbäume würde ich nie bestellen. Das sind meist 2 jährige Veredlungen mit unbrauchbarem Baumaufbau. 2 Schlitztriebe die weg müssen und darunter nichts brauchbares. Mitteltrieb wenns dumm läuft noch stümperhaft eingekürzt.
Ohne klärendes Telefonat, welche Baumform gewünscht ist, bestelle ich jedenfalls nichts mehr.
Was die spät einsetzenden Erträge angeht, das ist auch Schnittabhängig. Meine Williams auf Sämling fruchtet seit dem 2ten Jahr, anfangs natürlich nur Kostproben. Die Regel, Hochstämme würden 5 Jahre bis zum fruchten brauchen, ist zu stark verallgemeinert.
Re: Spät einsetzende Erträge
Verfasst: 27. Jan 2017, 22:38
von Waldgärtner
[quote author=thuja thujon]
Was die spät einsetzenden Erträge angeht, das ist auch Schnittabhängig. Meine Williams auf Sämling fruchtet seit dem 2ten Jahr, anfangs natürlich nur Kostproben.
[/quote]
Das würde ich aber so nicht allgemein empfehlen (machst du ja auch nicht, aber nochmal als Hinweis).
Da sollte man schon genau wissen, was man macht, ansonsten geht das schnell auf Kosten eines langfristigen Kronenaufbaus.
Ich kenne genug Bäume, die nach nichtmal 10 Jahren völlig vergreist sind und kaum noch Trieb haben, weil im ersten Jahr alle Äste waagrecht gebunden wurden.
Re: Spät einsetzende Erträge
Verfasst: 27. Jan 2017, 23:24
von cydorian
Man kann den Ertragseintritt zugunsten von ein paar Probierfrüchten schon verfrühen, ohne den Baum zu schädigen oder früh vergreisen zu lassen. Dazu bindet man einen Ast herunter (nicht nur horizontal, sondern sogar leicht abwärts), der nicht für den Kronenaufbau wichtig ist. Ideal ist dafür ein bereits längerer, aber falsch sitzender Seitenast am Haupttrieb oberhalb der Leitäste. Wo heruntergebunden wurde wird der Baum zuerst blühen und fruchten. Später, wenn man zwei, drei Jahre lang seine Probefrüchte bekommen hat, schneidet man den ab.
Die schweizer Wasserbirne ist altbekannt für ihren späten Ertragsbeginn, einer ihrer Nachteile. Wenn sie dann anfängt, übertreibt sie es, alterniert stark zwischen Massenerträgen und Nullertrag. Als Tafelbirne ist sie kein Hit, Saft ist sehr gut, Most ist gut sollte aber nach Lehrbuch geschwefelt werden, Dörren geht auch noch halbwegs (ich find sie zu nass und körnig dafür). Da man für die besten Verwendungen viele Früchte braucht, bringen auf oben beschriebene Art erlangte Probefrüchte nicht viel. Das hat nur bei Essobst Sinn und wenn man zweifelt, ob einen die Baumschule mittels Sortenroulette wieder mal für dumm verkauft hat.
Re: Spät einsetzende Erträge
Verfasst: 28. Jan 2017, 12:26
von Waldgärtner
cydorian hat geschrieben: ↑27. Jan 2017, 23:24Man kann den Ertragseintritt zugunsten von ein paar Probierfrüchten schon verfrühen, ohne den Baum zu schädigen oder früh vergreisen zu lassen. Dazu bindet man
einen Ast herunter (nicht nur horizontal, sondern sogar leicht abwärts), der nicht für den Kronenaufbau wichtig ist. Ideal ist dafür ein bereits längerer, aber falsch sitzender Seitenast am Haupttrieb oberhalb der Leitäste. Wo heruntergebunden wurde wird der Baum zuerst blühen und fruchten. Später, wenn man zwei, drei Jahre lang seine Probefrüchte bekommen hat, schneidet man den ab.
Klar, die von mir beschriebenen Bäume waren Extrembeispiele.
Persönlich würde ich trotzdem immer erstmal schauen, wie der Baum anwächst/sich entwickelt, bevor ich einen Trieb runterbinde.
Macht der Baum ordentlich Zuwachs, spricht da sicherlich nix gegen.
Aber Bäume, die eh schon Startschwierigkeiten haben, würde ich nicht noch durch Früchte zusätzlich bremsen.
Wie so oft kommt es auf den konkreten Fall an ;)
Re: Spät einsetzende Erträge
Verfasst: 28. Jan 2017, 14:29
von cydorian
Das Herunterbinden eines nicht mehr kleinen Seitenasts vom Haupttrieb ist ohnehin nur möglich, wenn der Baum angewachsen ist, deutlichen Zuwachs hatte, ein Stück weit entwickelt ist. Sonst würde es solche Äste gar nicht geben. Typischer Anwendungsfall sind selbstverständlich Bäume auf starkwachsen Unterlagen, bei denen sortenabhängig die ersten Probierfrüchte ansonsten erst nach vielen Jahren kommen. Wer wissen will, welchen Hochstamm er da gepflanzt hat und nicht 12 Jahre warten will, ist gut bedient wenn er das z.B. im vierten Standjahr probiert.
Mit Mickerbäumen oder Birnen auf Quitte C ist das alles kein Thema.
Re: Spät einsetzende Erträge
Verfasst: 28. Jan 2017, 18:11
von b-hoernchen
thuja hat geschrieben: ↑26. Jan 2017, 13:30Meine Williams auf Sämling fruchtet seit dem 2ten Jahr, ...
Bist du sicher, dass deine Williams auf Sämling steht? Ich hab' ja auch eine "Gellerts auf Sämling" - die ebenfalls seit dem 2 Jahr fruchtet und sich dann als Vereinsdechant entpuppt hat. Und das mit dem Sämling vergess' mer jetzt mal genauso.. .
Re: Spät einsetzende Erträge
Verfasst: 29. Jan 2017, 17:09
von Isatis blau
Bei meiner Williams auf Sämling war ich auch erstaunt, wie früh sie schon getragen hat.