Erstmal eine kurze Klärung der Begriffe:
F1 – Bezeichnung für die erste Tochtergeneration einer Kreuzung. Ob die Eltern Heterozygot, Homozygot, Fremd- oder Selbstbestäuber sind, ob eine einzelne Pflanze oder ein ganzes Feld, das spielt keine Rolle.
F1-Hybridzüchtung – Ausnutzen des Heterosis-Effektes durch kreuzen homozygoter Eltern aus möglichst ver. Gen-Poolen. Davon spreche ich, und dazu gehört weit mehr als einfach irgendwelche Homozygoten Sorten miteinander zu kreuzen.
Caesar's Brother und viele Iris sibirica Sorten sind annähernd Inzuchtlinien. Bringt man zwei dieser Sorten zusammen, verhindert Selbstbestäubung und kreuzt sie, dann ergibt das Sämlinge, die in vielen Eigenschaften die beiden Elternpflanzen übertreffen...
Also irgendwie kann ich mit deinem Beispiel momentan nicht viel anfangen, da ich einfach keine Ahnung habe, wie die Sortenstruktur und -geschichte ist.
Bei normaler Kreuzungszüchtung, mit deren Hilfe man neue Variabilität erzeugen möchte oder spezielle Merkmale einkreuzen möchte tritt zwar manchmal der Effekt ein, das die F1 besser ist als seine Eltern, dass ist jedoch keine Heterosis!
Ob Iris sibirica oder was auch immer, entscheidend für den Heterosis-Effekt ist neben Homozygotie vor allem auch die verwandtschaftliche Beziehung zwischen den beiden Elternpflanzen. Je weiter sie entfernt stehen desto besser.
Nicht umsonst waren die Amerikaner (und auch die Europäer) froh das es nicht bloß einen Genpool für Mais gab. Die genetische Variabilität erschöpft sich nun mal schneller als uns lieb ist, und erst Inzuchtlinien aus Amerika gekreuzt mit Europäischen brachten weitere Fortschritte in der F1-Hybrid Züchtung bei Mais.
In Zukunft wird man dann wohl auf den Afrika/Asien Genpool und zu guter Letzt auf Einkreuzen der Urform zurückgreifen müssen.
Mr. Peppers Begriff von Homozygoten begreife ich nicht. Mir scheint, dass er sämtliche Nachkommen einer Kreuzung subsummiert und dann prozentual über sie mittelt oder so was.
Beim Erstellen einer Inzuchtlinie zur späteren Herstellung einer F1 Hybride (mit Heterosiseffekt) geht man meines Wissens nach so vor, wie ich es dargestellt hatte.
Man erstellt ja eine (bzw. mehrere) sogenannte Inzuchtlinien normalerweise nicht nur aus einer Pflanze durch Rückkreuzen, sondern aus einer Heterozygoten Sorte. Durch freie Abblüte und mit Hilfe der 2. Medelschen Regel, entwickelt sich nach Selbstung eine homozygote Sorte bei welcher allerdings noch immer nicht alle Pflanzen zu 100% Identisch sind. Nun kann man die einzelnen Pflanzen der Inzuchtlinie A selektieren und erste Testkreuzungen mit z.b. Inzuchtlinie B (Pflanze xy) durchführen und dann die F1 der einzelnen Kreuzungen im Feld anbauen und auf Ertrag (o.ä.) testen. Es ist meist ein sehr langer Weg, bis die geeigneten Eltern für eine gute F1-Hybride gefunden werden, und nicht schlichtes Kreuzen zweier Pflanzen.
Mit einem Mikroskop, das vermutlich nicht mehr als ein Fotoapparat kostet kann man dann die 22 Chromosomen zählen.
Ehrlich gesagt, ich habe es nie mit einem günstigen Mikroskop und ohne Colchizin / Karmin-Essigsäure versucht. Ich kann dazu nur sagen, das es mir schon mit allen Hilfsmitteln und einer guten Optik schwer genug fällt.
Die Vorteile einer F1 Generation kann man nicht so ohne weiteres diskutieren, damit gehen wir ständig um. Sozusagen täglich.
Wenn wir diese Art der Züchtung durch Auslese - das ist die klassische Methode um Inzuchtlinien zu erhalten - nicht gehabt hätten, dann müssten wir an kirschgroßen Pfläumchen nagen, oder an verholzten Birnen knabbern, oder saumäßig saure Trauben futtern und vermutlich jetzt schon mit der Fastenzeit beginnen.
Ohne mich weit aus dem Fenster lehnen zu wollen: Wer die einfache Auslesezüchtung mit der Erstellung einer F1-Sorte mit Heterosis-Effekt vergleicht, der scheint mir nicht zu wissen, worum es geht.