Das vitale kommt bei solchen Bäumen davon, dass sie für ihre Größe zuwenig Früchte tragen.
Vital ist aber gut. Damit kann man arbeiten. Es lohnt sich einen alten vitalen Baum umzustellen. Ein vergreister 5jähriger sollte eher Anlass zur Sorge und Neupflanzung geben.
Ich mag solche Projekte. Hier in der Gartenanlage gibts auch einige Bäume mit denen ich schon rumgespielt habe.
Mal von vorne: man sollte wissen, was der Sinn vom Baum ist, wie der Nutzen aussieht. Möchte man ihn nur erhalten und Früchte werden nebensächlich, verbieten sich Schnitte ins starke Holz. Auch wenn das vitale, gut im Saft stehende Bäume manchmal besser vertragen als man glaubt. Dazu muss aber auch die Pflege die nächsten Jahre/Jahrzehnte stimmen.
Nebenerwerb, da sollte es klar sein, da steht die Ernte im Vordergrund. Ernte gibts von vitalen Bäumen, in die viel Licht reinkommt. Man kann also starke Schnitte ins Astgerüst mit dem Nutzungszweck begründen. Somit hat man im Sinne des Baumschutzes und guter fachlicher Praxis der Baumpflege einen triftigen Grund, den Baum zu verstümmeln.
Wenn ich mir den Baum so anschaue, ich muss dazu sagen, Boskoop gibts hier fast nicht, ich habe bewusst noch keinen geschnitten. Egal, das auffälligste am Baum ist die Überbauung.
Nun kann man oben rumschnippeln soviel man will und daran verzweifeln, das ändetr abe rnichts am baum selbst und das die unteren, wertvolleren Äste gerade dabei sind, massiv zu verkahlen und daraufhin abzusterben zw weggesägt zu werden. Das Muster ist immer das gleiche.
Da muss man ausbrechen. Schattendach oben wegsägen, Äste unten retten.
Auf dem Foto der Baum, da geht das noch. Mit der Säge oben ein paar gezielte Schnitte, dann ist für dieses Jahr im groben erstmal genug. Schau dir eine neue Mitte zurecht, auch mit 5 Eckend rin wenns keine andere gibt, säge das drumrum weg um sie freizustellen. Wenns daraufhin lange, verkahlte Bereiche an der Mittelachse geben sollte, säge die dicken Äste auf Stumel weg, das dort nochmal frisches Holz nachkommt.
Dicke Astamputationen oben an der Spitze werden deutlich besser vom Baum vertragen als Amputationen unten am Stamm. Dort kommt zwar auch Pilz rein, aber da oben mehr Wachstum ist und somit besser überwallt und wir die Äste unten erhalten haben, kann oben notfalls auch mal wieder was allzukrankes weggeäsgt werden.
Hier mal ein Beispiel, ich finde aktuell leider kein Bild vom Vorherzustand.
Der Baum war völlig überbaut, die Äste unten bereits maximal nur noch halb so dick wie die oben. Riesenbreites Schattendach als Spitze, Fäulnis in der dicken Mitte durch ständige Versuche, den Baum in der Höhe zu beschränken. Viel Schnitt, viel Reaktion, die Spirale, an der dein Freund mit seinem Boskoop gerade verzweifelt.
Das hier war Februar 2012, die Reaktion auf 3 Sägeschnitte oben und unten etwas ausputzen, klare Richtung vorgeben, mit einjährigen Trieben lang angeschnitten. Hat etwa 30min gedauert, davon 10min Leiter zum sägen richtig hinstellen, ohne unten zuviele Knospen abzubrechen. Es lagen bestimmt mehr als die 30%-Regel vom Baum unten.


Nach dem Schnitt 2012:

In diesem Jahr nach der Umstellung ist es wichtig, dass kein massenbehnag draufhängt.
Mit dem Fruchtausfall vom Jahr des Schattendach wegsägens plus die 2 jahre danach gibts deutlich weniger Früchte. Je nach Ausgangslage kann das dritte Jahr aber auch schon Massenertragsjahr werden, wenn man es gecshafft hat, die heftige Reaktion durchs amputieren in fruchtholz umzusetzen. Dazu braucht der baum aber eine klare Kante, wo er wie wachsen darf und wo nicht. Das ist der Sinn vom Schnitt und deswegen macht mans.
So ging das mit meinem Rumgeschnipsel noch etwa 2 Jahre weiter, der Garten wechselte den Besitzer, jetzt schneide ich den Baum nicht mehr, das Grundgerüst vom dritten Bild gibts aber immernoch. Ich mache die Tage mal ein Foto, wie das klare Gerüste selbst 3 Jahre nach dem Schnitt vom anderen Gärtner erkennbar ist.
Es gibt auch Bäume, die sollte man besser nicht als Oeschbergähnlichkrone umstellen.
Hier mal so einen, den schneide ich jetzt auch ein paar Jahre, der hatte auch mal so ein Schattendach, da auch dieser Baum nicht zu hoch werden sollte und deshalb immer gekappt wurde.
Der Baum hatte als Basis eine Spindel, zu wüchsige Unterlage, zu wuchsfördernde Pflege, wurde immer in eine Schablone gepresst wie groß er werden darf und das klappt nicht.
Das ist auch auf meinen Fotos zu erkennen, dass der eigentlich viel größer werden muss, um endlich beruhigt zu wachsen. Da ist noch viel zu viel Geschnippel nötig.
Hier schneide ich deswegen im Zweifelsfall lieber einen Ast doch noch weg, damit nicht später der Besitzer kommt und den Ast plus 3 weitere entfernt.
Jedenfalls wars eine Spindel, die eigentlich schön aufgebaut war und es keinen Sin gemacht hätte, daraus eine oeschbergkrone zu erzwingen. Hätte dem baum nicht gut getan und der Besitzer hätte wohl auch nicht mitgespielt.
Soll ein Boskopp sein, unbestätigt. Vom kräftigen, eher faul verzweigendem Wuchs könnte es passen.
vorher

nachher

Eigentlich auch nichts anders gemacht, als das Schattendach wegzusägen. Licht muss von oben nach unten rein in den Baum kommen können

Die Spitze lasse ich gerne 1-2 Jahre zu hoch stehen/über Ziel hinauswachsen, um dort flache, untergeordnete Fruchtäste zu bekommen. Wenn dann unten auf den Ästen auch genug Frucht draufhängt, bleibt die Spitze beim anpassen an die eigentlich gewünschte/mögliche Höhe deutlich ruhiger als beim kappen schon im ersten Jahr.
Vielleicht helfen dir die 2 Bäume weiter, hoffe du erkennst, dass man auch jeden einzelnen Baum berücksichtigen sollte und nicht krampfhaft in Schablonen pressen sollte.
Jedenfalls brauchst du keine Angst davor haben, oben kräftig rumzusägen. Wenn der Baum in 10 Jahren deswegen Pilz im Stamm hat, ist das immenroch besser, als dass er in 3 Jahren gerodet wird, weil keiner mehr mit klarkommt und alles zuviel Arbeit macht ohne das was dabei rauskommt.