@ Silesier
Deine Worte beschreiben das recht gut. Wenn der Standort kein gleichmäßiges Feld ist, ist es jedes Jahr möglicherweise anders. Hier ist es jetzt relativ warm und regnet, jetzt fangen die Reben an zu wachsen, und nächste Woche ist wahrscheinlich schon wegen Frost Schluss. Um es einzusortieren, als Referenz habe ich immer noch ein paar Solaris Beeren, die sind bräunlich und süß, aber noch nicht einmal im Bereich klebrig süß. Das Jahr ist im Vergleich zu einem Durchschnittsjahr ungefähr vier Wochen schlechter. Im Freistand teilweise noch schlechter, an der Hauswand geht es so.
Also für die, die keine guten Standorte haben, und weniger mit extremer Kälte und Hitze sondern eher mit Feuchtigkeit und Verschattung zu kämpfen haben hier mein vorläufiges Fazit:
Top sind bei mir Galachad (spielerisches Ausreifen unter schweren Bedingungen), KM-Luchistiyi (reift noch jetzt gut nach wo hier andere schon fast stagnieren, sehr guter Muskat Geschmack, knackig, kein Platzen, gesunde Stiele, Peroschäden an weniger als 1% der Beeren, Peroschäden an Beeren hatte ich 2015 erstmalig)
Gut Wostorg, Sinelosi, Nadesha ASOS, Drushba, JubNow
JubNow werde ich noch die nächsten Jahre beobachten und sehen, an welchen Standorten sie wirklich dauerhaft gut sind und wo weniger.Ich hab ja Gescheine abgebildet, bei denen die Beeren bis 15 Gramm im ersten Jahr gehen, direkt an einer Sumpfeiche gepflanzt sind die Beeren kleiner, viel fester, etwas süßer und stark goldgelb gefärbt. Im Nachhinein gefällt mir diese Richtung besser.
Ähnlich ist bei mir Maestro, die direkt an einer neun Meter hohen im wesentlichen entasteten Süßkirsche steht, KM Luchistiyi steht auch in Wurzelkonkurrenz und hat auch relativ feste Beeren, bei allen diesen Sorten ist so gut wie nichts geplatzt. Die anderen größeren Beeren von JubNow sind da empfindlicher. Die etwa späteren wie Lora, Nisina und Monarch habe ich noch nicht abgeschrieben, möglich, dass sie dies Jahr nicht mehr ausreifen, aber wenn es in einem derart schlechten Jahr ganz knapp wird, wird es eben in den Folgejahren funktionieren. Sie sind aber unter schlechten Umständen robust und das ist mir wichtig. Gescheine, die teilweise absterben und andere Formen von Stiellähme aufweisen, kann man in einem derartigen Jahr hier oben im Norden nicht gebrauchen
Da auch frühe Sorten hier teilweise erst spät gereift sind, habe ich Ausfälle durch Insektenstiche (KEF glaub ich nicht) die blau roten hat es sehr schlimm erwischt, KM saporoschje, Mir, tw Lira.
Freistand hat dieses Jahr leider auch nicht so gut funktioniert wie sonst.
Bei Sfinks liegt ein eigenartiges von einem Punkt ausgehendes gehäuftes Platzen vor, wie eine beschädigte Scheibe. Von den kleinen trägt Bianca hervorragend, ich mag ihre süßsauer Richtung irgendwie nicht, das liegt noch nicht mal an den Kernen. Die ansonsten in anderen Regionen gelobte Suzy taugt hier auch nichts, Isa müsste eigentlich o.k. sein, reift aber nicht aus, da alle Blätter mit Pero kaputtgegangen sind, Wodograi liegt da ähnlich. Da bei mir die Böden verwurzelt sind, kann ich leider Reben oft nicht so leicht ausgraben und umsetzen, ansonsten hätte ich das mit einigen mit Sicherheit schon gemacht. Unabhängig davon, ob ich meine Peroecke mal in den Griff bekomme,Wodograi gehört da definitiv nicht hin, auch Prozratschni nicht. Naransziczü schmeckt mir, da haben sich aber die Amseln reingekrallt, wenn sie dafür KM Luchistiyi in Ruhe lassen, ist das ok. Ich benutz dies Jahr nur eine handvoll Organza Beutel. Die haben im Daueregen auch Nachteile und ich hab für Vögel genug (Bianca, NYM Isabella, Seyval Blanc,....). Neue Ukraine reift auch nicht mit allen Beeren durch, schmeckte letzes jahr viel besser, Haut stört auch, die Beeren müssen größer werden, sonst ist das nichts. Frühjahr war zu trocken und die Rebe war noch nicht alt genug.
Durch Robustheit positiv aufgefallen sind mir Muskat Lugansky und Chrustik.
Mit leichten Americano Sorten bin ich inzwischen nicht mehr glücklich, NYM scheint mir noch die stabilste, Lakemont, Venus schließen zahlreiche Beeren von der Versorgung ab, gut dann muss man eben einzelne Beeren essen, aber das ist nicht Sinn der Sache, an Überlastung liegt es es eigenartigerweise nicht, an der einen Venus hängt nicht allzu viel, und das Schadbild ist genau dasselbe wie bei der anderen Venus. Lakemont schmeckt wenigstens gut, bei Venus nervt die haut. Auch Lidi Lira können nicht überzeugen, bei der einen hängen relativ viele kleine Beeren dran, bei der anderen größere, beide schmecken aber dieses Jahr nicht so, wie man es sich wünscht. Aber hübsches Laub. Ontario ist auch in der Beobachtung. Die sehe ich eher kritisch. Campbell early wirkte gesund, schmeckte aber eklig, Terpentin mit Essig. KEF war es nicht, nächstes jahr wird wohl anders.
Ausblick auf guten Geschmack mit Muskat liefert Bulg Utsch, tolles Muskataroma finde ich bei Sinilosi, da muss sich nur sehen, dass Sie dann mit der Zeit besser einwurzelt und sonniger steht.
Lilla und Arkadia sind gutmütige Ertragsesel, Kourgan rose hat ein mächtiges Erstlingsgeschein, reift aber trotz brauchbarem Standort nicht aus. Strachinsky trägt gut, ist nicht so spät wie befürchtet, Garmonia sieht toll aus, ist gutmütig, schmeckt mir aber nicht so gut, abwarten, dies Jahr ist nicht repräsentativ.
Kyoho fängt an zu färben, unreif schmeckt sie gut erfrischend. Nichts grasiges. Maestro ist erst an der Grenze zum Eßbaren, aber gutaussehend und knackig.
Arotschni bekomt noch zwei jahre, der Geschmack gefällt mir einfach nicht.
Einige sind unauffällig positiv wie Lija.
Mein Problem sind in diesem Winter meine zumeist mickrigen Jungpflanzen, am schlimmsten Switlina mit gerade einmal vier Zentimetern, alles was so einigermaßen frosthart aussieht, werde ich noch auspflanzen, andere Sachen möglicherweise ausgraben. Der Neuzuwachs ist nicht nur mickrig, auch die Verholzung ist schlecht. Bis Ende Dezember kommen hier eigentlich nur ganz leichte Fröste, da reicht das Gewächshaus, und danach muss ich mir etwas einfallen lassen.
Erst einmal habe ich noch die Hoffnung, dass der Frost nächste Woche knapp vorbeischrammt. Wenn der Frost zuschlägt, gehe ich sogar zeitig an das Schneiden.