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Baumscheibenpatenschaft
Verfasst: 15. Mär 2020, 21:47
von Quokka
Hallo zusammen,
vor kurzem haben wir die Patenschaft für die Baumscheibe vor unserem Haus übernommen. Hier im Kiez meldet man das beim Grünflächenamt an und darf "ganz offiziell" bepflanzen und ein Zäunchen setzen.
Auf "unseren" ca. 4 qm Baumscheibe wächst eine Linde mit ca. 40 cm Stammdurchmesser. Die Lichtverhältnisse sind wohl als absonnig/lichter Schatten zu beschreiben - direkte Sonne gibt es nur morgens an der südöstlichen Ecke, ansonsten filtert etwas Sonnenlicht durch die Baumkrone, von Westen her gibt es leider auch noch Schatten vom nahen Haus. Der Boden scheint mir aus viel Sand mit ein bisschen Lehm zu bestehen, jahrzehntelang mit Hundeurin und Müll versetzt natürlich. Für eine Unterpflanzung also nicht so ideale Voraussetzungen - bisher wächst auf der Baumscheibe auch nicht einmal Unkraut.
Unser Plan: 1. Im März/April Boden vorbereiten/verbessern und 2. Zäunchen bauen. 3. Im April/Mai Stauden pflanzen. 4. Im Herbst noch ein paar Blumenzwiebeln in die Lücken setzen.
Gleich zu Schritt 1 könnte ich Euren Rat gebrauchen. Basierend auf meinen bisherigen Recherchen möchte ich den sandigen Boden durch Einarbeitung von Kompost und etwas Bentonit verbessern. Beim Bentonit werde ich vorsichtig mit einer kleinen Menge anfangen, weil ich Sorge habe, dass uns sonst alles verkleistert. Beim Kompost bin ich mir sehr unsicher, welche Menge sinnvoll ist. Die einzige Mengenangabe, die ich gefunden habe, ist 2 Liter pro qm, was für die "Erstbearbeitung“ sehr wenig erscheint.
Welche Mengen würdet Ihr empfehlen? Danke im Voraus für Eure Tipps!
Re: Baumscheibenpatenschaft
Verfasst: 15. Mär 2020, 21:56
von thuja thujon
Bei beabsichtigter Staudenpflanzung sind auf wenig gedüngten Böden 2L/m² ok, bei Hundeurinboden würde ich weniger Kompost nehmen. Man will ja nicht überdüngen. Berlin hat eh ein Problem mit der Entwässerung, Erosion, Kanal, Fischsterben.
Humus reinbringen ist auch ohne zusätzliche Nährstoffe möglich. zB Bentonit und Gründüngermischungen rein. Regt auch das Bodenleben mehr an als nur Kompost.
Praktische Frage, wie tief kannst du wühlen ohne das Baumwurzeln oder der ehemalige Substrataufbau der Baumpflanzung Probleme machen? Hast du mal mit einem Spieß sondiert?
Wie kannst du in Zukunft die Wasserversorgung sicherstellen? Gibts eine Leitung oder muss das Wasser getragen werden?
Re: Baumscheibenpatenschaft
Verfasst: 15. Mär 2020, 22:49
von Quokka
Hallo thuja thujon, danke für Deine Antwort! :)
[quote author=thuja thujon]
Humus reinbringen ist auch ohne zusätzliche Nährstoffe möglich. zB Bentonit und Gründüngermischungen rein. Regt auch das Bodenleben mehr an als nur Kompost. [/quote]
Hm, über Gründüngung habe ich mich bisher nur am Rande belesen. Gibt es da auch Pflanzen, die für eher schattige Standorte geeignet sind? Und müssten wir, wenn wir erst eine Gründüngung durchlaufen lassen, mit der Staudenpflanzung bis zum Herbst warten?
[quote author=thuja thujon]
Praktische Frage, wie tief kannst du wühlen ohne das Baumwurzeln oder der ehemalige Substrataufbau der Baumpflanzung Probleme machen? Hast du mal mit einem Spieß sondiert? [/quote]
Sondiert haben wir noch nicht. Was für eine Art Spieß würdest Du dafür verwenden? Wir haben bisher einen Spaten und eine Grabegabel angeschafft, wollten den Baum damit aber vor der eigentlichen Bodenbearbeitung nicht unnötig ärgern.
[quote author=thuja thujon]
Wie kannst du in Zukunft die Wasserversorgung sicherstellen? Gibts eine Leitung oder muss das Wasser getragen werden?
[/quote]
Im Hof gibt es einen Wasseranschluss samt Gartenschlauch. Damit hat ein Nachbar in den letzten Jahren schon die Bäume vor dem Haus gewässert.
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Re: Baumscheibenpatenschaft
Verfasst: 15. Mär 2020, 23:01
von thuja thujon
Ein Gartenschlauch ist schonmal super.
Spaten und Grabegabel ist toll. Wenn du schon etwas Erfahrung hast, kannst du evtl schon mit dem einstechen der Grabegabel ertasten, wie der Boden in 5, 10, 20cm Tiefe beschaffen ist.
Hundeurinböden sind oft durch das viele Natrium nicht besonders krümelig, sondern eher feinbröselig. Wenn nie viel drauf gewachsen ist, könnten es auch mehr Würmer sein. Solche Böden bereitet man besser gut vor, wenn man langjährig bestehen sollende Staudenpflanzungen etablieren will.
Böden sind oft sehr geduldig und brauchen lange, bis sie sich ändern.
Dünger-/Nährstoffmangel sollte kein Problem sein, aber die Struktur hat wohl gelitten. Und hier setzt der Gründünger an. Bodenverbesserung ohne noch mehr zu düngen, sondern beleben durch Gründüngerreste und aktivieren der Tiere, die dir einen Lebendverbauten Boden bereiten. Braucht nur etwas Zeit.
Als Initialzündung könntest du Phacelia, Tagetes, Wicken, Rucola und Ringelblumen säen. Blüht alles und gibt dem Boden was, wenn du es im Sommer nach dem vertrocknen flach mit dem Spaten einarbeitest. 3-4 Wochen später kannst du dann die Stauden pflanzen.
Besser wäre es natürlich 3-4 Jahre Gründünger/Blumenwiese auszusäen und in den dann locker fluffigen Boden die Stauden zu pflanzen. Aber man kann es auch übertreiben. Das eine Jahr Gründünger solltest du aber für den Boden schon ernst nehmen.
Re: Baumscheibenpatenschaft
Verfasst: 16. Mär 2020, 23:21
von Quokka
Dann werde ich mich wohl ausführlicher zum Thema Gründüngung belesen und noch einmal in mich gehen.
In mich gehen, weil ich das mit dem Warten bis zur Staudenpflanzung zugegebenermaßen gar nicht gerne lese - ich freue mich ja schon seit Monaten darauf, die Baumscheibe zu bepflanzen. :'(
Gäbe es denn außer Kompost und Gründüngung noch andere Möglichkeiten, Humus in den Boden zu bringen und dem Boden auch sonst etwas Gutes zu tun?
Re: Baumscheibenpatenschaft
Verfasst: 16. Mär 2020, 23:28
von lonicera 66
Nach einem Open Air Event im Wald mit ca. 3000 Besuchern klagte der Förster, daß er mangels Toilettenbenutzung der Besucher nun wieder kalken darf, um die Exkremente zu neutralisieren.
Wäre das nicht auch vorteilhaft für einen Hundeurinverseuchten Boden?
Re: Baumscheibenpatenschaft
Verfasst: 16. Mär 2020, 23:39
von thuja thujon
Um Gottes Willen, ich will dich nicht vom Stauden pflanzen abhalten.
Das wäre sicherlich auch so möglich.
`Umgraben und ein Sack Blumenerde, danach das gefüllt blühende aus dem Gartencenterangebot rein.´
Eigentlch will ich nur dem vorbeugen. Das geht auch Umweltverträglicher und Lebensfreundlicher. Ich möchte es nur nicht zu kompliziert machen.
Blumenwiese als Gründünger, also diese einjährigen Mischungen, ist auch ok.
Re: Baumscheibenpatenschaft
Verfasst: 16. Mär 2020, 23:46
von lonicera 66
Man kann ja auch die Stauden dazwischen pflanzen, habe ich schon gemacht, man muß nur ein wenig Platz lassen.
Re: Baumscheibenpatenschaft
Verfasst: 16. Mär 2020, 23:59
von Quokka
[quote author=thuja thujon]
`Umgraben und ein Sack Blumenerde, danach das gefüllt blühende aus dem Gartencenterangebot rein.´[/quote]
Das ist nun wirklich nicht mein Plan. :-\
Deinen Punkt, dass mit Gründüngung eine nachhaltigere Bodenverbesserung erreicht werden kann, habe ich schon verstanden. Ich hoffe, Du kannst meine Ungeduld auch ein wenig verstehen. Die Baumscheibe ist meine erste Möglichkeit, selbst etwas draußen zu pflanzen und zu pflegen, und ich habe mich tatsächlich sehr darauf gefreut, dass das Frühjahr kommt und ich mit dem Bepflanzen loslegen kann.
Hier erhoffe ich mir doch gerade Tipps zu den verschiedenen Möglichkeiten der Bodenverbesserung und -vorbereitung, damit ich das Für und Wider abwägen kann. :)
Re: Baumscheibenpatenschaft
Verfasst: 17. Mär 2020, 00:05
von Quokka
[quote author=lonicera 66]
Wäre das nicht auch vorteilhaft für einen Hundeurinverseuchten Boden?
[/quote]
Hm, vielleicht sollte ich doch mal den Boden testen (lassen)...
Re: Baumscheibenpatenschaft
Verfasst: 17. Mär 2020, 04:07
von 555Nase
Solange der Baum noch nicht eingegangen ist, werden es deine Stauden auch noch überleben. Vermische den vorhandenen Boden mit 2 Sack Blumenerde oder deinem Kompost und alles wird gut. :)
Re: Baumscheibenpatenschaft
Verfasst: 17. Mär 2020, 06:44
von lord waldemoor
ich würde auch blumenerde, kompost reinmischen, ein paar stauden pflanzen und dazwischen tagetes säen
wie groß ist die baumscheibe, 1,5 meter um den baum?
Re: Baumscheibenpatenschaft
Verfasst: 17. Mär 2020, 07:22
von Staudo
Ich würde den Aufwand auch begrenzen. Bei so einem kleinen, intensiv betüdelten Gärtchen kann man auch mal etwas neu- und nachpflanzen. ;)
Re: Baumscheibenpatenschaft
Verfasst: 17. Mär 2020, 07:36
von zwerggarten
wichtig ist auch bei aller gartenlust, in einer baumscheibe (also vor allem dem standort eines baumes) nicht bzw. nicht zu hoch substrat aufzuschütten, (denn das vertragen bäume in der regel nicht), nicht zu nah an den stamm bzw. den wurzelansatz zu pflanzen (um die notwendigen und pflichtgemäßen baumkontrollen problemlos zu ermöglichen) und nicht mit dem spaten oder ähnlichem gerät im feinwurzelbereich des baumes herumzuhacken – aber darauf wird das grünflächenamt sicher selbst schon hingewiesen haben...
Re: Baumscheibenpatenschaft
Verfasst: 17. Mär 2020, 07:40
von Staudo
Fast alles ist besser als Hundeurin. ;)