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Oxydendron arboreum - Sauerbaum
Verfasst: 29. Aug 2005, 01:29
von Tolmiea
Ich hatte nur die Angaben sauer und feucht im Kopf, und in meinem jugendlichen Leichtsinn gedacht, ich könnte ihn, wenn schon, denn schon, einfach zu den Sarracenien in eine Zinkwanne verfrachten 8)jetzt les ich Berhard, du hast einen, also erzähl

....bitte...liegrü g.g.g.
Re:Oxydendron arboreum - Sauerbaum
Verfasst: 29. Aug 2005, 06:27
von bernhard
tolmi,also .... vor langer, laaanger zeit, da war ein total verfreakter hobbygärtner, der sah in büchern von michael dirr bilder dieses wunderbaren baumes. die erkenntnis, dass er in den usa recht üblich ist, ließ mich guter dinge zwecks beschaffung sein. doch das kann täuschen. eine aufregende dendrosafari durchs i-net begann.stundenlanges googlen begann. der physische zustand nähere sich richtung reservenverbrauch. doch da, ein lichtlein in gestalt der walküre iris tat sich da auf. sie nämlich hatte damals bereits ein bäumchen. zahllose pm wurden gewechselt, und schließlich hielt ich ein vielversprechendes papyrus in meinen händen. der ausdruck der mail von iris, mit genauer bezugsanleitung. dort war auch zu lesen, wann, wo, wer und wie die verantwortlichen des botanischen gartens tübingen zu erreichen wären. das alles gelang schließlich nach mehreren telefonaten.gegen entgelt bekam ich ihn dann vor drei oder vier (??) jahren. nun die winter kümmern ihn nicht. ledliglich die jungen stämmchen sollten vor diversem kleintierverbiss geschützt werden.er blüht seit mind. 2, vermutlich 3 jahren verläßlich jährlich. steht aber icht in einer moorbeetzinkwanne sondern in normalem gartenboden, der bei mir an dieser stelle leicht sauer bis neutral sein dürfte. in der tiefe saurer sand .... die blätter sind immer sehr gesund. die sehr früh und lange anhaltende herbstfarbe sind ein trumpf.das ganze wäre eine geschichte ohne bauchweh. aber in keinem fairy tale darf die spannung fehlen. also dann will ich euch mal schocken: gleich im ersten winter muss es geschehen sein..... unfassbar aber wahr. bei den diversen frühjahrkontrollen musste ich feststellen, das vermutlich ein kleinnager relativ basisnah fast zwei drittel des kambiums im umfang auf eine länge (höhe) von 5 cm abgenagt hat. es blieb mir nichts als zu hoffen. ich versah das ganze mit einem nageschutz (aufgeschnittener blumentopf). das hoffen half. die überwallung kommt gut voran. das bäumchen ist gesund und zeigt auch für seine zarte größe von ca. 1 meter jährlich ein paar cm zuwachs. es könnten wohl mehr sein. ab wohl erst, wenn die wunde gänzlich verheilt wäre.mittlerweile ist das gut stück zumindest bei einigen bezugsquellen zu bekommen (zb bei unserem werbepartner herrenkamper gärten). aus herrenkamp stammt nun auch mein zweiter kleiner, der vorsichtshalber angeschafft und in die nähe seines größeren bruders gepflanzt wurde. auch der kleine trotze bis jetzt den wintern bei mir ohne probleme.ach ja: und da sie gott sei dank nicht gestorben sind, gedeihen sie noch heute ..... und lassen mir die vorfreude auf den indian summer .....irgendwie kommt mir vor, wir hätten schon einen sauerbaum strang .... muss ich am abend mal suchen und ggf. zusammenfügen ...lg,bernhard
Re:Oxydendron arboreum - Sauerbaum
Verfasst: 29. Aug 2005, 17:25
von Urs
Auch unsere Sauerbäume stehen nicht in einem Moorbeet. Sie haben hier zwar erst den letzten Winterausklang und diese Vegetationsperiode mitgemacht, sich in dieser Zeit jedoch prächtig entwickelt. Ein Oxydendron steht bei uns in lehmigem Sandboden neben Wald-Kiefer und Betula pendula "Rubra", zwei weitere sind noch zwischengelagert, auf einem Anzuchtbeet mit sehr nährstoffreichem sandigem Lehmboden. Die Bodenvorbereitung bestand lediglich in einer Gabe von Bittersalz. Da sie in Töpfen mit Torfsubstrat ankamen, hat mich interessiert, ob ihre Wurzeln in unserem Boden ihr gewohntes Substrat verlassen. Ich habe auf einer Seite etwas abgegraben und siehe da, die Wurzeln sind gut in den umgebenden Boden eingewachsen.Wie an anderer Stelle schon geschrieben, bemerkt ja auch Schenck ("Fremdländische Wald- und Parkbäume, Bd. 3, 1939), der selbst im natürlichen Verbreitungsgebiet des Sauerbaums "försterte", dass die Art bodenvag sei und unter anderem auf trocknem Boden und armen Rücken vorkäme, aber auch am Rande der Küstensümpfe Virginias zu finden sei.Auch neuere Quellen bestätigen die Toleranz trockener Böden durch den Sauerbaum, z. B.
http://www.ces.ncsu.edu/depts/hort/cons ... m.htmlEine Art oligotraphenter Regenmoore wie Sarracenien scheint mir der Sauerbaum jedenfalls nicht zu sein.
Re:Oxydendron arboreum - Sauerbaum
Verfasst: 30. Aug 2005, 00:24
von Tolmiea
Bernhard, entzückend, ich liebe solche Geschichtchen, meiner stammt auch aus dem Herrenkamper Garten... :DIch lese mich erst gerade durch meine Literatur und das Web.Danke Urs, ich habe jetzt auch deine anderen Beiträge gefunden, du hast ja schon so viel zum Sauerbaum geschrieben und ich habs übersehen, vielleicht hatte ich mich einfach huddelig bei der Suche vertippt ???Phu, ich bin noch völlig unsicher was ich mache, auch wenn die Trockenheitsverträglichkeit besser scheint, weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie das in meinem Kalk klappen soll.Eines meiner Bücher schreibt wortwörtlich:"Kalk ist mit Sicherheit sein Ende." Er ist ja erst 30cm und in einem 10er Töpfchen, und ich überlege jetzt, ihn in einen alten Zinkeimer zu pflanzen, den ich dann erstmal in den Keller stelle.....Ich habe mit säureliebenden Pflanzen NULL Erfahrung, gut verrotteten Rindenmulch und Nadelstreu und Quarzsand gemischt mit etwas Kompost und Torf ginge das?Urs du erwähntest Bittersalz, das habe ich vor ewigen Zeiten mal unter die Tannen, kann das tatsächlich einen kalkigen Boden großflächig ansäuern? liegrü g.g.g.
Re:Oxydendron arboreum - Sauerbaum
Verfasst: 30. Aug 2005, 10:33
von Urs
Hallo Tolmiea,ich würde annehmen, dass auf Kalkboden die Gabe von Bittersalz nicht ausreicht. Ich habe bei mir auch schon mit stark verdünnter Schwefelsäure gegossen, nachdem wir vorher den Kalkgehalt des Bodens bestimmt hatten. Durch Umwandlung des Kalkes in Gips wird er für säureliebende Pflanzen unschädlich. Für kalkreiche Torfersatzsubstrate (z. B. Komposte für die Kultur säureliebender Pflanzen) wird der Zusatz von elementarem Schwefel beschrieben (
http://www.fh-weihenstephan.de/fgw/wiss ... chung.html ). Den Schwefelzusatz zu Mineralboden werde ich in diesem Herbst einmal testen. Unser Boden ist sehr unterschiedlich, stellenweise tonig und kalkfrei, stellenweise lehmig-sandig mit unterschiedlichen Kalkgehalten (kalkfrei bis stark kalkhaltig), weil Teile unserer Fläche früher Geflügelauslauf waren und regelmäßig gekalkt wurden.So richtig weiterhelfen kann ich Dir also nicht; ich würde den Sauerbaum an Deiner Stelle behandeln wie einen Rhododendron, der nicht auf einer Inkarho-Unterlage steht. Urs