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Leonardit statt Torf?
Verfasst: 7. Feb 2023, 14:03
von Microcitrus
In meinem kroatischen Garten ist Humus Mangelware. Die "Erde" ist bröseliger Ton der im Sommer steinhart bäckt und im Winter schmierig staunass wirkt.
Habe bisher Nadelhäckselgut, Lorbeerhäckselgut (auch nicht das Gelbe vom Ei), Torf, Blumenerde, silikatreichen Filtersand und "Erde"/Kalkkies-Gemisch (mit verschwindendem Humusanteil) eingemischt.
Hat jemand Erfahrungen mit Leonardit (Feinanteile von Braunkohle) zur Bodenverbesserung? Klimaretter werden wohl die Braunkohle verteufeln, aber mein verkarsteter und wüster Boden verlangt irgendetwas humusartiges bzw. "schreit" nach Verbesserung.
Re: Leonardit statt Torf?
Verfasst: 7. Feb 2023, 14:25
von RosaRot
Ausprobieren.
Ich habe Leonardit gelegentlich der Kübelpflanzenerde zugesetzt, das Thema aber dann nicht weiter verfolgt, im Garten.
Re: Leonardit statt Torf?
Verfasst: 7. Feb 2023, 14:28
von thuja thujon
Manchmal ist es nicht Zielführend den vorhandenen Boden mit allerlei Zusätzen zu verquirlen um seine chemischen Bestandteile und damit Eigenschaften zu verändern.
Ein garer Boden ist viel mehr. Und hier hat sich gezeigt, das Lebendverbauung durch Begrünung und Schattengare durch zB Mulch wichtiger ist als das untermischen irgendwelcher Stoffe. Das untermischen von was auch immer hält nie lange und bei jeder Bearbeitung werden wieder stabile Strukturen zerstört, was wiederum eine gute Bodengare verhindert.
Boden ist kein Substrat. ;)
Re: Leonardit statt Torf?
Verfasst: 7. Feb 2023, 14:48
von Microcitrus
"Schattengare" ist gut. Im Sommer bäckt die "Erde" quasi zu Stein zusammen (und man buddelt Löcher tatsächlich mit Hammer und Stemmeisen und Brechstange) und Mulch wird staubtrocken und anzündfähig.
Wie die Würmer das schaffen durch diesen Boden zu kommen ist mir sowieso ein Rätsel. Dafür werden die Viecher gut fingerdick wie Blindschleichen.
Re: Leonardit statt Torf?
Verfasst: 7. Feb 2023, 14:54
von thuja thujon
Das schaffen sie hier auch nur von Herbst bis Frühjahr.
Um die Schattengare zu erreichen, Begrünung rein, niedrigen Klee zB, der hält dann auch die Feuchtigkeit besser im Boden.
Re: Leonardit statt Torf?
Verfasst: 7. Feb 2023, 15:02
von thuja thujon
Es gibt vieles zum Thema nachzulesen oder anzuschauen, seit vielen Jahren ist die Forschung aktiv und es gibt in der Praxis etablierte Lösungen.
Schaue zum Beispiel mal hier rein: https://ktn.lko.at/die-untersaaten-eine-effiziente-begr%C3%BCnung+2400+3625745
Viel zum stöbern, das Prinzip Boden wird heute anders verstanden als in den 70er Jahren.
Re: Leonardit statt Torf?
Verfasst: 7. Feb 2023, 15:03
von Microcitrus
Bei Wp lese ich "Kennzeichen eines garen Bodens sind die lockere Krümelstruktur (2 – 4 mm) und dunkle Färbung infolge des hohen Humusgehaltes (Dauerhumus)."
;D ;D ;D Keine Krümel, roter nackter Ton. Nicht einmal da wo dichter Grasteppich ist fände ich so was wie eine dunkle Färbung. Steinschutt vielleicht, nee der Boden ist ziemlich desolat. ;D ;D ;D
Re: Leonardit statt Torf?
Verfasst: 7. Feb 2023, 15:29
von thuja thujon
An der Mosel gibt es an den Steilhängen viel Schiefer, also Skelettreiche Böden. Und auch dort gibst Erfahrungen zu Begrünungen.
Wenn man nichts für die Krümelstruktur tut, kann man auch keine erwarten.
Re: Leonardit statt Torf?
Verfasst: 7. Feb 2023, 15:48
von Gartenplaner
Etwas für die Krümelstruktur tun hiesse in diesem Fall Humus untermischen.
Der Boden an sich scheint ein gutes Bodenleben aufzuweisen, siehe Regenwürmer, insofern, sobald ordentlich Humus eingebracht wird, werden sie auch Ton-Humuskomplexe bilden und die Struktur wird über Jahre krümeliger.
Ohne Humus keine Krümel.
Re: Leonardit statt Torf?
Verfasst: 7. Feb 2023, 15:53
von thuja thujon
Gartenplaner hat geschrieben: ↑7. Feb 2023, 15:48Etwas für die Krümelstruktur tun hiesse in diesem Fall Humus untermischen.
Das sorgt in der Regel nur für `tote´, überdüngte Böden. Ein Tauwurm frisst auch keinen Kompost, Huminsäuren oder Fulvosäuren.
Re: Leonardit statt Torf?
Verfasst: 7. Feb 2023, 15:59
von spider
Das wüsste ich jetzt aber gerne etwas genauer,´, Inwiefern sind diese Böden denn tot? Fragt die, die seit vergangenem Jahr mit Humintec arbeitet.
Re: Leonardit statt Torf?
Verfasst: 7. Feb 2023, 16:15
von Gartenplaner
Ich bin auch mal sehr gespannt, wie da jetzt der wissenschaftliche Nachweis dieser Behauptung aussieht.
Re: Leonardit statt Torf?
Verfasst: 7. Feb 2023, 16:17
von thuja thujon
Solche Böden ernähren das Bodenleben nicht, weil die Nahrung im Komposthaufen, im Braunkohletagebau, im Biokohlereaktor oder sonstwo schon verbraten wurde.
Wurzelausscheidungen und Co gibts nicht mit Humintec, streng genommen nur eine Chemikalie, die keine Pilze, Würmer und Co ernährt. Tauwürmer holen sich ihre Nahrung zB von der Erdoberfläche und ziehen sie in ihre Gänge. Die freuen sich nicht mal darüber, wenn man Laub unterfräst.
Ja, chemische Parameter wie Huminsäuren sind wichtig, lösliches Calcium auch, aber das reicht nicht.
Wir haben mindestens einen ausführlichen Thread zum Thema: https://forum.garten-pur.de/index.php/topic,65415.0.html
Re: Leonardit statt Torf?
Verfasst: 7. Feb 2023, 16:55
von Gartenplaner
Die Antwort sagt mir jetzt nicht wirklich was.
Also, wie werden Ton-Humuskomplexe gebildet:
“… Ton-Humus-Komplex bezeichnet in der Bodenkunde die Aggregatbildung von organischen Fragmenten wie Huminstoffen mit anorganischen Partikeln wie Tonmineralen durch Wasserstoffbrücken oder Einlagerung von metallischen Kationen.
… Eine besonders intensive Vermischung von organischen und mineralischen Substanzen findet im Darm des Regenwurms statt, wo die Aggregate durch Schleimstoffe stabilisiert werden. Die entstehenden THK werden durch Bakterien und Pilze weiter zu Bodenkrümeln verbaut. Diese Lebendverbauung erfolgt nur bei starker Aktivität des Bodenlebens in humus- und nährstoffreichen Oberböden, in denen sich ein optimales Krümelgefüge und die Humusform „Mull“ bilden können …”(
Wiki)
Damit die Lebendverbauung stattfinden kann, muss erstmal organisches Material vorhanden sein.
Die vorgeschlagene Begrünung wäre eine Humusquelle - sobald sie untergefräst wird.
Auch wenn die Wurzeln schon organische Substanzen abgeben, ist das keine Menge, die zügig Töpferlehm in Krümelboden verwandelt.
Mulch ist im Prinzip auch eine gute Humusquelle, allerdings eine ebenso langsame, da es im Sommer knochentrocken ist, dann ziehen sich Regenwürmer in einen Trockenschlaf zurück und auch die Mikroorganismen in der oberen Bodenschicht schrauben ihre Aktivität stark zurück, bis es im Herbst wieder feuchter wird.
Mulch in dem Klima liegt wesentlich länger mehr oder weniger unnütz an der Bodenoberfläche wie in nördlicheren Gefilden.
Den Humus in den Boden untermischen hingegen bringt da schnell in ordentlicher Menge organisches Material als Futter für Regenwürmer und sonstiges Bodenleben.
Eine weitere Möglichkeit, solche Böden lockerer zu bekommen, ist das Untermischen von Sand oder Splitt, Lavasplitt - aber da das den Boden auch durchlässiger macht, ist es vielleicht im mediterranen Klima nicht so ideal.
Re: Leonardit statt Torf?
Verfasst: 7. Feb 2023, 17:00
von thuja thujon
Viel Erfolg mit dem Teufelskreis intensive Bodenbearbeitung.
Lockern, Austrocknen, verschlämmen, Verdichtung, lockern.
https://www.liebegg.ch/upload/rm/me/rb/merblatt-boden-schonen-mit-fuenflibertest-1.pdf?_=1658480879000
https://www.youtube.com/watch?v=PzjiubMdygY&t=1s
Wenn irgendwas einarbeiten und damit lockern, dann anschließend etwas einsäen, das die Wurzeln das Gefüge stabilisieren.