Ich liebe es ja, wenn man mit wenigen Prinzipien vieles erklären kann. Zum Beispiel folgendes:
Wenn man sich den Aufbau der Pflanze anschaut, dann besteht sie ja nur aus zwei Grundorganen, der Wurzel und dem Spross. So ist die Blüte eigentlich nur ein abgewandelter Spross, was zum Beispiel auch erklärt, warum die Bezeichnungen Staubblatt und Fruchtblatt treffend sind und warum es Übergänge von Laublättern zu Blütenblättern oder von Staubblättern zu Blütenblättern gibt.
Das Prinzip, "einfaches Grundmodell, vielfältig abgewandelt" gibt es ja auch bei den Spross- und Blattmetamorphosen. So soll ja der Zwiebelboden eine gestauchte Sprossachse sein und die Zwiebelschuppen sollen die Blätter an dieser Sprossachse sein.
Nun werden ja zur Vermehrung viele Pflanzenteile verwendet, z. B. Sprossstücke auch Teilstecklinge genannt und Blattstecklinge. Wie ich u. a. auch hier im Forum mal gelesen habe, bilden die Schuppen von Lilienzwiebeln an der Basis neue kleine Zwiebeln (also eigentlich Sprosse mit Blättern), wenn man sie in feuchtem Torf aufbewahrt.
Nun meine äußerst theoretische Frage: Könnte man diese Zwiebelschuppen als Blattstecklinge bezeichnen, wie z. B. die Blattstecklinge beim Usambaraveilchen? Oder sind es eher Teilstecklinge, weil vielleicht noch was vom Zwiebelboden an den Schuppen ist und sozusagen ein schlafendes Auge ausgetrieben ist? Oder keines von beiden, sondern was ganz eigenes, was es halt nur bei Lilien gibt und den Quatsch mit meinem Prinzip kann ich vergessen?
Wenn ich mal so viele Lilien habe, das eine Zwiebel für einen Versuch und nähere Betrachtung geopfert werden kann, werde ich mir die Sache selber genauer anschauen.
Grüße von der theoretisierenden Cerinthe