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Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Verfasst: 7. Mär 2020, 15:15
von ringelnatz
Hallo,
ich hatte letztes Jahr einen Zwetschgenhochstamm auf Reneklaude umgepfropft. Größenteils per Spaltpfropfen, ein Reiser war angeplattet. Von 28 Reisern waren 7 angewachsen, einen hat der Sturm abgerissen.
Da ich über keinerlei Erfahrung verfügte und auch im Sommer keine Zeit hatte lange zu "studieren", habe ich im Sommer nicht geschnitten. Ziel war einfach, dass die Reiser gut anwachsen, was sie größtenteils auch getan haben. Pro Reis sind meist mehrere Augen ausgetrieben und haben mehrere über 1m lange Triebe gemacht.
Leider sieht das Ding jetzt erstmal sehr nach Besen aus. Da der Baum recht hoch ist (Kronenansatz ca. 2-2,5m) möchte ich ihn nicht noch viel höher wachsen lassen. Er hat ordentlich "Wumms" und wird dieses Jahr sicher ordentlich nachschieben. Dass es auf die Dauer ein hoher Hochstamm wird, ist klar. Ziel der Kronentwicklung soll sein, ihn auch in die Breite wachsen zu lassen und wenigstens etwas Struktur reinzubringen
1. Foto:
Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Verfasst: 7. Mär 2020, 15:15
von ringelnatz
2. Foto
Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Verfasst: 7. Mär 2020, 15:16
von ringelnatz
3. Foto
Ich bitte um Vorschläge zum Schnitt :)
Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Verfasst: 7. Mär 2020, 15:25
von ringelnatz
Und bringe selbst meine erste Idee.
Der eigentliche ursprüngliche Mitteltrieb hat nicht so stark getrieben wie der rechts davon stehende Trieb. Auch die Pfropfstelle ist nicht so stark überwuchert und es sind Spalte im alten Holz offen. Daher würde ich ihn komplett, incl des alten Astes absetzen.
Nachteil: sehr große Wundfläche
Bei den anderen Trieben würde ich jeweils einen möglichst weit außen stehenden, kräftigen Trieb als Leittrieb fortsetzen und auf 1/3 einkürzen. Eventuelle Konkurrenztriebe basisnah komplett weg. Untergeordnete kleine Austriebe stehen lassen oder (je nach Wuchsrichtung) auf eine gut stehende Knospe kürzen.
Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Verfasst: 7. Mär 2020, 21:06
von JörgHSK
ich würde die Mitte auch weiterhin Mitte lassen. Anschneiden, und alle anderen Triebe dementsprechend unterordnen. Die Mitte sollte 1 Scherenlänge über den Leitästen stehen.
Wenn du Die Triebe auf den Leitästen auf ein Innenauge anschneidest, bekommst du gleichmäßigen Austrieb nach außen. Alle anderen Knospen die nach innenstehen, mit dem Fingernagel ausbrechen. So erspart man sich im nächsten Jahr einen Arbeitschritt, der nächstjährige Schnitt kürzt den neu gewachsenen Trieb des Innenauges bis zum ersten Trieb der nach Außen geht. Die Mitte wird nur angeschnitten, keine Knospen ausgeblendet. Das ist das System der Oeschbergkrone, das eigentlich sehr einfach ist.
Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Verfasst: 8. Mär 2020, 10:51
von ringelnatz
Problem ist wie gesagt, dass der eigentlich Mitteltrieb nicht so gut verwachsen ist und Eintrittspforten für Krankheiten bereitstellt. Wenn ich den Mitteltrieb nicht absetze, muss ich im Endeffekt den viel besser verwachsenen Konkurrenztrieb absetzen, weil die sonst oben direkt nebeneinander stehen.
Die Krone vor dem Pfropfen war weitgehend wild gewachsen. Eine richtige Öschbergkrone werde ich wohl nicht mehr hinbekommen.
Knospen ausblenden werde ich definitiv machen, danke für den Hinweis!
Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Verfasst: 8. Mär 2020, 19:27
von b-hoernchen
Zwetschgenwunden kriegen leicht Pilz, wenn sie größer als 3-4cm sind.
Schnitt: Ich würde mindestens für jeden Leitast einen Langtrieb lassen. Prinzipiell finde ich eine Hohlkrone schon eine feine Sachen bei Zwetschgen, die sonst wie Pappeln in den Himmel wachsen.
Man muss übrigens nicht immer schneiden, man kann auch mal binden - würde ich tun, um die Leitasttriebe in einen ca. 50-60°-Aufwärtswinkel zu bringen.
Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Verfasst: 8. Mär 2020, 22:52
von ringelnatz
Bin etwas überrascht über die geringe Resonanz, aber ich vermute mal, dass es daran liegt, dass die Fragestellung nicht ganz einfach ist.. ???
Bin auch heute zur Tat geschritten und habe den alten Mitteltrieb erstmal stehen gelassen, aber den starken Konkurrenztrieb etwas höher stehen gelassen. Dann auch pro Leittrieb einen Langtrieb auf 1/3 angeschnitten.
Im Sommer folgt dann definitiv ein Sommerschnitt. Triebe binden finde ich auch eine gute Anregung - danke dafür!
Mir war von vorneherein klar, dass Spaltpfropfen in diese dicken Äste das Problem von Wundinfektionen/mangelhafter Überwallung beinhaltet. Trotzdem bin ich unsicher, ob die Eintrittspforte an der Veredelungsstelle oder an einem abgesetzten dickeren Ast problematischer ist.
Meine Denke wäre: Veredelungsstelle ist weniger schlimm, weil weiter vom Hauptstamm weg, damit weiterer Weg für Pilze bis zum Hauptstamm, als der direkt am Stamm abgesetzte Mitteltrieb mit größerer Wundfläche.
Hat jemand eine Meinung dazu?
Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Verfasst: 20. Mär 2020, 22:45
von ringelnatz
Hier das Schnittergebnis
Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Verfasst: 20. Mär 2020, 22:54
von thuja thujon
Gut, der 2te Mitteltrieb ist noch drin, weiter beobachten und große Wunden vermeiden.
Ich würde hier wohl im Mai nochmal drüberschaun und den kräftigen Neuaustrieb sortieren. Ist besser als später im jahr oder erst im Winter wegschneiden.
Halt uns bitte auf dem laufenden, wie sich das Bäumchen macht. Nur so kann man draus lernen.
Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Verfasst: 22. Mai 2020, 22:46
von ringelnatz
Hier mal ein aktuelles Bild von heute.
Hatte vorm Austrieb noch ein paar Knospen geblendet, die nach Innen gerichtet waren. Nach dem Austrieb einzelne Triebe rausgerissen, um Leittriebe zu fördern, bisher noch nicht so viel davon zu sehen.
Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Verfasst: 27. Mär 2021, 23:26
von ringelnatz
So mal wieder ein Update.
Leider habe ich es verpasst im Spätsommer nochmal zu Fotografieren. Ich habe im Sommer mehrfach pinziert, ausgebrochen und geschnitten, teilweise auch dicke Triebe, die senkrecht nach oben gingen auf 10 cm Länge gekappt. Je einen bis zwei "Leittriebe" habe ich wachsen lassen und mit Schnüren runtergebunden.
Jetzt habe ich im Februar nur die Leitäste auf ca 2/3 angeschnitten, sonst nichts. Es sind relativ viele Blütenknospen an den kurzen Trieben, sodass ich hoffe, dass diese nicht mehr stark austreiben werden, sondern sich der Austrieb auf die gewollten Leitäste konzentriert.
Schaun mer mal :)
Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Verfasst: 27. Mär 2021, 23:31
von ringelnatz
der Mittelast steht immer noch, ist aber tatsächlich am wenigsten gewachsen. Dummerweise habe ich ihn beim Anleitern auch noch verletzt...
Ich lasse ihn erstmal noch drin und gucke was passiert, bisher stört er nicht.
Die Unterlage - eine kernechte Zwetschge - ist eigentlich auch recht robust. Der "Mutterbaum" würde mehrfach von Vorbesitzern brutalst mit der Kettensäge gestutzt und hat trotzdem keine Probleme mit Pilzbefall.
Was haltet ihr davon, dass ich das ganze kurze Gestrüpp stehen gelassen habe? Ich dachte, wenn ich das rausnehm, rege ich nur noch mehr Trieb an. Sind halt teilweise recht dicke Stummel ::)
Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Verfasst: 11. Sep 2021, 23:20
von ringelnatz
Jetzt bin ich doch ganz zufrieden, dass ich die ganzen kleinen Stummel stehen gelassen habe. Der Baum hat ganz nett gefruchtet. Es waren ca. 10 Tage, in denen stetig geerntet werden konnte - genug zum Naschen, zum Einmachen zu wenig.
Jetzt kenne ich auch die Sorte, es ist die große grüne Reineclaude.
Schneidarbeiten habe ich diesen Sommer kaum vorgenommen, der Austrieb ist auch im Rahmen geblieben. Teilweise hatte ich im Juli an langen Trieben angeschnitten/pinziert. Runterbinden musste ich auch nicht mehr, aber das Runterbinden letztes Jahr war sehr hilfreich.
So sieht er im Moment aus, und ich plane im Moment gegen Ende Februar die "Reiter" zu entfernen, wo sie mir den Leitast drohen wegzukonkurrieren, schick im Winter nochmal ein unbelaubtes Bild.
Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Verfasst: 11. Sep 2021, 23:21
von ringelnatz
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