Herr Engelhart von der LWG Bayern war so nett, mir und damit uns die diesjährigen Erfahrungen am Standort Stutel mit verschiedenen Tafeltraubensorten mitzuteilen. Dafür recht herzlichen Dank!
In diesem Jahr waren ja extreme Witterungsbedingungen. Er wies darauf hin, dass schon kleine Änderungen des Mikroklimas zu einer anderen Pilzanfälligkeit führen können. Es wäre nett, wenn Ihr Eure eigenen Erfahrungen mitteilt (inklusive Anbauweise und Spritzprogramm).
Hier die Erfahrungen aus Stutel bei Würzburg:
zum Tafeltraubenanbau in Veitshöchheim kann ich Ihnen folgende Erfahrungen berichten.
Der kalte und feuchte Mai, sowie der extrem nasse August (mit über 200 mm Niederschlag) hat dem noch recht jungen Tafeltraubenanbau die Grenzen aufgezeigt.
Seit 2 Jahren praktizieren wir Bio-Pflanzenschutz und wollen ihn auch in Zukunft beibehalten, weil wir nur mit Bio-Tafeltrauben sehr gute Marktchancen in Deutschland haben.
Im Freilandanbau haben sich Muscat Bleu und Venus als beste blaue Sorten bewährt. Bei den weißen Sorten sind die besten Sorten Birstaler Muskat und Fanny. Palatina hat sich wegen Spätfrostschaden verabschiedet. Drusba ist ein neuer Hoffnungsträger, die Sorte muß aber noch mehrere Jahre geprüft werden.
In der Überdachung (= geschützter Anbau), funktionierten folgende Sorten ausreichend gut: Tonia, Kischmisch, Evita, Franziska, Sophie, Ontario, Arkadia.
Nun zu Ihrer Sortenliste:
MARAMITZ: uninteressant, frühreif, frostempfindlich, pilzanfällig
KISCHMISCH: wir haben nur Kischmisch lutzisti, kernlos, rosa Beeren, Anbau nur unter Dach als Premium-Tafeltraube.
WOSTORG: uninteressant, frühreif, verrieselt, pilzwiderstandsfähig.
MUSKAT LETNI: wird noch geprüft, pilzanfällig, mittelfrüh, Muskatgeschmack
STEPHANIE: nach unserer Erfahrung keine Verbesserung zu Fanny, wird noch geprüft.
CHRISTINA: neue Sorte von Wolf, wurde 2010 gepflanzt und wird noch geprüft
VERA: blau, mittelspät, pilzwiderstandsfähig, wird noch geprüft.
Interessante Neuheiten:
EVITA: von Wolf, kernarm, unter Dach i.O., wird noch im Freiland getestet
SOPHIE: von Wolf, feste Schale, Reife kurz vor Fanny, wird noch geprüft
FRANZISKA: von Wolf, später reif als Fanny, wird noch geprüft
DRUSBA: mittelfrüh, pilzwiderstandsfähig, Muskatgeschmack, wird noch geprüft.
ONTARIO: hat größere Beeren als die Schwestersorte Festivee, pilzwiderstandsfähig, möglicherweise eine neutrale Alternative zu Muscat Bleu, wird noch geprüft.
ILLICZEWSKYI: blaue kernlose Sorte, pilzanfällig, Anbau nur unter Dach, wird noch geprüft.
Zum Wespenproblem:
Wespenfallen funktionieren nur unzureichend und "ATTRAFALL" wird nicht mehr vertrieben. Seit 2010 setzen wir Wespennetze ein von "Agroflor", und installieren jetzt ein neues Schutzsystem zum Aufrollen: "whailex".
Wespennetze halten auch einen Teil der Niederschläge ab und die Pflanzenschutzmittel kommen durch die Maschen. Die mit Wespenschutznetze eingehüllten Muscat Bleu waren die schönsten! Schöner noch als die unter der Überdachung.
Zum Thema Klimadaten:
Seit 33 Jahren arbeite ich in der Rebenzüchtung und halte eine Sortenanbauempfehlung auf Grund von Klimadaten für unpraktisch. Die Durchschnittsdaten der Klimaforschung sagt nichts über die Extreme im Mikroklima! Im Jahr 2000 hatten wir den ersten massiven Pero-Befall bei Regent... es war eine Tallage. Der gleiche Regent 200m entfernt in einer Berglage hatte nur wenig Pero. D.h. die Pilzwiderstandsfähigkeit ist abhängig von der Sorte und vom Mikroklima!
Mit spätreifen Sorten muß man Erfahrung sammeln im Versuchsanbau... Fanny funktioniert nur im Weinbauklima. Frumoasa Alba reift auch bei uns nicht jedes Jahr aus. Sorten wie Original oder Straschiynski funktionieren bei uns nur im Folienhaus.
Bei unserem Tafeltraubentag im September 2011 wollen wir ein Tafeltraubenforum anbieten, wo sich die Anbauer austauschen können und wo wichtige Themen diskutiert werden können. Dazu lade ich Sie herzlich ein.
Viele Grüße aus Veitshöchheim
Josef Engelhart