Ich will hier keineswegs irgendwelche Bilder ver- oder beurteilen, denn die Schönheit liegt nach wie vor in den Augen der Betrachter und die sind bekanntlich immer unterschiedlich.
Vielmehr möchte ich wissen, was ihr unter guten Bildern versteht. Angeregt von Iris' Gedanken zu den Bildern bei den Aprilfotos, habe ich ebenfalls überlegt: Was macht für mich ein Bild aus?
Bei Makroaufnahmen ist das rasch gesagt. Ich möchte zeigen, was andere übersehen, was niemand beachtet und ich will die verborgene Schönheit der kleinen Dinge bemerken. Nun zeige ich meine Bilder oft her und nicht selten gefällt genau jenes Bild, das ich als gewöhnlich empfinde, besonders. Eine Theorie dazu habe ich bereits und sie ist gleichzeitig zur Definition von gelungenen Aufnahmen geworden: Ein Makrobild muss Dinge zeigen, die ich mir vorher nicht habe vorstellen können. Und genau das ist der Schlüssel zu Erfolg. Eines meiner die Betrachter am meisten faszinierendsten Bilder ist jenes von der purpurnen Iris mit gelbem Bart, die ich von oben fotografierte und somit die volkommene Symmetrie einer Irisblüte sichtbar machte. Das Bild zeigt ein völlig entfremdetes Stück bunter Blüte, nur mehr entfernt an eine Iris erinnernd und niemals vorher habe ich nachgedacht, wie so ein Bild aussehen könnte. Diese Erkenntnis, das Gefühl, etwas Neues entdeckt zu haben, zeichnet für mich ein Makrobild aus, egal ob ein eigenes oder das von jemand anderen.
Mit Stimmungsbildern ist es ungleich schwerer. Jeder Mensch, der eine Stimmung fotografiert, wird seine Erwartungen viel zu hoch schrauben, als jemals ein Bild werden könnte, denn die Gefühle, der Schauer über den Rücken, der Wind in den Haaren oder das Wasser an den Beinen kann niemand in ein Bild verpacken. Ich habe festgestellt, dass mir bis auf wenige Ausnahmen nur die Stimmungsbilder anderer Fotografinnen und Fotografen gefallen, meine eigenen hingegen von der Erinnerung an den Moment begleitet werden und somit immer hinter den Erwartungen bleiben.
Stimmung einfangen, sagt man gemeinhin, doch das kann man mit seinem Bild nie. Einfangen kann man die Atmosphäre nur in Gedanken, ein jedes Bild ist nur ein blasser Abglanz dieses Moments. Natürlich gibt es Glücksgriffe - meist, wenn man nicht so sehr darauf achtet und nur fotografiert, man also nicht so genau auf die Stimmung achtet. Genau diese Bilder werden die schönsten selbstgemachten Fotos.
Ein schwieriger Fall ist hier das Wasser. Stundenlang bin ich barfuß in Quellbächen gestanden, so lange, bis ich die spitzen Kiesel nicht mehr spürte und lief, bis ich merkte, dass meine Fußsohlen schon blutig geschnitten waren und doch habe ich nur wenige Bilder gemacht, die ich als dem Wasser gemessen empfinde. Überhaupt ist diese dynamische Bewegung eines Baches das schwierigste, was unsere Natur an zu Fotografierendem bieten kann. Das Funkeln der Sonne, die Reflexionen der Tropfen, die Lichtschlieren in stillen Gewässern... es ist wie verhext, wie geschaffen, um gegen die Technik zu protestieren, schadenfroh, dass keine Kamera der Welt (und keine Person dahinter) es je schaffen wird, das Wasser als es selbst abzulichten.
So, das gehört wohl eher zu den Plaudereien, aber es dreht sich alles (annähernd) um Fotografie, deshalb ist es hier platziert. Auf eure Gedanken bin ich gespannt. Und ob es normal ist, ständig auf der Suche nach dem vollkommenen Bild zu sein, wo doch sonnenklar ist, dass es dieses nicht gibt
VLG, Katrin