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Wer hat sich gegen ein Gewächshaus entschieden?

Verfasst: 17. Jul 2025, 11:29
von Granate
Hallo,

ich möchte gerne nächstes Jahr mein Gemüsebeet erneuern und stehe vor der Frage: Gewächshaus ja oder nein?

Jetzt meine ungewöhnliche Frage:
Wer hat sich bewusst (zunächst?) gegen ein Gewächshaus entschieden und was waren eure Gründe?
Seid ihr zufrieden mit der Entscheidung oder wollt ihr euch doch noch ein Gewächshaus zulegen?


Lg,
Granate

Re: Wer hat sich gegen ein Gewächshaus entschieden?

Verfasst: 17. Jul 2025, 11:53
von Kübelgarten
wenn bei uns noch Platz wäre .. hätte ich noch eins dazu, bislang sind es zwei

Re: Wer hat sich gegen ein Gewächshaus entschieden?

Verfasst: 17. Jul 2025, 11:58
von Lady Gaga
Die Frage ist ungewöhnlich, aber warum nicht. Ich habe einmal überlegt, mir was aus alten Fenstern bauen zu lassen, ein Gewächshaus im englichen Stil hätte mir auch gefallen. Aber mit etwas Vernunft habe ich es gelassen.
Für die div. Kübelpflanzen gab es schon Abstellmöglichkeiten im Dachboden und in der Garage und im Sommer ist es bei uns meist heiss und trocken, da wachsen Tomaten, Zucchini und Auberginen im Freien.

Re: Wer hat sich gegen ein Gewächshaus entschieden?

Verfasst: 17. Jul 2025, 12:06
von thuja thujon
Die Frage ist doch genau richtig gestellt.

Ich habe mich dagegen entschieden, weil ich es im Sommer ohne Stromanschluss nicht kühlen kann. Damit wird es nicht benutzbar.

Auch eine vernünftige Luftumwälzung bzw Lufttrocknung braucht Strom, der nicht verfügbar ist. Andernfalls fördert es zu viele Pilzkrankheiten im GH. Man hat in nassen Jahren also zwar oft Feuchteliebende Probleme 2 Wochen länger im Griff, dafür aber trockenheitsliebende Probleme 2 Wochen früher.

Die Lebensdauer bei günstigen GHs ist beschränkt. Das macht eine Anschaffung für geschenkt nötig. Dann könnte man zumindest Jungpflanzen drin ziehen oder vor `Spätfrost´ schützen. In solchen Jahren leihe ich mir ein GH in anderen Gärten, fahre also die Pflanzen dort hin.

Der Geschmack von Gemüse leidet unter der Abwesenheit von UV-Strahlung.

Hier sind nur 6m² geduldet, genehmigungsfähig sind sie nie, beides aus Grundwasserschutzgründen. Auf 6m2 ist keine vernünftige Klimaführung möglich, das ist zu klein. Bei 200m² für die Jungpflanzenanzucht wäre ich dabei.

Der Boden leidet bei falschem Umgang im GH recht schnell und verliert so die Ertragsfähigkeit. Im Winter sollte er begrünt sein, was eine ergiebige Wässerung aber erschwert, da zB Feldsalat im GH Schimmelanfällig ist. Der wächst auch so im Freiland hier im milden Oberrheingraben. Sinnvoller wäre hier schon die erste Salatpflanzung im Januar ins GH. Dazu muss er aber im Dezember gesät werden, da ist das GH noch zu kalt ohne milde Heizung.

Bodenbearbeitung ist im GH schwieriger, da kaum Maschinen eingesetzt werden können.
Die Scheibenpflege (reinigen wegen Lichtdurchlässigkeit, im Sommer mit Kalkmilch besprühen wegen aufheizen abmildern) braucht Zeit und ist Aufwand.

Das GH bietet nur wenige Wochen im Jahr einen echten Vorteil, danach überwiegen oft die Nachteile. zB wässern. 6m² also 2x3m benötigen bei 650mm Wasserbedarf vom Gemüse rund 4 Kubikmeter.
Beispiel für eine Fruchtfolge im GH: Radieschen 100mm, Salat 140mm, Gurke 120 Tage 720mm, Endivien 200mm macht zusammen 1160mm mal 6m2 sind 7 Kubikmeter bzw 700 Gießkannen.
Das geben die wenigsten Gärtner, sprich, der Boden versalzt langsam bzw sogar recht schnell.

Lösung für das Problem des nur wenige Wochen Vorteile bringen:
Vlies bei Nachtfrost bzw zur Ernteverfühung
Vlies Nachtfrost.jpeg

Statt Vlies Lochfolie, muss nicht flach sein, Bögen bieten bei großen Pflanzen Vorteile. Oder unten Vlies, oben Lochfolie.
Gemüse Vlies Lochfolie.jpeg

Einen Vorteil hat ein GH allerdings: man kann die Bodenfeuchtigkeit so steuern, wie man es möchte. Man kann also zB immer pflanzen oder bearbeiten, muss nicht warten bis der Boden nach Niederschlägen wieder abgetrocknet ist.

Re: Wer hat sich gegen ein Gewächshaus entschieden?

Verfasst: 17. Jul 2025, 12:42
von Hyla
Damals im Schrebergarten habe ich mich dagegen entschieden. Einmal war's Geldmangel und dann der fehlende Nutzen.
Mit Gewächshäusern ist es so ähnlich wie mit Aquarien und Teichen: Je größer, desto stabiler das Klima.

Später hat sich das Problem gelöst, weil es beim Hauskauf schon dabei war. Es war ein ziemlicher Kaufgrund und wir sind recht glücklich damit. :D
Wir nutzen es fast rund ums Jahr zum Anbau von Pflanzen, aber auch zum Basteln. Es wird nicht beheizt, hält aber im Frühjahr die kalten Winde ab und erwärmt sich bei Sonne ganz gut. Über den Winter stehen Pflanzen drin, wie Kakteen, Yuccas, Ahorne, etc.
Im zweiten leben die Hühnis. Morgens wird die Tür geöffnet und sie gehen in den Garten. Abends wenn's dämmert, gehen sie Nachhause und wir machen wieder zu. Geschützt vor nächtlichen Beutegreifern.

Ab Februar beginnt der Gemüseanbau mit Radieschen und Pflücksalat und endet irgendwann im Spätherbst/Winter mit Feldsalat.
Bewässerung läuft ganz simpel über Perlschlauch und der hängt am Gewächshausstrang der Grundwasserpumpe. Die Tische werden von Hand bewässert und angestaut.

Mein Schwiegervater hatte damals ein recht gutes selbstgebautes Gwh im Schrebergarten. Das Belüftungsproblem hatte er gelöst, indem sich die obere Hälfte der Ostseite komplett runterklappen ließ. Die Tomaten wuchsen da drin wie verrückt. :D

Was man aber bedenken sollte, man muß je nach Ausführung relativ viel Zeit in die Belüftung und das Bewässern investieren.
Wenn richtig die Sonne scheint, nützt ein Mini-Firstfenster nichts. Wir rennen dann schon mal recht früh leichtbekleidet ins Gwh und reißen die Türen und Luken auf.
Und bei angesagtem Hagel und Orkan hat man immer ein schlechtes Gefühl in der Magengrube.

Re: Wer hat sich gegen ein Gewächshaus entschieden?

Verfasst: 17. Jul 2025, 13:15
von Memory
Ich hab mein GWH seit 3 Jahren und ich liebe es.
Davor habe ich mich 20 Jahre dagegen gewehrt.Heute finde ich das schade.Da ist mir einiges an Gartenspass entgangen.
Es erleichtert die Anzucht von Jungpflanzen enorm.
Sorgt für Grünzeug für die Küche im Winter.(Green in the Snow, Petersilie,Postelein)
Tomaten,Gurken im Sommer sind tatsächlich nicht so easy, aber da hat das Freiland ja auch seine Tücken.
(Nicht jeder hat das Glück im Gemüsegarten der Republik gärtnern zu dürfen.)
Wenn es regnet hab ich einen kleinen trockenen Unterstand in dem ich immer irgendwas zu werkeln habe.
Das sind so die Vorteile die mir spontan einfallen.
Nachteile:
Wasser gibt es bei mir nur mit Gießkanne.
Boden muss anders gepflegt werden.Ich versuche in Sommer zu mulchen,dadurch hab ich auch keine super hohe Luftfeuchtigkeit und ich muss nicht so häufig mit der Kanne ran.

Mein GWH hat nicht den ganzen Tag Sonne.Jetzt von ca 11.00 bis 16.00 davor und danach sorgen kleine Berge für Beschattung.

Re: Wer hat sich gegen ein Gewächshaus entschieden?

Verfasst: 17. Jul 2025, 14:44
von thuja thujon
Memory hat geschrieben: 17. Jul 2025, 13:15(Nicht jeder hat das Glück im Gemüsegarten der Republik gärtnern zu dürfen.)
Das ist durchaus ein gewichtiges Argument. 4 oder 6 Wochen mehr Vegetationszeit ist durchaus nicht zu verachten. Da ist in vielen Gegenden Deutschlands ein GH sicherer als Ernteverfrühung mit Vlies und Co.

Mein GH hätte die Möglichkeit, das Dach komplett aufzumachen (Cabriohaus).

Re: Wer hat sich gegen ein Gewächshaus entschieden?

Verfasst: 17. Jul 2025, 14:55
von Der Buddler
Ich habe meines abgebaut. Ich konnte zwar früher ernten, hatte aber auch viel mehr Probleme mit Krankheiten und Gießen als im Freiland. Für die Voranzucht bzw. Verfrühung reicht mir ein Frühbeet / niedriger Folientunnel.

Re: Wer hat sich gegen ein Gewächshaus entschieden?

Verfasst: 18. Jul 2025, 10:00
von Granate
Vielen Dank für eure Antworten.

Die ungewöhnliche Fragestellung kommt daher, da ich denke, dass ein Gewächshaus eventuell doch von vielen Hobby Gärtnern romantisiert wird.

Thuja, danke, dass du alle Nachteile aufgezählt hast. Du hast schon oft erwähnt, dass du in einem sehr milden Klima lebst. Das ist klar ein Vorteil für dich.

Memory und Hyla, danke für eure Erfahrungsberichte. Sie lesen sich sehr interessant.

Wenn ich das nötige Kleingeld hätte, dann würde ich mir sofort ein Mauergewächshaus kaufen.
Aber da dem nicht so ist, überlegt man sich hundertmal, ob es denn wirklich ein Gewächshaus braucht.
Ich gärtnere jetzt seit drei Jahren im Freiland und eigentlich läuft alles bisher zufriedenstellend, mal mehr, mal weniger.
Mein einziges Problem sind die Schnecken, aber die hätte man auch im Gewächshaus.

Ich denke ich hole mir für nächstes Jahr einen Frühbeetaufsatz oder arbeite mehr mit Tunneln.

Re: Wer hat sich gegen ein Gewächshaus entschieden?

Verfasst: 18. Jul 2025, 11:54
von thuja thujon
Das gute an einem Gewächshaus ist, dass man immer was oben festmachen kann.
Wenn man diesen Vorteil nutzt und den Nachteil der permanenten Abdeckung weglässt, kommt man bei einem Gestell raus, dass man bei Bedarf mit einer Folie überspannt. Manche haben sich das schon gebaut, Folie ähnlich wie bei einer Markise einfach drüber ausfahren und gut ist.
Bei mir fehlts noch.
Garteneingang 20250717.jpeg

Auch das Tomatenhaus hat wie im Kuhstall Außenklima!
GH Freiluft.jpeg

Re: Wer hat sich gegen ein Gewächshaus entschieden?

Verfasst: 18. Jul 2025, 12:08
von Hyla
Man kann sich erstmal an einem Frühbeet ausprobieren. Wenn man das entweder selber aus Holz baut oder auf ein, zwei Reihen Mauersteine setzt, hat man genug Luft nach oben und kann auch größere Jungpflanzen wie Tomaten länger drin stehen lassen.
So, wie sie überall angeboten werden, sind sie etwas zu niedrig.
Selbst wenn man später ein Gwh hat, kann man es gut weiterbenutzen. Da schmeißt man bei leichtem Bodenfrost eher mal eine dicke Decke drüber oder stellt Teelichte rein.
Bei Selbstbau Maße gleich an Quickpot-Platten anpassen! Nichts ist blöder als wenn einem dann 10 cm fehlen. ;)

Re: Wer hat sich gegen ein Gewächshaus entschieden?

Verfasst: 18. Jul 2025, 12:59
von Gänselieschen
@ Granate - romantisiert trifft es sehr gut. Seit November 2024 habe ich ein Anlehngewächshaus hinter der Garage - mit Betonfußboden- ganz preiswert aus 2. Hand, Aufbau daher teurer... Vorher hatte ich nur viele Jahre einen Traum und weder Zeit noch Idee noch Gelegenheit vom Geld ganz zu schweigen. Nun habe ich das erste Mal Kübel dort überwintert (mit Frostschutzheizung), im Frühling Kaltkeimer vorgezogen, bei mehr Wärme vorgezogene Warmkeimer dort mit endlich ausreichend Licht weiter kultiviert.

Und nun - jetzt im Hochsommer steht es pflanzenfrei (noch), hat eine gemütliche Ecke für Kaffee - und sobald ich das Glashaus sehe, habe ich ein Lächeln im Gesicht und romantisiere mit meinem Kaffee dort hinein und fühle mich einfach toll. Besonders, wenn es draußen regnet. Saatgut sortieren, umtopfen alles besser als irgendwo im Haus. Und die Romantik - ja, die spielt durchaus mit rein bei mir.

Leider keine Argumente dagegen, sorry.

Re: Wer hat sich gegen ein Gewächshaus entschieden?

Verfasst: 18. Jul 2025, 17:56
von Aramisz78
Ich habe keine und würde gerne eine haben ... aber:
Wenn ich das sehe, wie viele Gewächshäuser so leer stehen entweder ab september, oder sogar schon früher.. stelle ich mir die Frage ob ich die wirklich gut ausnutzen würde?
Ich denke, (wenn ich eine neue Garten habe) würde ich erstmal eine solche stabilere Foleinhaus versuchen. Eine Gartennachbar nutz es und er erntet mindestens ein Monat länger Tomaten als ich. Die Folie kann auch entfernt werde wie es Thuja schon betont hat. So kann die erde auch besser gepflegt werden.

Ich habe ein bessere Frühbeet, da überwintern in der letzte zwei Jahren die winterharte Kakteen, ansonsten in der erste Jahr konnte ich sogar da wintergemüse anbauen, und etwas früher Sachen aussäen. Vielleicht wäre eine Kombi aus der beiden eine ideale Lösung? Preiswerter wäre es auf jeden fall als eine Gewächshaus.
Für Kübelpflanzen wäre die letztere natürlich besser.

Re: Wer hat sich gegen ein Gewächshaus entschieden?

Verfasst: 19. Jul 2025, 10:52
von Amur
Bei mir war es gleich vor allem als Überwinterungsort für die zahlreichen Kübel vorgesehen.
Aber im Sommer sind hier Tomaten, Chili und Paprika im GWH immer noch deutlich besser zu haben als im Freiland. Gurken im geschlossenen GWH machen dagegen im Sommer massive Probleme. Die hab ich jetzt im nur mit Dach noch rumstehenden ex GWH meiner Nachbarn. Im Freiland war jetzt zweimal ein totaler Reinfall. Da gabs so gut wie nix. Da gehen sie bei uns noch nicht wirklich. Zumindest einen Dachüberstand wollen sie schon haben und ne warme Wand.
Eine Pflanze hab ich auch noch im GWH damit es früher eigenen Gurken gibt. Wenns dann zuviel wird mit Spinnmilben landet sie halt auf dem Misthaufen. Bis dahin tragen dann die anderen.

Re: Wer hat sich gegen ein Gewächshaus entschieden?

Verfasst: 19. Jul 2025, 14:01
von Memory
Kübelpflanzen überwintern sollte man aber genau überlegen was man da reinstellt.
Ich hab letzten Herbst einige meiner Zitrus ins GWH gepackt.Das ist hier einfacher zu bewerkstelligen als in den Keller zu schleppen.
Als es richtig kalt wurde hab ich die Pflanzen evakuiert.Sie hatten durchgefrorene Blätter,trotz Vlies.
Im Naturkeller mit Fenster standen ihre Kameraden tadellos da.
Die GWHler haben die Blätter abgeworfen.Inzwischen sind sie wieder voll belaubt, aber die Blüte schenken sie sich dieses Jahr.