Bedenklich an Schneckenkorn finde ich, dass es eben gegen alle Schnecken wirkt. Gegen die fetten Spanier genauso wie gegen die in meinen Augen völlig harmlosen bunten Schnirkelschnecken, und ich weiß nicht, ob Glanzschnecken wie z.B. die Kellerglanzschnecke (Höhlentier des Jahres 2015 (?), dem man nachsagt, biologischer Feind der Nacktschnecken zu sein - Partisanengärtner hatte mal einen Thread dazu gemacht) auch Schneckenkorn nehmen. Quasi ein "Breitbandantibiotikum", dass auch nützliche Arten mit vernichtet. Fällt für mich aus.
Da finde ich die Methode mit der Gartenschere wesentlich selektiver, da trifft es eben nur bestimmte Individuen, die das Pech hatten, dem Gärtner vor die Augen zu kommen. Aber dazu kann ich mich einfach nicht überwinden, und wenn ich es täte, müsste ich die Leichen auch irgendwo entsorgen, da ihr Geruch weitere Schnecken anzieht. Fällt also auch aus.
Schnecken, insbesondere Nacktschnecken, sind Kulturfolger des Menschen, insofern werden unsere Gärten immer anziehend auf diese Tiere wirken. Es gab schon immer Nacktschnecken, auch einheimische, so wie es auch Unkräuter gibt, die wir, einmal angesiedelt, wohl nie wirksam ausrotten werden - ich nenne nur mal Ackerwinde. Wir können nur versuchen, unerwünschte Arten im Garten unter einer gewissen Grenze zu halten, und warum soll ich dafür nicht Methoden nutzen, die ungiftig sind, durch biologische Helfer erledigt werden oder die ich durch meine Gartengestaltung und -arbeiten sozusagen nebenbei mit erledige? Wenn die Spanische Wegschnecke einheimische Arten verdrängt, sorge ich eben dafür, die Bedingungen für einheimische Arten günstig zu gestalten - indem ich z.B. Kalksteine auslege, die wichtig für Weinbergschnecken und andere Gehäuseschnecken sind.
Und bevor ich einem fetten "Spanier" auf dem Kompost setze, um ihm eine weitere ruhige Ecke für seine 400-Eier-Gelege zu beschaffen, denke ich lieber an meine Hostas und an die heimischen Schnecken. Nicht mal lächerliche zwei Meter von meinem Komposter entfernt wächst hier schon die Erste (Hosta, nicht Schnecke). Statt dorthin zu gehen setzte ich in dieser Zeit lieber die Weinbergschnecken ins Efeu des Nachbars und übergiesse die gesammelten Nackten mit kochenden Wasser. Btw. Das Absammeln von Ackerschnecken finde ich mehr als mühselig. Aber abgesehen von den Kleinen, die u.U. weniger Schaden verursachen, wir sprechen hier von einer invasiven Art, die nicht nur für Staudenverluste oder -schaden, sondern auch für den Rückgang einheimischer Schnecken verantwortlich ist.
Auch bei mit wachsen wenige Meter vom Kompost entfernt die ersten Zierpflanzen, darunter auch Hosta. Allerdings gibt es einen Schneckenzaun rund um den Kompst.
In meinen ersten Jahren im Garten haben mir Nacktschnecken so ziemlich alles niedergemacht, was nicht grade Calendula hieß. Heute habe ich nur noch selten Fraßschäden.
Ich setze die Schnecken sehr wohl auf dem Kompost aus - dort dürfen sie ihrer biologischen Funktion des Fressens angewelkter Pflanzenteile und des Ausscheidens von Humus gern nachkommen. Der Kompost wird im September ausgesiebt, wohlgemerkt vor der Eiablage der Schnecken, und alles unverrottete wird neu aufgesetzt. Der ausgesiebte Kompost enthält nichts mehr, was für Schnecken imteressant ist, ich lagere ihn bis zum Frühjahr in zwei grünen Komposttonnen. Schneckeneier habe ich noch nie im Kompost gefunden.
Ich finde auch sehr bedenklich, die Folgen des – von Menschen und seine globalen Handelswege – verursachten Chaos der Mutter Natur zu überlassen, weil man keine Schnecke (aus welchen Gründen auch immer) nicht abmurksen mag. Auf asiatische Stechmücken und ein paar andere "nette" Arten lässt sich das, was du vorschlägst jedenfalls nicht übertragen
Sicher lässt sich das nicht auf alle Arten übertragen, aber wir reden ja hier nun mal von Schnecken und nicht von Tigermücken. Und ich bin mir nicht sicher, ob unsere Bekämpfungsmethoden gegen was auch immer das angerichtete Chaos nicht noch vergrößern.
Und es wird immer wieder Jahre geben, in denen die Bedingungen für Nacktschnecken optimal sind.
Ich möchte nochmal betonen, dass ich hier selbstverständlich nur von meinen Erfahrungen in meinem (Privat)Garten berichtden kann. Ich weiß aber, dass im Garten von GG, etwa 200 m entfernt von meinem, viel, viel mehr Nacktschnecken anzutreffen sind. Er praktiziert im übrigen auch die Gartenscherenmethode... Ich möchte aber meine Erfahrungen auch gern mitteilen, vielleicht findet es ja doch jemand interessant, nachdenkenswert, vielleicht auch das eine oder andere nachahmenswert.
Dass im Erwerbsgartenbau völlig andere Bedingungen herrschen, ist mir klar. Und es leuchtet mir auch ein, dass es dort z.T. ohne drastische Bekämpfungsmethoden wohl nicht gehen wird.