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Wie wirksam sind bacillus thuringiensis?
Verfasst: 18. Aug 2017, 18:48
von Dietmar
Zur Bekämpfung von wurmbildenden Schmetterlingen bzw. Schmetterlingswürmern und -raupen (...-wickler) bietet z.B. Neudorff bacillus thuringiensis mit dem Markennamen Xentari an. Nun ist ja Neudorff nicht gerade für hoch wirksame Mittel bekannt, sondern eher für sanfte Mittel.
Von Lockstoffen weiß man, dass höchstens 30% der Zielinsekten darauf rein fallen. Der klügere Rest wütet um so mehr.
Mich würde interessieren, welche praktischen Erfahrungen Ihr mit diesem Mittel gemacht habt. Um wieviel % ging der Wurmbefall zurück (Erfolgsquote)? Oder ist das mehr ein esoterisches Mittel?
Re: Wie wirksam sind bacillus thuringiensis?
Verfasst: 19. Aug 2017, 01:42
von Dunkleborus
Wir brauchen diesen Bazill (Handelsname: Delfin oder mit ph) seit ein paar Jahren gegen den Buchsbaumfrevler. Da ist nichts esoterisch. Man muss die Raupen im richtigen Stadium erwischen (fresslustig müssen sie sein), und Klima usw sollte auch passen. Also immer beobachten...
Zwei Tage später war der Boden mit schwarzgewordenen Raupen gemulcht.
Wenn die Viecher noch klein und zwischen Blättern geschützt eingesponnen sind oder wenn sie kurz vor dem Verpuppen sind, kann mans vergessen.
Ob die Raupen unter Wurmbefall litten und ob selbiger nach der Behandlung zurückgegangen ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Re: Wie wirksam sind bacillus thuringiensis?
Verfasst: 19. Aug 2017, 04:39
von oile
Was um alles in der Welt sind wurmbildende Schmetterlinge? :o
Re: Wie wirksam sind bacillus thuringiensis?
Verfasst: 19. Aug 2017, 19:08
von Dietmar
hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00Was um alles in der Welt sind wurmbildende Schmetterlinge? :o
Sicher ist das wissenschaftlich nicht exakt.
Ich meine ganz konkret den Traubenwickler (aber es gibt auch andere Wickler, z.B. den Apfelwickler). Ich habe von diesem noch nie eine Raupe gesehen. Stattdessen haben einzelne Beeren eine schwarze Einstichstelle und in der Beere befindet sich ein Wurm von bis zu größer als 1 cm.
Hintergrund der Frage: Für mich ist es logisch, dass das Toxin der B.T. die Raupen vergiftet, wenn diese Raupen etwas fressen, auf dessen Oberfläche z.B. durch Spritzen dieses Toxin der B.T. ist. Beim Traubenwickler kriecht aber nicht eine Raupe über die Blätter oder Beeren, sondern die Würmer befinden sich im Inneren der Beere. Wenn das Toxin des B.T. ein Kontaktgift ist, frage ich mich, wie das Gift ins Innere der Beere gelangt.
Oder ist das Toxin der B.T. systemisch wirksam?
Laut Beschreibung auf der Schachtel und lt. Empfehlung der LWG Bayern soll das Mittel aber gegen die Maden in den Beeren helfen. Ich kann mir nur nicht vorstellen, wie. Bei Neudorff steht sogar "Wurmfrei" auf der Verpackung.
Re: Wie wirksam sind bacillus thuringiensis?
Verfasst: 20. Aug 2017, 00:14
von Ayamo
Mal zu den Begriffen:
Dietmar hat geschrieben: ↑19. Aug 2017, 19:08Ich meine ganz konkret den Traubenwickler (aber es gibt auch andere Wickler, z.B. den Apfelwickler). Ich habe von diesem noch nie eine Raupe gesehen. Stattdessen haben einzelne Beeren eine schwarze Einstichstelle und in der Beere befindet sich ein Wurm von bis zu größer als 1 cm.
...
Laut Beschreibung auf der Schachtel und lt. Empfehlung der LWG Bayern soll das Mittel aber gegen die Maden in den Beeren helfen. Ich kann mir nur nicht vorstellen, wie. Bei Neudorff steht sogar "Wurmfrei" auf der Verpackung.
Dietmar, der "Wurm" im Apfel ist die Raupe bzw. Larve, also Vorstufe des Apfelwicklers (des erwachsenen Schmetterlings). Ebenso beim Traubenwickler.
Da die Raupe Beinchen hat und weil sie sich sich anschließend verwandelt, ist sie kein Wurm...
Denn ein Wurm hat keine Beinchen und ist Wurm auch im adulten Stadium. zB ein Regenwurm oder ein Bandwurm...
Als Heuwurm bzw. Sauerwurm werden die jeweiligen Larvenstadien der Traubenwickler bezeichnet, da sie aber später Schmetterlinge werden, sind auch diese keine Würmer. Sah für das Landvolk natürlich aber danach aus.
Und da wir gerade dabei sind:
Maden sind Apfelwicklerlarven auch nicht... Maden sind die Larven von Fliegen usw. Aber was soll's, der Begriff Obstmade wird verwendet und allzu dramatisch ist es nicht. Immerhin heißt es auch seit Jahrhunderten Glühwürmchen...
Hauptsache, wir verstehen uns. ;D
Neudorff verwendet den Begriff Wurm, weil der Begriff in der Bevölkerung verwendet wird. Sie wollen ja verkaufen. Es heißt ja auch Glühwürmchen usw.
Zurück zum Thema:
Eugen hatte auf seiner Webseite den Hinweis, dass er in seinem Weinberg mit Xentari behandle. Da er eine Reihe Sorten hatte, wird er sicher gewusst haben, was er tut.
Selbst anwenden musste ich es noch nicht; der Traubenwickler war noch nicht hier und gegen Apfelwickler sind ja noch andere Präparate zugelassen, obwohl mir das unlieb ist.
Nun ist der Buchsbaumzünsler hinzugekommen, und dort - nah an den Beeten - ginge überhaupt nur BT.
Letzte Änderung: Satz zum Sauerwurm.
Re: Wie wirksam sind bacillus thuringiensis?
Verfasst: 20. Aug 2017, 00:40
von Ayamo
Dietmar hat geschrieben: ↑19. Aug 2017, 19:08Hintergrund der Frage: Für mich ist es logisch, dass das Toxin der B.T. die Raupen vergiftet, wenn diese Raupen etwas fressen, auf dessen Oberfläche z.B. durch Spritzen dieses Toxin der B.T. ist. Beim Traubenwickler kriecht aber nicht eine Raupe über die Blätter oder Beeren, sondern die Würmer befinden sich im Inneren der Beere. Wenn das Toxin des B.T. ein Kontaktgift ist, frage ich mich, wie das Gift ins Innere der Beere gelangt.
Oder ist das Toxin der B.T. systemisch wirksam?
Laut Beschreibung auf der Schachtel und lt. Empfehlung der LWG Bayern soll das Mittel aber gegen die Maden in den Beeren helfen. Ich kann mir nur nicht vorstellen, wie. ...
Nee,
Xentari (Präparat mit BT) wirkt gegen "
freifressende Schmetterlingsraupen", also nicht systemisch.
Beim Traubenwickler werden die Eier auf die Gescheine (1. Generation) oder auf die Beere (2. Generation) gelegt.
QuelleIch verstehe das so, dass die geschlüpften Raupen beim Anknabbern der Beerenhaut das anhaftende BT mitfressen und daran verenden. Einmal in der Beere, ist der Sauerwurm geschützt. Muss also schnell wirken. Immerhin sind Traubenwickler recht schnell dabei, sich in die Beere einzufressen, nach der genannten Quelle ein paar Stunden, während Apfelwickler schon 3-4 Tage auf dem Apfel herumirren.
Ob die Beere beim Anknabbern unversehrt bleibt oder Botrytis zum Opfer fällt?
Re: Wie wirksam sind bacillus thuringiensis?
Verfasst: 20. Aug 2017, 08:17
von elis
Hallo !
Ein Gärtnermeister, der eine große Klostergärtnerei leitet, die sehr viel Buchshecken haben, hat mir erzählt das nichts anderes wirklich hilft gegen den Buchszünsler als der bacillus thuringiensis. Den Mann kenne ich gut und deshalb glaube ich ihm das.
lg elis
Re: Wie wirksam sind bacillus thuringiensis?
Verfasst: 20. Aug 2017, 10:16
von Dietmar
Ich hatte mal einen Spezie an der LWG Bayern gefragt, was die "Würmer" seien. Ich hatte keine Beinchen gesehen und auch auf Fotos war nichts davon zu sehen, außer dass die Kopfspitze schwarz war. Soweit er das aus der Ferne beurteilen kann, sind es Sauerwürmer.
Pheromone sollen nur bei größeren Anbauflächen wirken - trift bei mir nicht zu.
Gibt es systemisch wirkende Mittel gegen den Sauerwurm für den Kleingärtner?
Ich vermute mal, dass XenTari beim nächsten Regen abgewaschen wird. Ist das so?
Bei manchem Hersteller von XenTari wird auf eine spezielle Untergattung des B.T. verwiesen. Ist es bei allen XenTari-Anbietern die gleiche Untergattung?
Re: Wie wirksam sind bacillus thuringiensis?
Verfasst: 20. Aug 2017, 10:55
von neo
Dietmar hat geschrieben: ↑20. Aug 2017, 10:16Ich vermute mal, dass XenTari beim nächsten Regen abgewaschen wird. Ist das so?
Ja.
Im Unterschied zu dem B.t. Präparat (nur gegen Buchsbaumzünsler) das ich kenne, soll XenTari auch gegen Eulenraupen wirken. Das hat dann wohl damit zu tun, dass in Xentari nicht genau der gleiche B.t. am Werk ist.
Re: Wie wirksam sind bacillus thuringiensis?
Verfasst: 20. Aug 2017, 23:33
von Ayamo
In 'Xentari' findet der Stamm Aizawaii Verwendung, in der Schweiz wird noch das Mittel 'Delfin' mit dem Stamm Kurstaki verkauft.
Vielleicht gibt es da Unterschiede in der Wirksamkeit?
Re: Wie wirksam sind bacillus thuringiensis?
Verfasst: 21. Aug 2017, 08:02
von neo
Gibt es. (Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich jemals mit einem Bacillus so auseinandersetze. ;D ;))
"Wirkungsspektrum Pathotyp A
B.t. sv. kurstaki (B.t.k.) gegen Larven bestimmter Lepidopteren, nicht gegen Noctuidae (Eulen)
B.t. sv. aizawai (B.t.a.) gegen Larven bestimmter Lepidopteren, auch gegen Noctuidae (Eulen)
Pathotyp B
B.t. sv. israelensis (B.t.i.) gegen Larven von Dipteren (u.a. Mosquitos, Stechmücken)
Pathotyp C
B.t. v. tenebrionis (B.t.t.) gegen Larven von Chrysomeliden (Blattkäfer)"
Quelle:http://orgprints.org/20753/1/Bacillus-thuringiensis-A5-epubli.pdf
Re: Wie wirksam sind bacillus thuringiensis?
Verfasst: 21. Aug 2017, 15:15
von Natternkopf
Re: Wie wirksam sind bacillus thuringiensis?
Verfasst: 21. Aug 2017, 16:20
von Dietmar
Vielen Dank für die Informationen!
Re: Wie wirksam sind bacillus thuringiensis?
Verfasst: 21. Aug 2017, 17:59
von Ayamo
Post in falschen Tröt - bitte löschen.
Re: Wie wirksam sind bacillus thuringiensis?
Verfasst: 7. Apr 2019, 19:45
von Snape
Ich habe Xentari den ganzen Winter in verschlossener Dose draussen vergessen. Könnte es noch wirken (wobei ich lieber auf Nummer sicher gehe)? Verträgt dieser Bazillus thuringiensis Frost bis -10?