Kein Gartenbuch im strengen Sinne, aber trotzdem vorstellens- und lesenswert: „Botanik in Bewegung. Alexander von Humboldt und die Wissenschaft der Pflanzen“ von Oliver Lubrich und Adrian Möhl, Haupt Verlag Bern 2019. In 17 Kapiteln (zusammengefaßt zu den vier Komplexen „Träumen“, „Beobachten“, „Auswerten“ und „Nachwirken“) gehen die Autoren Humboldts lebenslang anhaltender Begeisterung für die Botanik, aber auch mannigfachen mit ihr in Wechselwirkung stehenden Wissenschaften von der Meteorologie bis zur Geologie nach und machen seine Bedeutung für die Weiterentwicklung der Botanik als Wissenschaft klar. Das Ganze ist offenbar eine Art erweiterter Ausstellungskatalog zu einer gleichnamigen Ausstellung im BoGa Bern 2018, die 2019 auch in Hamburg gezeigt wurde. Gut lesbar, kenntnisreich, mit relativ geringer Fehlerdichte und prinzipiell interessanter Bebilderung – letztgenannte partiell indes leider so klein, daß man Beschriftungen auf Karten, Zeichnungen etc. praktisch nicht mehr lesen kann (trotz relativ großen Buchformates), was aber nicht zuletzt auch in der enormen Detaildichte der großformatigen Humboldtschen Vorlagen begründet liegt. Was auf Dauer etwas nervt, ist die Penetranz, mit der an etlichen im Buch verteilten Stellen herausgestellt wird, daß Humboldt schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts den anthropogenen Klimawandel erkannt und beschrieben hat. Interessanterweise fehlt auch ein Kommentar zu Humboldts Fehldeutungen der Geologie Mittelasiens (auf denen wiederum die sowjetische Literatur gern herumzuhacken pflegte), obwohl seine Karte „Bergketten und Vulcane von Inner-Asien“ von 1844 mit abgebildet wird. Insgesamt überwiegt aber eindeutig der positive Eindruck.