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Starkwüchsige diploide Obstsorten für Sämlinge

Verfasst: 9. Dez 2024, 02:18
von Bergischer Apfel
Hallo,

zur Situation: Ich betreue eine Obstwiese welche eher extensiv betreut wird. Darauf stehen rund 40 Bäume, einige triploid. Ein paar Bäume sind jetzt ausgefallen oder sollen umveredelt worden. Im Kontext von zukunftsfähigen starkwüchsigen Hochstammunterlagen wird häufig darüber gesprochen das man mal eine Wiese erstellen sollte, auf der nur oder hauptsächlich starkwüchsige diploide Sorten stehen, deren Sämlinge man dann als Unterlagen nutzen kann.
Genau das will ich mit der Wiese jetzt machen und mir daraus zukünftig meine Sämlingsunterlagen selber ziehen.

Ideal wären Sorten die sehr starkwüchsige, langlebige Bäume erzeugen. Es stellt sich die Frage wie relevant die verschiedenen Krankheitserreger sind. Gut wäre auch wenn die Sorten nicht eng verwandt mit den meisten anderen Sorten sind. Bittenfelder ist ja der Standard, den würde ich nicht nehmen, der stammt außerdem aus Kasseler x Luikenapfel und ist damit eng verwandt mit deren häufigen Nachkommen die auf Obstwiesen gepflanzt werden (z.B. Boskoop, Coulons Renette).
Antonovka, Grahams und Maunzen als teilweise genannte Unterlagen scheinen nicht enger mit besonders vielen Sorten verwandt zu sein bzw. am ehesten noch Antonovka.

Ich fange mal die Apfelliste an und werde sie immer mal wieder ändern bzw. ergänzen. Bei Birnen spielt wahrscheinlich eher eine Widerstandsfähigkeit gegen Birnenverfall eine Rolle, da kenne ich mich nicht wirklich aus.

Apfel:
Antonovka
Birnförmiger Apfel
Brauner Matapfel (Krebs?)
Danziger Kantapfel (Krebs?)
Fießers Erstling (Keswicks x Bismarkapfel)
Gloria Mundi
Grahams Jubiläumsapfel
Kleiner Langstiel
Luxemburger Renette
Maunzenapfel


Kennt ihr noch besonders starkwüchsige diploide Sorten?

LG

Re: Starkwüchsige diploide Obstsorten für Sämlinge

Verfasst: 9. Dez 2024, 11:13
von hackman
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Re: Starkwüchsige diploide Obstsorten für Sämlinge

Verfasst: 9. Dez 2024, 11:29
von cydorian
Bergischer Apfel hat geschrieben: 9. Dez 2024, 02:18 Kennt ihr noch besonders starkwüchsige diploide Sorten?
Sicher, allerdings ist die Wuchskraft nur ein Faktor bei der Eignung als Unterlage, neben Anfälligkeiten spielt auch die Anpassungsfähigkeit an verschiedene Böden ein riesige Rolle.

Beispiele: Hartapfel, Hauxapfel, Schwaikheimer Rambur (woanders auch Lohrer Rambur), die rote Sternrenette.... auch neuere Sorten, etwa Rubinola. Bin ziemlich sicher, dass da schon viel dazu gefragt und geforscht wurde. Nicht nur vom Pomologenverein.

Re: Starkwüchsige diploide Obstsorten für Sämlinge

Verfasst: 9. Dez 2024, 11:45
von hackman
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Re: Starkwüchsige diploide Obstsorten für Sämlinge

Verfasst: 9. Dez 2024, 11:58
von thuja thujon
Ich glaube nicht das cydorian das Forum meint, sondern die Forschungswelt insgesamt.

Verzeih ihm doch den Frust, er erntet seit Jahren nix gescheites von den Wiesen, weil es heute eben anders ist als 1990.

Ich bin gespannt was dabei rauskommt. Aber habe so meine grundsätzlichen Fragen auf die Versteifung der Starkwüchsigkeit. Ist Starker Wuchs nicht auch viel Blattmasse, die mehr Wasser benötigt als Bäume mit weniger Wuchs, aber besserer Photosyntheseleistung, derberem Blatt usw? Und warum steht immer Trockenheit als großes Problem? Staunässe und warme Herbsttemperaturen gibts doch auch.

Re: Starkwüchsige diploide Obstsorten für Sämlinge

Verfasst: 9. Dez 2024, 12:43
von cydorian
Es ist weder von meinen Bäumen noch vom Moderator noch von sonstwas von mir die Rede. Warum fasziniert das eigentlich so? Es geht hier um Ideen zu Unterlagen!

Es war lediglich eine Sortenliste und der Hinweis, dass das Thema sicher eine breite Basis hat, weitere Recherchemühe könnte sich also lohnen, um eigene Sackgassen zu vermeiden. Stimmt das nicht oder was?

Re: Starkwüchsige diploide Obstsorten für Sämlinge

Verfasst: 11. Dez 2024, 22:13
von Bergischer Apfel
Hallo,

@hackman: Warum hast du die Beiträge gelöscht?

Der Hinweis auf die AG Unterlagen und wurzelechte Obstbäume war schon nicht schlecht, da werde ich sicher mit in Kontakt treten.

@cydorian:
Und inwiefern kann man diese Anpassungsfähigkeit erfassen? Und welche Anfälligkeiten meinst du? Ich kenne nicht viele Krankheiten die die Wurzel betreffen. Klar will ich eher robuste Sorten aussäen die bei mir im schweren Boden bei viel Niederschlag gut wachsen.
Dieses Thema soll erstmal eine Zusammenfassung sein. Ich habe nicht alle Apfelsorten auf dem Schirm die es so gut, es reichen auch Hinweise die ich mir dann angucken kann.
Danke für die Beispiele, hast du noch mehr?
Lohrer Rambur ist triploid.
Hartapfel stammt von der Kasseler ab, also relativ eng verwandt mit Bittenfelder, Hauxapfel ist Boikenapfel x Roter Trierer Weinapfel, ist also mit einigen Sorten verwandt.
Rote Sternrenette hatte ich auch schon auf dem Schirm, die ist mit ein paar niederländischen und Norddeutschen Sorten verwandt.

@thuja thujon:
Ein Baum der Vital aussieht und stark wächst würde ich einfach mal als gesund und ziemlich Anpassungsfähig beschreiben. Es kann gut sein das auch solche Punkte wie du sie ansprichst eine größere Rolle spielen, Blattgesundheit, Vitalität usw. Das verbinde ich halt mit Starkwüchsigkeit. Je stärker der Baum oben wächst, desto stärker wächst doch auch die Wurzel, und damit auch weiter in die Tiefe, Breite, ans Wasser. So die Logik.
Es gbt bestimmt auch mittelstarke Sorten die eher große, sehr alte Bäume produzieren als manche stärker wachsende Sorten. Dann könnte man das "starkwachsend" in "Welche diploiden Sorten ergeben die größten, ältesten/langlebigsten, vitalsten Bäume?" umformulieren.
Es ist auch bei den meisten Pomologen und Empfehlungen die Rede davon, besonders starkwüchsige Sorten zu pflanzen, da diese einfach anpassungsfähiger sind, als schwächere Typenunterlagen.

Mittel- und langfristig wird immer mehr Wissen generiert werden und besonders geeignete Sorten entdeckt werden, dafür muss man aber ausprobieren und handeln und zum Beispiel anfangen, keine Bittenfelder mehr zu verwenden und nur auf veredelte Pflanzen zu setzen, das macht ja schon die breite Masse.

Das mit den Sämlingen kann auch als Züchtungsprojekt verstanden werden; Die meisten Wurzeln sind sicher durchschnittlich, vielleicht auch mal schwächer als ein Bittenfelder, manche werden aber hervorstechen, ob nun in 10, 50 oder 100 Jahren. Dafür muss man aber erstmal die Grundlagen schaffen.

Hier geht es konkret darum Sorten zu finden, welche ich mir in den nächsten Jahren auf die Obstwiese pflanzen oder veredeln kann.

LG

Re: Starkwüchsige diploide Obstsorten für Sämlinge

Verfasst: 11. Dez 2024, 22:33
von BernerRosenapfel
Fréquin rouge aus Westfrankreich. (deutsch: Roter Fresquin). Man muss sich ein wenig umschauen, aber er ist in Deutschland erhältlich. Meiner ist aus einer Baumschule in Osthessen.

Gruß
BR

Re: Starkwüchsige diploide Obstsorten für Sämlinge

Verfasst: 11. Dez 2024, 22:52
von cydorian
Bergischer Apfel hat geschrieben: 11. Dez 2024, 22:13 Und inwiefern kann man diese Anpassungsfähigkeit erfassen? Und welche Anfälligkeiten meinst du?
Erfassen lässt sich das durch Vergleiche nebeneinander, gleiche Sorte, verschiedene Unterlagen, schwieriger Standort mit einem Faktor, den man überprüfen will. Gerade bei den starkwachsenden Unterlagen müsste da eigentlich schon früher sehr viel ausprobiert worden sein. Ich habe keine Sammlung der grossen pomologischen Werke im Birnbaumholzregal und vermute es nur.

Auch wenn die Unterlage wenig oberirdische Teile hat, wirkt sie sich auf verschiedene Krankheiten am Edelreis aus, etwa Feuerbrand. Die Unterlagen der Obstbäume sind auch unterschiedlich stark anfällig beziehungsweise resistent gegenüber der Blutlaus. Natürlich gehts auch um reine Bodenprobleme, zum Beispiel Phytophtora, spielt in der aktuellen Unterlagenzüchtung eine Rolle, z.B. die neue Geneva G11 C.O.V. ist resistent. Vielleicht auch bei Viruskrankheiten wichtig, am Steinobst ist das bekannteste Beispiel dafür Scharka - weil die Viren während der laublosen Zeit in der Wurzel überwintern. Dann gibts es unter den Unterlagen unterschiedliche Attraktivität für Wühlmausbefall, unterschiedliche Ausprägung der Wirkung von Bodenmüdigkeit (also Nematoden).... sicher ist der eine oder andere Punkt weniger gewichtig, vielleicht sogar umstritten. Aber die Liste kann man noch weit treiben bzw. hat es schon weit getrieben, vermutlich seit man Äpfel veredeln kann.

Re: Starkwüchsige diploide Obstsorten für Sämlinge

Verfasst: 12. Dez 2024, 00:50
von Simmse
cydorian hat geschrieben: 11. Dez 2024, 22:52
Bergischer Apfel hat geschrieben: 11. Dez 2024, 22:13 Und inwiefern kann man diese Anpassungsfähigkeit erfassen? Und welche Anfälligkeiten meinst du?
Erfassen lässt sich das durch Vergleiche nebeneinander, gleiche Sorte, verschiedene Unterlagen, schwieriger Standort mit einem Faktor, den man überprüfen will. Gerade bei den starkwachsenden Unterlagen müsste da eigentlich schon früher sehr viel ausprobiert worden sein. Ich habe keine Sammlung der grossen pomologischen Werke im Birnbaumholzregal und vermute es nur.

Auch wenn die Unterlage wenig oberirdische Teile hat, wirkt sie sich auf verschiedene Krankheiten am Edelreis aus, etwa Feuerbrand.
...
Bei Birnen ist ja die Kirchensaller Mostbirne Standard als Sämlingsunterlage. Rindenbrand habe ich bei drei Birnbäumen auf eben dieser Unterlage. Besonders stark bei Stuttgarter Gaishirtle und Madame Verté. Interessanterweise geht der Rindenbrand bei der Seckelsbirne/Hochstamm genau bis zur Veredelungsstelle, alles drüber ist rindenbrandfrei. Was ich mich frage ist, ob die offensichtlich für Rindenbrand anfällige Kirchensaller die Anfälligkeit der oben genannten Sorten erst auslöst oder evtl. zusätzlich verstärkt?
Meine zwei Sämlinge von Madame Verté und der Stuttgarter G. sind jedenfalls bis jetzt kerngesund, ebenso mein bereits fruchttragender Zufallssämling.


Letztes Jahr hab ich mir vom Herzapfelhof ein paar Finkenwerder Herbstprinz Äpfel zukommen lassen, primär um daraus Sämlinge zu gewinnen. Die meisten sind bis jetzt recht gleichmäßig stark im Wachstum, mit nur wenigen Ausreißern in die andere Richtung. Teilweise sicher durch den starken Läusebefall heuer und den dadurch induzierten Krüppelwuchs, außerdem gabs bei einigen dieser schwachwüchsigen Sämlinge auch noch zusätzlich starken Mehltaubefall.

Apropos, sind die Elternteile vom Finkenwerder H. eigentlich bekannt?