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Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken
Verfasst: 9. Sep 2018, 18:25
von frauenschuh
Uns erwartete heute Vormittag eine böse Überraschung
Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken
Verfasst: 9. Sep 2018, 18:25
von frauenschuh
Nun sieht man ja, dass es sich um einen uralten Obstbaumveteranen handelt. Unsere Wiese hat noch ein paar ehrenwerte Greise. Von diesem ist das nicht der erste und auch nicht der letzte Ast, der brechen wird.
Es ist allerdings ein Höhepunkt der Erlebnisse in den letzten Wochen und ich komme nicht umhin mir meine Gedanken zu machen – die viele von Euch sicher auch schon hatten.
Wir wohnen in einer landschaftlich noch wunderschönen Gegend, wenn auch hier wie überall die Ackerschläge immer größer werden und Streuobstwiese, gar genutzte Streuobstwiesen zunehmend verschwinden.
Ansätze zur Rettung kann ich zwar erkennen: Nutzungskonzepte, mobile Saftpressen… theoretisch ja.
Indes… will der Funke nicht so recht übergreifen. Vielleicht übereile ich die Effekte auch mit meinem Frust.
Erst letzte Woche hatten wir ein Angebot gemacht: Wir pflanzen auf unsere Kosten nach und nehmen die Ruinen (also die, von denen ein starker Ast nach dem anderen bricht und wo große Pilzfruchtkörper am Beginn der Kronen sitzen). Der Naturschutzbeauftragte fand das toll. Und was sprach die Besitzerin: Nein. Sie ist froh um jeden Baum der verschwindet. Wohlgemerkt pflegt sie die Wiese nicht selber und hat dadurch auch keine Kosten.
Mich hat diese Aussage eine schlaflose Nacht gekostet. Es sind immer die gleichen Argumente: Die Alten scheuen die Arbeit (auch wenn sie die gar nicht haben). Die Erben wollen plattes Land, dass dann trotz Umbruchverbot meistbietend verkauft werden kann und irgendwie dann doch Stück für Stück sich von „Wiese“ entfernt, nachdem ihr das Streuobst verlustig gegangen ist.
Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken
Verfasst: 9. Sep 2018, 18:27
von frauenschuh
Unsere eigene Streuobstwiese liegt an einem hoch frequentierten Spazierweg. Viele Gedanken habe ich heute von anderen gehört:
Vieles vergammelt ungenutzt
Es ist die Trockenheit
Die Bäume sind nicht/falsch geschnitten
Die Aaaarbeit…
Der muss wech….
Unordnung….
Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken
Verfasst: 9. Sep 2018, 18:29
von frauenschuh
Nun, klar machte die Aufarbeitung Arbeit. Vor allem meinem Mann, der die Sägen kreischen liess. Ich indes rollerte einige Maurerkübel und Eimer voll (das ist ja mit den neuen Rollsystemen doch ehrlich gesagt recht übersichtlich), trug die Äste mit auf einen Haufen. Klar. Den Sonntag hatten wir uns anders vorgestellt. Aber dass wir deswegen zusammen brechen wie der Baum, deswegen alles platt machen wollen würden...
äh... nein.
Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken
Verfasst: 9. Sep 2018, 18:35
von frauenschuh
Wir leben in einem Landschaftsschutzgebiet und eigentlich heißt das... nix. Man wartet halt inaktiv ab bis die Bäume zusammen klappen und freut sich dann wie bolle an der leeren Landschaft.
An dem Wort "genutzt" kann man sich streiten. Also leergefegt muss das Endergebnis an einem solchen Tag ehrlich gesagt nicht sein.
Dass man aus solchen Massen am Ende kein Mus kocht, wie eine ältere Dame vorschlug, muss doch nicht der Endpunkt eines weiteren Baumes sein!
Hier komme ich mit den Bildern ins Stocken, weil das Internet bei uns sehr langsam ist...
Zudem... Feuer frei für Eure Gedanken ;)
Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken
Verfasst: 9. Sep 2018, 18:36
von frauenschuh
Ach so... für die, die bei "Haustiere" und "Beweidungsprojekte" nicht mitlesen: Wir haben vielleicht auch leicht reden, da wir knapp 80 Weidetiere haben. Wir pflegen damit auch Streuobstwiesen.
Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken
Verfasst: 9. Sep 2018, 18:41
von frauenschuh
die Bilder trudeln ein..
Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken
Verfasst: 9. Sep 2018, 18:47
von frauenschuh
Also da ist "Mus kochen" - keine lockende Variante ;D
Was mich besonders ärgert ist, dass keiner heute auf die Idee kam, die aller Orten an den Straßen zusammen brechenden Bäume mit deren Alter in Verbindung zu bringen. Da kommt keiner auf die Idee nachzupflanzen. daneben ist ja ein Acker. Dass der Acker so weit an die Straße abgepflügt wird, dass bereits Basaltsteine an der Böschung die Erosion aufhalten müssen, dass in Folge die Gräben auf unser aller Kosten jedes Jahr ausgegraben werden müssen und wo das unterbleibt bei überfrierender Nässe der Auto-Abflug droht... davon redet keiner. Nur, dass das Obst der Bäume ungenutzt vergammeln würde. Was übrigens schon ein paar jahre nicht mehr so ist. Heute sah man erst wieder Leute mit Hänger von Baum zu Baum fahren...
Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken
Verfasst: 9. Sep 2018, 18:53
von frauenschuh
Erstversorgung heute
Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken
Verfasst: 9. Sep 2018, 19:18
von frauenschuh
Die drei Ziegenjungtiere vor Ort, für die der Abbruch ein Desaster war (der Zaun war niedergewalzt), haben sich flott erholt. Die jetzt eingezäunte Riesen-Kirsche... da werden wir noch mal diskutieren. Denn... Palettenschutz heißt für die Damen nur: juchu, eine Aufstiegshilfe ::)
Sie stehen so gezäunt, dass man das kurzfristig unterbinden kann. Als wir fuhren, spielten sie indes schon verstecken hinter den Paletten :P
Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken
Verfasst: 9. Sep 2018, 21:14
von cydorian
Der Astbruch dieses Jahr ist auch der Trockenheit geschuldet. Das Holz ist trockener wie üblich und damit weniger biegsam. Eine Gewitterböe verursacht damit mehr Schaden wie in einem Jahr mit normalen Niederschlägen.
Ansonsten Obstbäume: Wir sind die letzte Generation, die ältere Hochstämme erleben kann. Sie sterben jetzt. Nach uns kommt nichts, Obstbäume in der Landschaft werden für Die nach uns eine Kuriosität sein. Plantage oder die alle auffressenden Wohn/Industriegebiete oder Agrarwüste. Alles andere ist abgängig.
Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken
Verfasst: 9. Sep 2018, 21:27
von Gartenoma
In Hessen werden weiter Streuobstwiesen angelegt. Auch Hochzeitsbäume und Kinderbäume sind Hochstämme. Das ist der Apfelweinkultur geschuldet.
Gruß
Gartenoma
Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken
Verfasst: 9. Sep 2018, 22:05
von cydorian
Diese Projekte sind die genannten Kuriositäten, museal, Promille der Vergangenheit. Obstbäume in der Fläche und als Normalität sind abgehende Altbestände oder schon tot. Keiner pflanzt da was nach. Keiner pflegt. Ungeliebte Reste, abgepflügte Wurzeln, überwachsender Sukzessionswald, Gärten mit Sitzecken aber ohne Obst, lächerliche und kiurzlebige Ausgleichsmassnahmen.
Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken
Verfasst: 9. Sep 2018, 22:44
von Roeschen1
Da muß ich ein wenig widersprechen,
ich war heute im Hohenloher Land, da sind die Straßenbäume noch Obstbäume (Apfel, Birne. Kirsche),
und man sieht hier und da Neupflanzungen in alten Streuobstwiesen.
Es gibt Verkaufstände an der Straße mit Obst und Gemüse.
Es gibt auch viel vergammelndes Obst am Boden, weil keiner sich kümmert.
Re: Alte Streuobstwiesen und Alte Obstbäume - Gedanken
Verfasst: 9. Sep 2018, 22:52
von Staudo
Ich pflanzte vor ein paar Jahren meine eigene Streuobstwiese auf 2000 qm städtisches Land und vor fünf Jahren eine große Obstwiese mit 125 Bäumen als Ausgleichsmaßnahme gegen Bezahlung. Um die erste kümmere ich mich mit großer Wahrscheinlichkeit die nächsten zwanzig Jahre. Bei der großen muss ich schauen, was sich machen lässt. ;)