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News: Warum muss eigentlich alles immer einen "Zweck" haben? (potz)
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News: Warum muss eigentlich alles immer einen "Zweck" haben? (potz)

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|13|1|Man muß sich auf etwas verlassen können, von dem man nicht verlassen wird. (Laotse)

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Autor Thema: Züchten ja oder nein  (Gelesen 3028 mal)

callis

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Züchten ja oder nein
« am: 10. August 2008, 09:04:13 »

Immer wieder trifft man auf Gartenmenschen, die eine hohe Verehrung für die Naturformen von Pflanzen haben. Diese Gruppe von Menschen unterteilt sich wiederum in solche, die am liebsten die Naturform am (manchmal nachempfundenen) Naturstandort sehen, und solche bei denen die Sammelleidenschaft dahin führt, dass Spezies auch importiert und in weit entfernte künstliche Habitate versetzt werden, um ihren Liebhabern Freude zu bereiten. Beide Untergruppen sehen Züchtungsarbeit als Eingriff in die Natur eher skeptisch an.

Dann gibt es die Gartenfreunde, die ein bisschen Züchten ganz schön finden, wenn sich die entstehenden Pflanzen nicht allzu weit (wie weit?) von den Naturformen entfernen.

Und am anderen Ende stehen diejenigen, die begeistert möglichst ausgefallene (aus der Art gefallene) Züchtungen begrüßen und unbedingt in ihrem Garten haben wollen.

Züchtung kann sich ihrerseits in unterschiedliche Richtungen bewegen.
Kommerzielle Züchter werden immer die Vermarktung im Auge haben, also sich dem Publikumsgeschmack anpassen oder diesen zu beeinflussen versuchen.
Wissenschaftlich orientierte Züchter (eher in der Agrarwissenschaft angesiedelt, für Zierpflanzen fehlen die Mittel)) werden versuchen, ertragreichere Pflanzen mit großer Resistenz gegen Infektionen zu züchten.
Hobbyzüchter sind diejenigen, die aus reiner Neugier und Freude am Ergebnis züchten, egal ob es anderen gefällt oder nicht. Na ja, wenn es gefällt, freut es auch. :D

Es würde mich nun mal interessieren, wie weit Züchtung eine Berechtigung eingeräumt wird und wie weit sie gehen sollte aus eurer Sicht.
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ben

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #1 am: 10. August 2008, 09:25:57 »

Hallo,

ich bin der Meinung im Hobbybereich ist alles erlaubt was dem einzelnen gefällt. Ich für mich persönlich versuche Pflanzen zu züchten die nahe an der Naturform oder an einem natürlichen Aussehen liegen und so robust sind, dass ich sie irgendwo zwischen hohes Gras pflanzen könnte ohne das es ihnen Probleme bereitet. Hemerocallis multiflora mit eher purpurnen Blüten oder eine altissima mit orange Tönen entsprechenden z.B. meinem Schönheitsideal, will zwar ausser mir bestimmt keiner haben, aber ich mags...

Im Agrarbereich bin ich der Meinung, dass man auf Teufel komm raus auf Ertrag und Krankheitstoleranz züchten muss, da mir nicht wirklich einfällt wie man anders auf lange Sicht die Leute satt kriegen soll.

Viele Grüsse

Ben
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Tollpatsch

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #2 am: 10. August 2008, 10:06:32 »

Zwei Seelen in einer Brust..

Ich bin totaler Naturfan.. unbehandelt frei und schön..
Als Gartenbesitzer bin ich aber gierig und experimentierfreudig,
in jede Richtung offen..
wenn ich den das Klein - Klima schaffen kann..
solange ich privat und im Freundeskreis verändere, wird es die Natur nicht sehr stören..
 *wird die Sache dann aber kommerziell, wäre schon Vorsicht und Rücksicht angebracht,
zumal diese Leute dann über Genetik, Wuchs und Verhaltungsweisen bescheid wissen…,
sollten sie nicht versuchen die ganze Natur nach Ihrem Geschmack zu verändern,
und wild Auspflanzen….
Dann ist es ok im eigenen Garten „ schön ist was einem selber gefällt „..
 
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fars

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #3 am: 10. August 2008, 10:58:46 »

Züchtungen bedienen, sieht man mal von Qualitätsverbesserungen (Standfestigkeit, Mehltauresistenz, Blütenreichtum) ab, in erster Linie den Publikumsgeschmack. Sie sind somit eine Geschmacksfrage und eigentlich nicht diskutierbar oder gerade deshalb.

Es wird immer wieder Züchtungen geben, die vielen als geschmacklos gelten und von denen nachgefragt werden, die angeblich keinen Geschmack haben. Weder machen Züchter vor Gigantismus, farblicher Naturverfälschung, krankhaft wirkenden Habitusveränderungen halt, noch entblöden sie sich nicht, uns nur noch mit der Lupe nachvollziehbare Abweichungen als neue Sorten zu verkaufen. Inzwischen erscheinen Enzyklopädien und Atlanten zu diversen Stauden und Gehölzen, die nur noch von ausgebufften Fachleuten auseinander gehalten werden können.

Wir Hobby-Gärtner werden rücksichtslos auf das Rad der immer umfangreicher werdenden Prospekte geflochten, die uns weiß machen wollen, bei dem Angebot handele es sich um eine absolut neue, unbedingt erstrebenswerte Züchtung, auf die man unmöglich verzichten könne. Internetforen und Gartenzeitschriften heizen diese „Mania“ noch zusätzlich an. Im Garten dann entpuppen sich diese Gewächse nicht selten als „na ja“.

Beispielhaft seien hier einige Pflanzenarten aufgezählt, die stellvertretend für diesen Züchterwahnsinn stehen können: Galanthus, Helleborus, Hemerocallis, Paeonia, Rosa, Primula, Rhododendron, Iris. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Auch unsere eigenen Geschmacksbedürfnisse sollten wir überprüfen. Muss eine Rose ständig blühen oder in barocker Üppigkeit unter Blüten erstickt werden? Muss eine Lilie unter ihren Riesentrompeten zusammenbrechen? Muss ein Rhododendron mit handballgroßen Blütenstutzen prangen? Sind wir bei Pfingstrosen erst zufrieden, wenn sie nur durch raffinierte Stützungsmaßnahmen am Umfallen gehindert werden können?

Wir verlieren den Blick für das Ursprüngliche, für die Zartheit und Zerbrechlichkeit von unverfälschten Arten oder naturnahen Züchtungen.

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macrantha

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #4 am: 10. August 2008, 11:04:24 »

Warum nicht züchten?
Man selektiert schließlich nur aus dem, was die Natur an Genkombinationen ohnehin zur Verfügung stellt. Manchmal unter Simulierung von Genschäden durch UV-Strahlung oder Chemikalien. Nur artenüberschreitende Geneinschleusungen lehne ich ab.

Das "nur" diee Sorte einer Art in die Natur ausgebrochen ist und wirklichen Schaden anrichtet, wäre mir neu. Probleme machen die eingeschleppten Wildarten bzw. die Rückkreuzungen aus Sorten. Dann müsste man schon generell gegen das Pflanzen "fremder" Arten und deren Sorten sein.
Ich finde es jedenfalls toll, wenn mir jemand eine Monarde züchtet, die nicht schon im Juli mit Mehltau überzuckert ist oder ein Helenium, welches schön niedrig und standfest ist.
Mir persönlich gefallen zwar die "einfacheren" Dinge besser (bezieht sich auf Blütenform und Farbe) weil sich solche Sorten meist besser in ein Beet integrieren lassen, aber wenn nun mal jemand gerne 5-farbige Blüten mit panaschiertem Laub pflanzt - nun denn, warum nicht? Gerne kann der Züchter solcher Sorten damit auch was verdienen. Nein - er soll es sogar.

farbenfrohe Grüße
macrantha

@fars: Du bemängelst aber eher, dass die Züchter nicht das richtige im Auge haben. Deine Argumente verstehe ich jetzt nicht gegen Sorten an sich, sondern als Anregung, die "inneren Werte" einer Pflanze züchterisch in den Vordergrund zu stellen (Gesundheit, Standfestigkeit ...)
« Letzte Änderung: 10. August 2008, 11:06:46 von macrantha »
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Wenn Du einen Schneck behauchst, schrumpft er ins Gehäuse,
Wenn Du ihn in Kognak tauchst, sieht er weiße Mäuse. (Ringelnatz)

marygold

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #5 am: 10. August 2008, 11:16:07 »

Mir persönlich gefallen eher die naturnahen Züchtungen von Blumen und Stauden.
Aber hier im Forum verfolge ich Interessiert die Züchter unter euch:
Von Hemerocallis, Päonien, Hosta.......................
Da kann ich mir schon vorstellen, daß die naturnahen irgendwann ausgereizt sind
und man sich andere Ziele setzten will.
Ich habe bisher noch nie gezielt gezüchtet, kultiviere nur einige Zufallssämlinge
von Stauden, Zweijährigen und Einjährigen weiter. Aber auch da freue ich mich
über einige gelungene Farben und Formen, und kann sicher sein dieser Sämling
wächst nur bei mir.
Also Hut ab vor euch Züchtern und setzt bitte weiter so viele schöne Bilder ein!
(Ob wirklich jede Züchtung auf den Markt gebracht werden muß, ist natürlich fraglich.)
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Lehm

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #6 am: 10. August 2008, 11:36:44 »

Zucht ist nicht wie Genveränderung irreversibel. Züchtungen finden mit der Zeit zur Naturform zurück, darum ist ethisch dagegen weniger einzuwenden, wobei eben auch hier das Mass entscheidend ist. Man denke an gewisse Hunderassen.

Naturnahe Züchtungen gefallen mir besser. Blumen, bei denen man aus 2 m Entfernung nicht erkennt, ob sie aus Plastik sind, könnte man genau so gut aus solchem herstellen.
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Nomadin

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #7 am: 10. August 2008, 11:45:09 »

Zucht ist nicht wie Genveränderung irreversibel. Züchtungen finden mit der Zeit zur Naturform zurück,

Ah, das wußte ich nicht. Danke für die Info.

Ansonsten kann ich deine Meinung einfach unterschreiben.
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Zazoo

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #8 am: 10. August 2008, 11:53:47 »

Züchtungen finden mit der Zeit zur Naturform zurück ...

aber doch nur, wenn die züchterisch eingreifende Hand entfällt ???
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Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein

Lehm

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #9 am: 10. August 2008, 12:23:46 »

Ja, natürlich. Ich sehs etwa bei meinen wohl bald vierzig Jahre alten Narzissen: die werden immer kleiner, würden gar nicht mehr auffallen als Züchtungen am Waldrand. Wie lange es dauert, bis ein Rehpinscher wieder wie ein Wolf aussieht, weiss ich allerdings nicht.
« Letzte Änderung: 10. August 2008, 12:24:30 von Lehm »
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thegardener

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #10 am: 10. August 2008, 13:17:08 »

Gart, düng' die Narzissen doch mal , dann haben sie auch wieder Blüten.
Das Züchtungen zur Naturform "zurückfallen" ist so nicht richtig und das Hundebeispiel ganz falsch. Aus einem Rehpinscher wird kein Wolf, allerhöchstens nach mehreren Generationen und Vermischung mit anderen Rassen optisch ein Pariahund. Wölfe sind's trotzdem nicht.
Zur eigentlichen Frage: Im nicht-genmanipulierten Bereich ist doch erlaubt was gefällt. Niemand wird gezwungen das Produkt einer Zucht auch zu kaufen und ganz sicher sind viele Zuchtprodukte nicht gartentauglich. Ich denke da an Päonien mit Riesenblüten , die sind aber auch für den Schnittblumenbereich gezogen und bei den Rosen gibt es ja auch eine Menge Kandidaten die nur in kleinen Kulturnischen ihre Schönheit entwickeln. Die muß ich aber auch nicht im Garten haben und wenn ich sie uninformiert kaufe ( was mir durchaus passiert) habe ich eben Pech und ärgere mich.
Ich persönlich mag je nach Pflanzenart unterschiedliche Zuchtrichtungen : bei den Hems die Spider, je pastelliger und filigraner desto lieber, bei den Hostas ungewöhnliche kleinwüchsige und bei den Clematis gerne kleinblütige Staudenformen. Nur die Rosen sollten großblütig sein, da sind die englischen meine Favoriten.
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callis

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #11 am: 10. August 2008, 21:04:33 »

Die Meinungen sind unterschiedlich, wie zu erwarten war. Allerdings mit einem deutlichen Akzent auf dem Naturnahen, offenbar im Hinblick auf Form und Farbe der Blüte.
Zwecks
Zitat
Qualitätsverbesserungen (Standfestigkeit, Mehltauresistenz, Blütenreichtum)
darf eingegriffen werden.
Frage: produziert die Natur Schönheit, aber leider nicht immer die wünschenswerte Qualität? Wieso das eine und das andere nicht?

Ein andere Frage, die mich interessiert:
Wie viel Prozent eurer mit Absicht in den Garten gesetzten Gehölze und Stauden (Spontanvegetation ausgeschlossen) sind wohl züchterisch nicht bearbeitete Naturformen?

Eine weitere Frage: Brauchten wir Staudengärtner/innen, wenn alle nur nach Naturformen fragen würden? Sollten die dann in der Natur entnommen und in der Gärtnerei getopft und angeboten werden?
« Letzte Änderung: 10. August 2008, 21:06:36 von callis »
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sarastro

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #12 am: 10. August 2008, 21:20:09 »

Ich schließe mich der Meinung von Fars an, jedoch nicht uneingeschränkt, wie Macrantha es auch zitiert. Wenn ich nach dem Markt schiele, dann würde ich sehr wohl einige Neuheiten mit kritischem Auge aufnehmen und feilbieten. Gezüchtet und selektiert hat der Mensch ja immer schon. Und darum ist auf dem Staudensektor noch aus einigen Gattungen sehr viel herauszuholen, ja gänzlich neue Zuchtziele zu erwarten. Ich denke hier vor allem an ein oranges Helenium, einen reinrosa Rittersporn oder an ein Helianthemum, welches monatelang blüht. Und deren Beispiele sind ja nicht aus der Luft gegriffen, sondern erstrebenswert!

Seltene Naturformen und reine Species dagegen sind immer von Interesse, das merke ich besonders in Kiekeberg und Freising, obgleich sie natürlich keine Hauptumsatzträger sind. Besonderes Interesse finden hier Formen, die sich unserem Klima durch gezielte Selektion angepasst haben.
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GrauerDaumen

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #13 am: 10. August 2008, 21:30:07 »

Was kann daran verkehrt sein eine neue Züchtung zu kreieren?
In meinen Augen bereichert man dadurch nur die Artenvielfalt.
Wer natur pur haben möchte, der braucht sich ja um Züchtungen nicht zu kümmern.
Mfg Uwe
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Der, die das. Wer, wie was. Wieso, weshalb warum ?
Wer nicht fragt bleibt dumm! (Sesamstraße)

fars

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Re:Züchten ja oder nein
« Antwort #14 am: 10. August 2008, 22:29:54 »

Die Artenvielfalt wohl kaum.
Es geht mir mehr um die "Erziehung" der Gartenliebhaber. Wenn man durch die Gartencenter streift, findet man kaum noch Arten. Das Sportlerprinzip "Höher, schneller, weiter" gilt inzwischen auch für die Pflanzenzüchtungen. So nach dem Motto "alles ist möglich" wachsen inzwischen Bananenstauden in den Vorgärten, werden Pflanzen so angepasst, dass Standort- und Bodenverhältnisse fast schon egal sind.

Man muss sich nicht mehr um die Pflanze bemühen. Erst einmal herausfinden, was ihre Bedürfnisse sind, in welcher Umgebung sie sich wohlfühlt. Nicht mehr die Pflanze ist wichtig, sondern nur noch ihr optimales Erscheinungsbild und ihr angepasstes Verhalten an ein vermeintliches Gartenideal.
« Letzte Änderung: 11. August 2008, 06:07:53 von fars »
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