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Malus, Pyrus und Prunus selbststeril?
Verfasst: 11. Jul 2005, 13:26
von Zuccalmaglio
Hallo,die Kultursorten von Apfel, Birne und Süßkirsche sind ja i.d.R. selbststeril.Ich vermute einmal, bei den Wildarten M. sylvestris, Pyrus ? undPrunus avium ist das nicht so, da eine generative artechte Vermehrung sonst nicht möglich wäre. Weiß jemand etwas genaueres?Mich würde auch interessieren, ob es von M. sylvestris und Pyrus noch ursprüngliche Wildformen gibt, die ohne Einfluss von Kultursortensind.
Re:Malus, Pyrus und Prunus selbststeril?
Verfasst: 11. Jul 2005, 13:41
von Re-Mark
Hallo,die Kultursorten von Apfel, Birne und Süßkirsche sind ja i.d.R. selbststeril.Ich vermute einmal, bei den Wildarten M. sylvestris, Pyrus ? undPrunus avium ist das nicht so, da eine generative artechte Vermehrung sonst nicht möglich wäre.
Au contaire! In der Wildnis ist ja gewissermaßen jeder einzelne Baum eine andere 'Sorte'. Nicht Sorte und Art verwechseln!
Weiß jemand etwas genaueres?Mich würde auch interessieren, ob es von M. sylvestris und Pyrus noch ursprüngliche Wildformen gibt, die ohne Einfluss von Kultursortensind.
Das dürfte einige Wissenschaftler auch interessieren, ist aber leider kaum mehr feststellbar. 'Ohne Einfluß' ist ein starkes Wort...
Re:Malus, Pyrus und Prunus selbststeril?
Verfasst: 11. Jul 2005, 19:56
von Urs
Halo Zuccalmaglio,es gibt noch einige Wildvorkommen von Malus sylvestris und Pyrus pyraster, z. B. in den Elbeauen, im Südharz und am Kyffhäuser. Gerade Wild-Apfel und Wild-Birne sind bedeutend seltener als z. B. die wilde Vogel-Kirsche.Ich vermehre beide Arten selbst, falls Du Interesse hast ...Der Einfluss von Kulturobstsorten ist zur regelrechten Bedrohung für die Wildobstarten geworden. An den Wildarten von Birne und Apfel wurden genetische Untersuchungen vorgenommen und reinartige Individuen identifiziert. Im Rahmen von Generhaltungsprogrammen der Länder bemüht man sich verschiedentlich um ihre Erhaltung, allerdings ist die Zahl der regelmäßig beernteten Exemplare oder in Saatgutplatagen kultivierten Klone relativ gering. Meines Erachtens kann nur eine Erhaltung in situ dauerhaften Erfolg haben, dazu gehört allerdings auch, keine Kulturobstsorten in geringer Entfernung zu Wildartvorkommen aufzupflanzen. Insofern ist die Anlage von Streuobstwiesen, wie sie durch den administrativen Naturschutz gefördert wird, zwar für Wendehals und co. von Nutzen, hinsichtlich der Erhaltung der Wildobstarten jedoch absolut kontraproduktiv.GrüßeUrs
Re:Malus, Pyrus und Prunus selbststeril?
Verfasst: 14. Jul 2005, 13:05
von Sepp
Im asiatischen Raum gibt es noch viele Wildarten von Malus und Pyrus, die wohl noch keine Kulturäpfel/birnen gesehen haben; nun ist Asien ja groß und man muß sich an die natürlichen Areale der Arten halten.Die Forschungsanstalt in Pillnitz (Dresden) sammelt Wildarten v.a. zur Resistenzzüchtung.Grüsse,Sepp
Re:Malus, Pyrus und Prunus selbststeril?
Verfasst: 14. Jul 2005, 19:27
von Urs
Kultur-Apfel und -Birne kommen aus Asien. Malus sylvestris und Pyrus pyraster wurden nur eingekreuzt. Und gerade in Mittelasien sind die so genannten Wildarten mit ziemlicher Sicherheit auch nicht mehr so "wild" wie es ursprünglich einmal war. Auch dort wird Obst angebaut. Wenn man auch nicht viel veredelt, so werden doch Sämlinge selektiert und Jungpflanzen nur von Elternbäumen mit wohlschmeckenden Früchten gezogen.Mittelasien mag zwar relativ dünn besiedelt sein, insofern könnte man meinen, die Landschaft wäre kaum genutzt. Dem ist jedoch nicht so, im Gegenteil; da äußerst extensive agrarische Landnutzung stattfindet, gibt es nur wenige Gebiete ohne menschlichen Einfluss. Da dort auch noch wesentlich länger Landwirtschaft betrieben wird, als dies in Mitteleuropa der Fall ist, kann der (prä-) historische Einfluss des Menschen auf Wildpopulationen in Kultur genommener Arten kaum mehr eingeschätzt werden.Die asiatischen Obstbaumpopulationen mögen ein Genreservoir für die Obstzüchtung darstellen, für die Erhaltung der in Mitteleuropa heimischen Wildobstarten sind sie keines. Wenn man nicht ernsthaft etwas zu deren Erhaltung tut, werden Wild-Apfel und -Birne wahrscheinlich allmählich durch Kulturobsteinkreuzung aussterben. Bei der Kirsche sieht es bedeutend besser aus. Von ihr gibt es recht umfangreiche forstlich anerkannte Saatgutbestände, die regelmäßig beerntet werden. Vogel-Kirschen werden wegen ihres wertvollen Holzes gegenwärtig wieder verstärkt gepflanzt.Wildobstarten werden (oder wurden?) übrigens auch von der Uni Halle und der Genbank Gatersleben gesammelt.
Re:Malus, Pyrus und Prunus selbststeril?
Verfasst: 4. Aug 2005, 13:22
von Zuccalmaglio
Hallo Re-Mark, hallo Urs,- bin des Französischen nicht mächtig. Was bedeutet Au contaire?- das mit Art und Sorte ist schon klar. Ich meinte, ob die Pollen des einen Baumes von z.B. M. sylvestris eine Blüte am selben Baum befruchten können. Oder ist die Blüte des Baumes auf den Pollen eines anderen, genetisch (leicht)ab- weichenden Baumes der gleichen Art angewiesen?Urs,vielen Dank für die Informationen und das Angebot.Aber zur Zeit habe ich Zeit- und Platz-probleme. Vielleicht komme ich später einmal darauf zurück. Wären das Reiser oder Samen, die du von M.sylvestris und P. pyraster abzugeben hättest?Ich stelle mir das wirklich schwierig vor, die Wildformen von den Kultursorten abeschirmt zu erhalten. Schon wegen der Entfernungen, die die Bienen u.a. Insekten überbrücken können. Und es sind ja nicht nur die Streuobstwiesen. Ich entdecke immer wieder mal Sämlinge amWaldrand, die offensichtlich nach Habitus, Blatt und Frucht aus weggeworfenen Apfelpöcken der Spaziergänger stammen.Allerdings habe ich im letzten Sommer auch zwei Bäume in einem Waldstück zwischen Köln und Neuss gesehen, die wenig mit einem Kulturapfel gemeinsam hatten. Sehr kleines Blatt bei lichtem Laubbesatz und sehr kleine Früchte. Ich hatte leider keine Zeit mehr das weiter zu verfolgen. Vielleicht schaffe ich es dieses Jahr.