@Heidi, ich kann leider keine Entwarnung geben.
Ich bin mir fast hundertprozentig sicher, dass du es mit Cylindrocladium zu tun hast. Ich würde dir dringend empfehlen, diese befallene Kugel sofort zu entfernen, sowie auch die Buchspflanzen, die unmittelbar daneben stehen, auch wenn die noch keinen Befall zeigen. Ich würde eine Tüte über die Kugel stülpen (um den Pilz nicht zu verbreiten) und dann ab in die Restmülltonne oder an einen weit entfernten, ungefährlichen Platz einsetzen, zurückschneiden und beobachten. So habe ich es gestern auch mit einer ziemlich großen Kugel gemacht. Ich konnte mich von ihr einfach nicht trennen, es handelte sich um meinen ersten Buchs.... 15 Jahre alt. Es war dieser kleinlaubige, hellgrüne Buchs (weiß den Namen leider nicht) und der scheint mir noch viel empfindlicher als Suffruticosa. Er ist sehr dicht belaubt, somit kann die Luft nicht zirkulieren und das fördert den Pilz.
@ Piemont, deine Bilder sind unendlich tröstlich und geben Hoffnung. Aber es ist ein zäher und langwieriger Kampf, der ohne Einsatz der chemischen Keule wohl nicht zu gewinnen ist
Ich habe heute mit dem zuständigen Herrn des hiesigen Pflanzenschutzamtes gesprochen. Er ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Pflanzenkrankheiten. Seine Aussage:
Es gibt derzeit noch kein einziges Spritzmittel. Einzige Abhilfe (führt nur bedingt zum Erfolg bzw. zur Gesundung: Zurückschneiden bis ins gesunde Holz, die oberste Erdschicht 1 bis 2 cm abtragen, stark befallene Buchspflanzen vernichten. Aber bitte NICHT in die Biotonne. Es könnte sein, dass das infizierte Material nicht genug erhitzt wird (Grüngut-Wiederverwertung) und somit als Kompost wieder in unsere Gärten gelangt. Der Teufelskreislauf beginne von Neuem. Also in die Restmülltonne damit oder verbrennen, was leider bei derzeitiger Witterung nicht möglich ist. Außerdem wäre der blaue Heinz stark anfällig.
Bei uns in Bayern sei der gefährliche Pilz erstmals 2006 aufgetreten, während in Norddeutschland schon früher Schäden bekannt waren. Der Pilz trete heuer witterungsbedingt verstärkt auf. Auch wenn man das Problem im eigenen Garten in den Griff bekäme, könne man nie mehr sicher sein, dass die Pilzsporen nicht irgendwann wieder aktiv würden, sprich bei entsprechender Witterung vom Dornröschenschlaf erwachen
. Also einmal Befall.... immer Befall. Diese letzte Aussage war für mich nicht gerade tröstlich.
Meine eigene Erfahrung mit diesem Pilz :
Er verbreitet sich ziemlich rasant, vor allem bei Niesel- und Regenwetter. Ich habe den Verdacht, dass er sich durch kupferhaltige Spritzmittel etwas eindämmen lässt ( der Herr vom Pflanzenschutzamt ist davon nicht überzeugt
). Außerdem scheint der Pilz das kühle, trockene Wetter nicht sehr zu mögen. Bei uns kühlt es derzeit nachts ziemlich ab, die Temperaturen sinken in Richtung Bodenfrost, weshalb das Ganze etwas stagniert. Generell breitet er sich aber ziemlich rasch aus, hüpft von Pflanze zu Pflanze (Kontakt)oder überspringt auch mal eine (Verbreitung durch Wind) und der Blattfall lässt nicht lange auf sich warten. Nur wenige Tage nach Sichtung der braunen Fleckchen auf den Blättern lässt der Buchs sein ganzes oder auch Teile seines Laubs fallen. Bei Berührung riesel es gewaltig. Ich gucke dann immer, ob die Stiele auch betroffen sind bzw. schwarz werden. Da hilft dann nur zurückschneiden bis ins gesunde Holz, auch wenn´s weh tut und der Buchs unter Umständen Jahre gebraucht hat, bis er zu einer stattlichen Größe herangewachsen ist. Es gibt wohl verschiedenen Pilze, die unterschiedlich aggressiv sind. Ich beobachte an meinen Pflanzen noch einen weiteren Befall,der nicht gar so gefährlich zu sein scheint: Heuer lassen etliche Pflanzen die unteren Blättchen fallen, also verkahlen von unten her. Die Blättchen weisen aber nicht diese rostigen Flecken auf, die später grauschwarz werden. Dieser Erreger scheint mir relativ harmlos und eher ein kosmetisches als ein gefährliches Problem zu sein. Der Buchs erholt sich nach guter Düngung und Gutzureden
wieder.
Ich würde derzeit keinen Buchs kaufen. Die Krankheit ist im Umlauf und für Buchsliebhaber der absolute Supergau. Man weiß nicht, was man sich einfängt. Wahrscheinlich habe wir schon alle viel zu viel Buchs in unseren Gärten (ich schließe mich nicht aus!!!), bei manchen grenzt es schon an Monokultur, somit hat der Pilz einen reich gedeckten Tisch. Vielleicht ist es an der Zeit, wieder umzudenken und andere Gestaltungselemente bzw. Strukturpflanzen ins Auge zu fassen.
Es kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu, der mir nicht unbeträchtlich erscheint. Hat man diese Krankheit einmal im Garten, wird man von den lieben Gartenfreundinnen gemieden. Die würden uns am liebsten Gefrierbeutel über die Schuhe stülpen und uns mit Sakrotan einsprühen, aus Angst vor Ansteckung. Ich habe die Krankheit jedoch nicht erfunden, sondern sie mir selber eingeschleppt. Das hat man nun davon, wenn man jedes Jahr hunderte von Besucher in den Garten reinlässt. Das ist der Dank. Diesen Frust musste ich hier mal loswerden. Gleich geht´s mir besser. Danke. Bussi
Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse, dass ich hier meine eigenen Erfahrungen so ausführlich niederschreibe. Seit ich jedoch in diesem Thread aktiv bin, bekomme ich etliche PM´s. Die Fragen, die mir dort gestellt werden, möchte ich hier öffentlich beantworten, damit auch andere Betroffene davon profitieren.