Vielleicht löst Thomas diese Diskussion ja heraus und fügt sie dem alten Thread über Kunst (?) hinzu.
@ toto: du googelst entweder zu wenig oder zuviel. Wichtiger wäre deine eigene Meinung und nicht was andere dazu lichtvoll ausführen. Aber sei's drum, auch ich habe ein bisschen gesurft. Gerade das Thema Subjektivität spielt in der Fotografie offenbar eine große Rolle. Hier ein paar Zitate:
So gefunden unter
http://www.kmza.de/Galerie/2003/Grosse_Ausdruck/grosse_ausdruck.htmDer Große Ausdruck
KUBO Kunstpreis für Fotografie 2003 (Berlin-Bremen)
09.03. - 08.04.03
„...Von Anfang an ist die Fotografie auch künstlerisches Medium. Nur galt die Fotografie als nicht so künstlerisch, allein schon aufgrund des Entstehungsprozesses. Der Schöpfungsakt vor der Leinwand sollte nicht verglichen werden mit dem Auslöser auf dem Fotoapparat.
Diese Beurteilung hat sich geändert. Die Stärke der Kunst liegt in der Einmaligkeit und der Subjektivität. Die Stärke der Fotografie liegt in ihrem Objektiv, was sie zum Zeugen der Wirklichkeit macht, als ein "Dokument".
Die Fotografie revolutionierte unsere gesamte Lebenswelt, machte sie diese Welt doch jederzeit bebildert, und belichtete uns jeden noch so versteckten Ort. Dokumentarfotografie, Reportage, Mikro- und Makrofotografie, Industriefotografie oder Luftaufnahmen. Sie liefert durch ihr Objektiv gemachte Bilder, und da sie so erklärend sind, gelten sie weitgehend als objektiv. Dabei ist Fotografie immer ein Ausschnitt. Das ist so grundlegend, daß es häufig gar nicht bemerkt wird. Obwohl bekannt ist, daß der Fotograf den Ausschnitt wählt, also weglässt; obwohl Licht, Schärfe, Perspektive, Filter und Brennweite manipulierbar sind, längst vor digitaler Bildbearbeitung.
Vielleicht hat die Bilderflut dazu verholfen, die Fotografie von ihrer vermeintlichen Objektivität zu entlasten. Unterstützung findet dieser Prozess durch den Wegfall bisheriger technischer Begrenzungen, zum Beispiel beim Print großer Formate in Farbe. Die Fotografie hat verstärkt Einzug in den Kunstbetrieb gehalten, indem sie dem Primat von Kunst - der Subjektivität - gefolgt ist. Sie hat Bilder gefunden, konstruiert, inszeniert, sie erfindet Wirklichkeit. Die Ergebnisse sind subjektive Sichten, die allzu häufig vom Publikum als schlechte Fotos empfunden werden: unscharf, mit Hindernissen, ausschnitthaft. Je subjektiver die Bildherstellung mit Fotografie wird, je mehr gestattet sie von innen den Einblick in die Welt, bedient sie sich der klassischen künstlerischen Ausdrucksmittel, desto mehr wird ihr "Bild"- Anteil sichtbar.
Die Potenz der künstlerischen Fotografie liegt darin, dass sie "Dokument" und "Bild" ist, wobei das Bild das Entscheidende ist. (Jean-Christoph Ammann: Das Medium Fotografie in der Bildenden Kunst. 1999)...“
oder hier http://www.noedok.at/ausstell2003/Fotografie/fotografie.htm:
„...Objektivität und Subjektivität treten in der Ausstellung „Spuren des Lichts" in ein faszinierendes Wechselspiel, dessen schwer durchschaubare Dialektik das Geheimnis und letztlich die besondere Magie dieser Präsentation ausmacht...“
oder hier http://www.heise.de/tp/r4/artikel/17/17540/1.html:
„...Honnef und Honnef-Harling betonen stärker den individuellen historischen Prozess der Entwicklung einer ästhetisch autonomen fotografischen Kunst, wie sie in den Bildern der 20er Jahre realisiert, unter dem NS-Regime politisch-ideologisch missbraucht und nach dem Krieg reformuliert wurde...“
„...Ästhetischer Fokus der Ausstellung ist der Körper. Der Titel "Von Körpern und anderen Dingen" bezieht sich nicht nur auf "nackte Leiber", die sich im hellen Licht brüsten oder im Halbschatten räkeln. Schon die präsentierte Vielfalt spricht für ein umfassenderes Konzept von subjektiv inszenierter Präsenz: Der Körper tritt in verschiedenster Gestalt auf: mal als bildnerische Skulptur, mal als klassischer Akt, mal als naturalistische Körperlandschaft, als sozialer Repräsentant oder als rassischer Typus, mal als modisches Signal oder als pornographischer Anreiz, mal als politische Protestfigur, als theatrale Performance, als geisterhafte Überblendung oder als Vergewisserung von Individualität und als Erfahrung eines Persönlichkeitsverlustes angesichts medial beliebig manipulierbarer Bilderwelten...“
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Gerade die NS- oder DDR-Vergangenheit beweist doch, wie manipulativ Fotografie sein kann, egal bei welchem Sujet. Leni Riefenstahl lässt grüßen. Auch Körper oder Portraits können ein ideologisches Programm sein und damit weit entfernt von einer Dokumentation sein.