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Klimawandel trifft Hobbyobstanbau - was tun?

Verfasst: 23. Jan 2024, 11:25
von meiby
Dies ist ein weites Thema. Nicht nur die sommerliche Trockenheit und Hitze, auch die frühere Blüte mit Schäden durch die folgenden Spätfröste oder die zunehmende Aggressivität der Schadorganismen trüben die Freude am Hobbyobstanbau.

Was sind eure Strategien? Auf welche Arten und Sorten setzt ihr eure Hoffnungen?

als Anregung: bei der Oberlausitz-Stiftung ist dazu der Leitfaden „Streuobstwiesen im Klimawandel“ erschienen.

Re: Klimawandel trifft Obstanbau

Verfasst: 23. Jan 2024, 11:55
von thuja thujon
Tolles Thema, aber sehr breit und schon lange nicht mehr neu.
Die letzten über 10 Jahre hat man jedenfalls viel lernen können, zB das Bewässerung frühzeitig nötig ist, um starke Mineralisierungsschübe gegen Ende der Vegetation zu verhindern. Das ist auch Teil der Strategie gegen Rindenkrankheiten wie Diplodia.
Und es erhärtet sich die Erkenntnis, das kleine bzw mittlere Baumformen eher gegen die Extreme zu schützen sind als größere Baumformen.
Weil große Bäume, die vertrocknen oder an Dilpodia eingehen, das hats dann auch nicht gebracht mit extensiver Pflege. Man kann auch sagen, das Resilienz nicht mit Extensivierung zu erreichen ist.

Re: Klimawandel trifft Hobbyobstanbau - was tun?

Verfasst: 23. Jan 2024, 14:00
von meiby
Damit es nicht ein „wir müssen die Welt retten“-Thema wird, habe ich den Titel geändert.

Und da das Problem leider nicht mehr ganz neu ist, gibt es vielleicht auch ein paar kleine Tipps, die auch schon etwas helfen können.

Wie die erforderliche Feuchtigkeitsverbesserung durch Mulchen oder häufigeres Hacken der Baumscheibe, sagt der Hackmann ;)
Anstelle der käuflichen Bewässerungssäcke tut es auch ein ausrangierter Plastikkanister mit einem kleinen Loch im Boden.

Re: Klimawandel trifft Hobbyobstanbau - was tun?

Verfasst: 23. Jan 2024, 15:30
von thuja thujon
Hacken hat den Nachteil der Erosionsproblematik. Niedrige Begrünung beschattet den Boden auch, verbraucht dabei nur wenig Wasser (die Bilanz ist positiv) und verbessert mit den Wurzeln auch gleichzeitig die Bodengare. Die Frage ist da nur welche Pflanzen man nutzen kann und wie man sie niedrig hält, das sie nicht zur Konkurrenz werden oder den Pilzbefall fördern.
Schneeglöckchen und Krokus ziehen leider recht früh wieder ein, behindern bis dahin aber den Herbizideinsatz, was zB Kreuzkraut bis zur Samenreife bringen kann, zumindest wenn es schon im späten Herbst/Vorwinter gekeimt ist. Also bei den frühen Zwiebelblühern gibts da manchmal Probleme. Späte Zwiebelblüher wie Milchstern ermöglichen eine frühe Herbizianwendung bzw Hackgang. Im Frühjahr ist die Erosionsgefahr noch nicht so groß, da Starkregen eher erst später ab Mai kommen.

Re: Klimawandel trifft Hobbyobstanbau - was tun?

Verfasst: 23. Jan 2024, 16:08
von Der Buddler
Das Glas halb voll sehen. Über weniger Pilzerkrankungen und mehr "südliche Arten" freuen.

- Geeignete Arten/Sorten, Feigen und Wassermelonen gehen bspw. viel besser als früher.
- Spätfrost an Obstbäumen vermeidet man seit jeher durch entsprechend kaltluftgeschützte Hanglagen und ggf. spätblühende Sorten.
- Trockenheit ist primär für neu gepflanzte Bäume ein Problem. Die Lösung lautet Bewässerungssack.

Re: Klimawandel trifft Hobbyobstanbau - was tun?

Verfasst: 23. Jan 2024, 16:46
von hobab
Pilzerkrankungen haben hier irrsinnig zugenommen. Und ehrlich gesagt, kann ich weder mit Kaki noch Feige was anfangen, da trauer ich schon der Kirsche nach.
Was Thuja übers frühe Wässern sagt ist sehr wichtig, nicht nur im Obstbau: früh viel und lange wässern und dafür im Sommer nur in dringenden Fällen. Da scheint sich die Wissenschaft recht einig zu sein. Die andere Empfehlung ist Mulch, gerne auch mineralisch - das ist im Gemüsebau natürlich unpraktisch, da machen Gründünger mehr Sinn. Hacken ist aus vielen Gründen nicht sinnvoll.

Re: Klimawandel trifft Hobbyobstanbau - was tun?

Verfasst: 24. Jan 2024, 00:07
von 555Nase
hobab hat geschrieben: 23. Jan 2024, 16:46

Was Thuja übers frühe Wässern sagt ist sehr wichtig, nicht nur im Obstbau: früh viel und lange wässern und dafür im Sommer nur in dringenden Fällen.


Warum willst du im Sommer nicht gießen und dann auch noch auf Sandboden ???
Bei 30°C gieße ich täglich und da ist sogar noch kein Apfelbaum eingegangen.

Re: Klimawandel trifft Hobbyobstanbau - was tun?

Verfasst: 24. Jan 2024, 05:21
von Starking007
Täglich giessen?
Komisch, dass das die Bäume auch noch aushalten...........
Jede zweite Woche 200ltr., das wäre meine Art zu giessen,
wenn es denn ein- zweimal sein müßte.

Sklaventreiberei........

Re: Klimawandel trifft Hobbyobstanbau - was tun?

Verfasst: 24. Jan 2024, 05:33
von 555Nase
Sind auch 15 ltr. am Tag. Geht schon mal bei Kübelpflanzungen gar nicht, läuft alles raus.
Und im Freiland ist bei einer Spatenprobe trotzdem alles staubtrocken, wenn ich da auch noch 14 Tage gar nicht gießen würde, wobei da das Gras sogar noch braun wird und durch die 200 ltr. dann auch nicht wieder grün wird, wie soll da ein Bäumchen den Klimawandel überstehen ?

Re: Klimawandel trifft Hobbyobstanbau - was tun?

Verfasst: 24. Jan 2024, 06:58
von Staudo
Da ich im Hausgarten nahezu kostenloses Wasser habe (Brunnenwasser + Photovoltaik), lege ich einen Schlauch an meine Bäume und lasse das Wasser pro Baum auch mal zwei Stunden laufen. Da wird auch das Gras wieder grün. ;) Das mache ich höchsten alle zwei Wochen, eher seltener.

Re: Klimawandel trifft Hobbyobstanbau - was tun?

Verfasst: 24. Jan 2024, 08:38
von thuja thujon
Der Wasserverbrauch ist im (späten) Frühjahr einfach höher als im Sommer.
Aber, manch kleinen Baum habe ich im Jahr nach dem Pflanzen nach 6 Wochen Regenfreiheit noch nicht gegossen. Also in einem ausgesprochenen Dürrejahr kamen die Bäume mit insgesamt 50 Liter Zusatzwasser aus. Die rettende Gabe ist hier auf Lehm oft erst im Juli/August fällig, wenn der Boden bis dahin in der Tiefe genug hergibt. Also nur weil die Pflanzen die 30cm tief wurzeln vertrocknen muss ein Baum der schon bei 60 ist noch nicht zwingend gewässert werden. Sowas dient der Tiefenerziehung des Wurzelsystems. Man muss allerdings aufpassen, das es nicht zu Wuchsstockungen kommt, um Rindenrisse und dadurch bedingte Krankheiten zu vermeiden. Sowas mache ich aber nur bei extensiven Pflanzungen. Nicht bei dem was bei mir im Garten steht.

In Ertragspflanzungen ist das frühe wässern effektiver weil es dann noch Einfluss auf die Zellgröße, Stärke des Wachstums, Mineralhaushalt usw hat. Das verliert es später im Jahresverlauf. Und im August ist wässern nur noch Lebenserhaltend und verhindert die späten Mineralisationsschübe im Boden, aber nicht mehr.

Re: Klimawandel trifft Hobbyobstanbau - was tun?

Verfasst: 24. Jan 2024, 08:42
von Staudo
Das entspricht meinen Beobachtungen. Trocknet ein Baum im Juli zusammen, ist er mit einiger Wahrscheinlichkeit tot. Färbt er sich im August gelb und verliert die Blätter, hat er vorzeitig den Herbst eingeläutet und überlebt.

Re: Klimawandel trifft Hobbyobstanbau - was tun?

Verfasst: 24. Jan 2024, 09:18
von thuja thujon
Das kann ich genau so auch unterschreiben.
Im Bild ein Gubener Spilling Mitte Juli 2023.
Man sieht starken Kaliummangel durch die Trockenheit, also wo kein Wasser ist, werden auch keine Nährstoffe aufgenommen. Ein paar Tage vorher gabs Wasser (deswegen die feuchte Baumscheibe), natürlich zu spät um Blattschäden zu vermeiden. Man sieht an den Triebspitzen, dass der Wuchs auch längst abgeschlossen war. Also eben die Zeit, in der eher wenig Wasser benötigt wird. Die Samenstände der Disteln unten zeigen auch an, das die Wuchsperiode der mehrjährigen im Prinzip durch ist.
Ganz trocken geht zu dieser Zeit nicht, und wenn man dann einmal den Boden auf einen knappen Meter mit 50 Liter Wasser bevorratet, hat man meist Ruhe bis Ende August und ist in den meisten Jahren damit aus dem Gröbsten raus.

Re: Klimawandel trifft Hobbyobstanbau - was tun?

Verfasst: 24. Jan 2024, 09:24
von meiby
Also seht ihr es auch so.

Wichtiger geworden sind die Pflege der Baumscheibe und bedarfsgerechtes Wässern.

Re: Klimawandel trifft Hobbyobstanbau - was tun?

Verfasst: 24. Jan 2024, 09:29
von meiby
Durch Auswahl der Unterlage kann man doch auch den Wasserbedarf des Baumes mitbeeinflussen. tief- oder flachwurzelnd, je nach Bodenbeschaffenheit.

Und wie ist es mit Schnitt und Fruchtausdünnung, hilft das?