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Seidenkiefer - Tränenkiefer

Verfasst: 12. Dez 2005, 12:55
von lucki
Liebe Gartenfreunde,ich bin neu hier, habe schon sehen können, dass hier im Forum viele hilfsbereite Spezialisten beisammen sind.Neulich habe ich sehr hübsche "Seidenkiefer"-Zweige in einem Gesteck gesehen und überlegt, ob das nicht ein Baum für meinen Wald wäre (Bin Gartenfreund und am Wochenende kleiner Waldbauer.) Wer kann mir dazu etwas sagen?Ist Seidenkiefer identisch mit Tränenkiefer (Pinus wallichiana)?Wo bekomme ich Pflanzgut zu vernünftigen Preisen?Grüße allerseitsLucki

Re:Seidenkiefer

Verfasst: 12. Dez 2005, 16:11
von bristlecone
Neulich habe ich sehr hübsche "Seidenkiefer"-Zweige in einem Gesteck gesehen und überlegt, ob das nicht ein Baum für meinen Wald wäre
Ohne Bild kann man da nur raten. Ich versuch´s mal: Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei einer "Seidenkiefer" im Blumenhandel um eine Weymouthkiefer (Pinus strobus), seltener um eine Tränenkiefer (P. wallichiana).Beide werden recht große Bäume (ebenso wie die Kreuzung beider, P. x schwerini). P. strobus ist frosthart, aber anfällig für Blasenrost, eine meistens tödliche Pilzerkrankung, die über Johannisbeersträucher übertragen wird. P. wallichiana ist da weniger anfällig, aber nicht so frosthart, sie kann in strengen Wintern leiden. Frosthart, wenig anfällig und nicht ganz so groß ist P. peuce, die Rumelische Weymouthkiefer.Alle drei Arten sind über Baumschulen zu bekommen, Jungpflanzen in größeren Mengen evtl. über Baumschulen von Anzuchtbetrieben wie z.B. www.schurig-jungpflanzen.de. Ob Kiefern in "Deinem" Wald wachsen würden hängt natürlich von vielen Bedingungen ab, am wichtigsten wären genügend Licht und Platz.

Re:Seidenkiefer

Verfasst: 12. Dez 2005, 18:20
von bernhard
bristlecone hat das sehr schön aufgearbeitet - danke!pinus strobus würde ich aus erwähnten gründen nicht wählen. zu gross ist das risiko nach einigen vital überstandenen jahren einen totalausfall zu bekommen.pinus wallichiana ist jedenfalls gartenwürdig. wenn du sie in deinen wald pflanzt würde ich sie aber nicht mitten rein sondern eher an den rand pflanzen. bedrängung und vor allem lichtmangel, besonders auch einseitiges licht, nimmt sie sehr übel und quittiert dies mit einseitigem, unschönem wuchs.frosthart ist sie nach meinen erfahrungen jedenfalls bis WHZ 6b (ich habe seit ca. 5 jahren eine im garten). seit pflanzung hat sie noch nie einen frostschaden erlitten und wir hatten jedes jahr mal knackige minus 20 grad. in den ersten drei jahren habe ich sie allerdings zur winterzeit schattiert. mittlerweile hat sie sicher tief genug gewurzelt um unter dem frost genügend feuchtigkeit zu kriegen.aber auch p. x schwerinii scheint mir (für grossgärten) und hobby-wäldchen geeignet zu sein.wohlgemerkt sind alle im freistand am besten platziert und können so ihre majestätische schönheit voll entfalten.alle genannten sind im gewöhnlichen baumschulhandel gut erhältlich. solltest du für dein wäldchen größe stückzahlen benötigen, würde ich mich aber wegen des preises tatsächlich eher bei speziellen jungpflanzenbetrieben umsehen ....ach ja ... pinus wallichiana läuft unter vielen deutschen namen: tränenkiefer, seidenkiefer, wallichkiefer .....

Re:Seidenkiefer

Verfasst: 13. Dez 2005, 15:14
von lucki
Vielen Dank schon mal für die Antworten.Ich werde versuchen, bei Baumschulen der Umgebung fündig zu werden und dann einen schönen Platz an der Sonne dafür finden.Die Kiefern, die ich vor Jahrzehnten gepflanzt habe, fühlen sich alle nur am Waldrand richtig wohl, können dort auch als Überhälter mehrere Baumgenerationen überdauern. Im Innern leiden sie sehr unter der Konkurrenz, gehen oft unter.Ich muss sehen, gerade ist eine große Fläche abgeholzt, die muss ich erst von den Gipfeln und Ästen freiräumen, einzäunen (sonst fressen alles die Rehe hier), pflanzen, das gibt viel Arbeit. Vielleicht kann ich ein paar besondere Exemplare durchbringen (Stichwort Waldästhetik), mich im Alter auf eine Bank setzen, das Waldstück liegt schön abseits, den Bäumen beim Wachsen zuschauen. Was man halt so träumt.Grüße an alleFelix

Re:Seidenkiefer

Verfasst: 13. Dez 2005, 17:50
von bernhard
mich im Alter auf eine Bank setzen, ......, den Bäumen beim Wachsen zuschauen. Was man halt so träumt.
ganz mein denken .... schön! :D

Re:Seidenkiefer - Tränenkiefer

Verfasst: 15. Dez 2005, 12:28
von lucki
Nachtrag und Abschluss(?):Das wird zu teuer für den Wald mit Pinus wallichiana: 40-60 cm in Container kosten 20 €, Pinus strobus ein Zehntel davon (hier bei meiner Forstbaumschule), da fällt die Entscheidung leicht. Das Risiko des Ausfalls ist einfach zu hoch. Lucki

Re:Seidenkiefer - Tränenkiefer

Verfasst: 21. Dez 2005, 11:02
von lucki
Liebe Experten und Gartenfreunde,jetzt höre ich bei meiner Suche auch noch, dass Pinus wallichiana bei uns (in Südbayern) nicht winterhart ist. In einem (allerdings englischen) Fachbuch lese ich von Frostbeständigkeit bis - 20 Grad, was ist denn nun? Für den Wald kommt sie ja wg. Preis eh nicht in Frage, aber ich hab noch ein anderes Grundstück, wo sie mir gefallen würde.Wer hat sie also im Garten und über die Winter gebracht, und wie kalt wird es da?Vorweihnachtliche Grüße Lucki

Re:Seidenkiefer - Tränenkiefer

Verfasst: 21. Dez 2005, 15:08
von bristlecone
jetzt höre ich bei meiner Suche auch noch, dass Pinus wallichiana bei uns (in Südbayern) nicht winterhart ist. In einem (allerdings englischen) Fachbuch lese ich von Frostbeständigkeit bis - 20 Grad, was ist denn nun?
Aus eigener Anschauung kann ich Folgendes dazu beitragen: In Kiel hat Pinus wallichiana im Botanischen Garten und in Privatgärten im Extremwinter 1985/86 bei Temperaturen unter -20 °C arg gelitten. In dem Winter gab es wochenlang Dauerfrost, Sonne und kalten, trockenen Ostwind. Bei den Bäumen wurde der größten Teil der Nadeln braun (Frosttrocknis), ob die Bäume sich vollständig erholt haben, weiß ich nicht. Alte, in der Nähe stehende Himalajazedern vollständig erfroren.Solche Schäden sind eher auf die trockene Dauerkälte mit schneidendem Wind als auf die absoluten Minima zurückzuführen. Stehen Bäume geschützt vor der Wintesonne und dem Ostwind, so halten sie mehr aus, als wenn sie frei stehen.Eiselt/Schröder geben in "Nadelgehölze" für P. wallichiana an, dass sie "... im Allgemeinen hart [ist], nur in extremsten Wintern sind Jungpflanzen gefährdet. Verlangt, um sich gut entwickeln zu können, vollkommen freien Stand."Ich würde mich umschauen und umhören, ob es bei Dir in der Nähe ältere Bäume gibt.

Re:Seidenkiefer - Tränenkiefer

Verfasst: 21. Dez 2005, 16:27
von Taxus
Für eine forstliche Pflanzung kann ich Pinus peuce sehr empfehlen. Sie ist völlig resistent gegen den Blasenrost, der die anderen fünfnadeligen Kiefern stark befällt (besonders bei flächiger Pflanzung) und sieht doch sehr ähnlich aus. In einigen Fortsbaumschulen müssten Jungpflanzen auch erhältlich sein.Pinus strobus kann man nur empfehlen, wenn man eine Nutzung als Weihnachtsgrün machen möchte, aber wer im Alter unter hohen Bäumen träumen möchte, sollte lieber gesündere Arten pflanzen.LG Taxus

Re:Seidenkiefer - Tränenkiefer

Verfasst: 21. Dez 2005, 16:53
von miwi237
www.forstpflanzen.at die haben Saatgut und Bäumchen vieleicht hifts dir MFG Michael

Re:Seidenkiefer - Tränenkiefer

Verfasst: 21. Dez 2005, 18:23
von bernhard
auf deine frage nach erfahrungen habe ich weiter oben schon bezug genommen: ;)bernhard:
pinus wallichiana ist jedenfalls gartenwürdig. wenn du sie in deinen wald pflanzt würde ich sie aber nicht mitten rein sondern eher an den rand pflanzen. bedrängung und vor allem lichtmangel, besonders auch einseitiges licht, nimmt sie sehr übel und quittiert dies mit einseitigem, unschönem wuchs.frosthart ist sie nach meinen erfahrungen jedenfalls bis WHZ 6b (ich habe seit ca. 5 jahren eine im garten). seit pflanzung hat sie noch nie einen frostschaden erlitten und wir hatten jedes jahr mal knackige minus 20 grad. in den ersten drei jahren habe ich sie allerdings zur winterzeit schattiert. mittlerweile hat sie sicher tief genug gewurzelt um unter dem frost genügend feuchtigkeit zu kriegen.

Re:Seidenkiefer - Tränenkiefer

Verfasst: 21. Dez 2005, 19:57
von Urs
Für eine forstliche Pflanzung kann ich Pinus peuce sehr empfehlen. Sie ist völlig resistent gegen den Blasenrost, der die anderen fünfnadeligen Kiefern stark befällt (besonders bei flächiger Pflanzung) und sieht doch sehr ähnlich aus. In einigen Fortsbaumschulen müssten Jungpflanzen auch erhältlich sein.Pinus strobus kann man nur empfehlen, wenn man eine Nutzung als Weihnachtsgrün machen möchte, aber wer im Alter unter hohen Bäumen träumen möchte, sollte lieber gesündere Arten pflanzen.LG Taxus
Für eine forstliche Pflanzung kann man vor allem standortgerechte heimische Arten empfehlen. Mit großflächigen Kulturen standortfremder Nadelbäume wurden die verschiedensten Landschaften ja wohl schon genug verschandelt. Ganz abgesehen davon , dass die Böden darunter erheblich leiden, deutlich weniger heimische Tierarten einen Lebensraum in den Kulturen von Fremdländern finden, viele jeweils standortheimische Bodenpflanzen des Waldes verdrängt werden usw.Merkwürdig, dass sich viele Menschen mit ihrer heimischen Landschaft nicht identifizieren können und Landschaftsbilder anderer Regionen meinen kopieren zu müssen. Mir reicht es schon, wenn ich mir die Fichtenmonokulturen z. B. in den submontanen Lagen von Erzgebirge, Thüringer Wald und Harz ansehen muss, Regionen und Standorten, die natürlicherweise durch Buchen- oder Buchenmischwälder geprägt wären. Über jedes der seltenen Relikte solcher naturnahen Wälder kann man sich eigentlich nur freuen, aber nein, es muss ja immer etwas anderes her. Wenn es heute nicht mehr nur die Fichte ist, wird eben daneben Douglasie angepflanzt. Warum denn nicht gleich daneben noch Bambuskulturen?Für Gärten und Parks sind viele der fremdländischen Arten auf jeden Fall eine wesentliche Bereicherung. Aber in der freien Landschaft sollte man meines Erachtens darauf achten, das jeweils heimische Landschaftsbild zu erhalten oder wieder herauszuformen, wenn es in früherer Zeit verfremdet wurde. Wenn überall nur ein bunter Mix geschaffen wird, geht regionale Landschaftsidentität verloren, dann sehen die Wälder an der Nordsee künftig nicht anders als diejenigen der Eifel, des mitteldeutschen Schwarzerdegebiets oder der armen Sandstandorte im Fläming usw.

Re:Seidenkiefer - Tränenkiefer

Verfasst: 21. Dez 2005, 20:27
von Sepp
Ganz abgesehen davon , dass die Böden darunter erheblich leiden,
Hallo Urs,ist zwar OT, aber könntest du das etwas erläutern? Finde ich interessant.btw. ging es hier nicht drum, einen ganzen Wald "Tränenkiefern" zu pflanzen sondern nur wenige Exemplare, oder? Da sehe ich eher kein Problem.Grüsse,Sepp

Re:Seidenkiefer - Tränenkiefer

Verfasst: 22. Dez 2005, 00:20
von Iris
Für weitere eventuelle Diskussionen zu diesem weitreichenden Thema macht bitte einen neuen Strang auf!Grüße,Iris

Re:Seidenkiefer - Tränenkiefer

Verfasst: 22. Dez 2005, 08:55
von lucki
Vielen Dank für die konstruktiven Antworten, ich hab genug Informationen beisammen.Kurz an Urs. Du schreibst:Merkwürdig, dass sich viele Menschen mit ihrer heimischen Landschaft nicht identifizieren können und Landschaftsbilder anderer Regionen meinen kopieren zu müssen.Davon war doch nie die Rede, ich überlege nur, ein paar schöne Kiefern nächstes Frühjahr zu pflanzen und habe mich hier nach der (Winter-)Tauglichkeit einzelner Sorten erkundigt. Das hat mit der Liebe zur heimischen Landschaft doch nichts zu tun, in dem Punkt lass ich mich nicht gerne belehren.Zur Durchmischung und Auflösung des ererbten hundertjährigen Fichtenbestandes habe ich grundsätzlich einheimische Hölzer gepflanzt, wobei man immer die Diskussion führen kann, seit wann eine Pflanze als einheimisch gilt.GrüßeLucki