Das Thema haben wir tatsächlich schon oft wiedergekaut, aber nochmal zum Verständnis, warum wir uns dazu entschlossen haben.
Unser, noch intakt als Junghund unkastriert aus dem Tierheim übernommener Rüde hatte immer reichlich sozialen Kontakt zu anderen Hunden aller Altersklassen, Rassen, Größe, Geschlecht, kastriert und unkastriert. Er zeigte recht früh Reifezeichen (frühes Beinchenheben, Dominanz anderen Rüden gegenüber, extreme Beeinflussung und Leiden durch Spuren läufiger Hündinnen), vor allem sein Verhalten anderen Rüden gegenüber war sehr agressiv. Alte Kumpels von früher waren plötzlich Feinde, jeder fremde Rüde (mit Vorliebe die ganz großen Herdenschutzhunde aus Osteuropa, Rottweiler, Dobermänner) wurde angegangen, über langen Zeitraum hinweg, auch als der Hormonpegel sich hätte eingespielt haben müssen. Da man nicht immer hoffen kann, auf erfahrene und souveräne Rüden zu stoßen, die ihn nur kurz in seine Schranken weisen, sonder es bei uns auch einige große, nicht ganz "sauber" die Unterwerfung akzeptierende Rüden gab, er als Dackelmischling immer der "Verwurstete" gewesen wäre und wir ihn im Urlaub auch immer im Wohnmobil vom Nordkap bis nach Afrika mitnehmen, wo man häufig auch auf dominante, nicht beaufsichtigte Rüden stößt, haben wir uns dazu durchgerungen, ihn kastrieren zu lassen (zumal wir sowas ähnliches wohl auch mal als Verpflichtung beim Tierschutz unterschrieben hatten).
edit: tatsächlich wurde er auch mehrfach "gestanzt" von anderen Rüden (Ohren, große Löcher im Nacken, immer harmloser, aber nicht wirklich schön, sich die offenliegenden Muskeln von oben anzugucken)
Wir haben es wirklich nicht bereut, ihn kastrieren zu lassen. Er hat sich körperlich überhaupt nicht verändert (1/3 weniger Futter aber!), sein Charakter auch nicht. Positiv war, dass er die Agressionen Rüden gegenüber auf ein vernünftiges Maß reduziert hat. Die alten Kumpels waren plötzlich wieder welche, die meisten Rüden sind o.k., bis auf einige "Erzfeinde". Läufige Hündinnen sind immer noch interessant, aber meilenweite Exkursionen zur Angebeteten würde er deshalb nicht mehr machen, Hinterherweinen und -Jammern auch nicht. Er führt seit mittlerweile 13 Jahren ein weitaus entspannteres Leben durch den Eingriff und wir auch.
Der Besuch beim Gastgeberhund wäre ohne die Kastration überhaupt nicht möglich gewesen, also war "der Spaß" "den Spaß" wirklich wert
.
Beim Aufreiten auf Kastraten handelt es sich wohl eher nicht um das bekannte "Dominanzaufreiten", sondern die vollständigen Rüden sind wirklich schwer verliebt
.