Soweit eine Rebe schlicht zu viel Wasser und zumindest genügend Nährstoffe hat, wird etwas Kalk auch nicht helfen. Diese Rebe wurde Herbst 2013 gepflanzt, der Zuwachs ist also eine Vegetationsperiode. Da kann es mit der Pilzfestigkeit nicht gut aussehen.
In den stadtnahen Gebieten werden die Grundstücke immer kleiner, das Wasser von den diversen Dächern (Carport) wird in den Garten geleitet, um dies sicherzustellen haben wir hier extra einer Regensteuer.
In einem Teil des hinteren Gartens läuft bei mir das Wasser von zwei nachträglich aufgeschütteten Grundstücken rüber, da fällt noch nicht einmal sechs Wochen Trockenheit auf. Manchmal kann man ja mit etwas Folie oder einer Steinplatte den direkten Wasserzufluss mindern, aber wenn die Rebe erst einmal tiefer einwurzelt bringt das natürlich auch nicht mehr viel. Wenn Wasser in eine Senke läuft, ohnehin nicht.
Diese neben einem Baum gepflanzte Rebe steht von der anderen vielleicht sechs Meter entfernt, hat eine Vegetationsperiode mehr und ist als eher empfindliche Sorte völlig pilzfrei. Ein Vorteil der Pflanzung an einem hohen astlosen Stamm ist auch, dass die Rebe mehr der weniger ganztägig sonnig steht, und sie hat keinerlei Anreiz, auf irgendein Ziel in der Ferne zuzusteuern. Wenn bei einer Rebe im Sonnenlauf auch in einigen Metern Entfernung ein geeigneter Baum steht, geht das vegetative Wachstum direkt in diese Richtung. Das kann man einer Rebe als Rankpflanze aus dem Wald wohl auch nicht abgewöhnen.
Ich möchte nur Hinweise gegeben, worauf man im Hausgarten bei vergleichbaren Verhältnissen aus meiner Sicht achten sollte. Wenn eine Rebe ohne viel Zutun schon im ersten Jahr wunderbar stark wächst, kann das eben bald zu viel sein. Starkes Wachstum und Pilzfestigkeit geht zumindest hier im Norden kaum einher. Eher empfindlichere Sorten, die verhalten wachsen, sind hingegen im Freistand völlig unproblematisch.
Manchmal sieht natürlich das Holz auch schlechter aus, als es dann tatsächlich ist. Ich habe mal probeweise von meinen etwas größeren Reben Holz geschnitten und wie bei Stecklingen üblich eingepackt auf die Heizung gelegt, nach gerade mal zehn Tagen ist Kallus-Bildung zu sehen, zu sehr gemästetes oder übereilt gewachsenes Holz geht leicht in Fäulnis über. Eine Rebe, die 2013 besonders abrupt und üppig gewachsen war, bei der die Triebe nicht besonders gut aussahen hatte nach erheblichen Rückschnitt in 2014 hier ab 10 August die ersten süßen Beeren und schon eine ziemlich große Traube gehabt. Es kommt in einem eher gedrängten Hausgarten bei Reben öfter anders, als man es eigentlich erwartet hätte.
Solche Probleme habe ich bislang nicht mit vielen Reben, eine feucht stehende Prozratschni wächst eben sehr stark in einen Baum hinein, da muss ich dann eben sehen, dass die Augen, die ich bei der Rebe lasse, möglichst hoch liegen, damit die Rebe zügig über sich nur noch den blauen Himmel hat.
Einige für mich nicht besonders interessante Reben - Pamiat Negrula, Lira, Ontario, Palatina - gehen in meine Mammutbäume rein, da werde ich eben einen Trieb drin lassen, wenn ich diesen Trieb entferne, geht das starke Wachsen in diese Richtung von vorne los. Sobald die Rebe ersteinmal auf der Südseite des Baumes in den Zweigen ist, kommt Ruhe in das Wachstum rein. Dann wird eben einfach nur die Sonnenseite des Mammutbaums komplett mit Blättern bedeckt.
Wurzelkonkurrenz hat natürlich am Anfang auch Schwierigkeiten, man muss eben gießen, der Wuchs lässt zu wünschen übrig, die Erstlingsbeeren können relativ winzig ausfallen, aber später scheinen mir zumindest im Hausgarten die Vorteile die Nachteile deutlich zu überwiegen.
Ich habe mit meinen Kirschbäumen vergleichbare Erfahrung gemacht und hier auch mal Bilder in den letzten Tagen zu dem Bereich schwachwachsende Süßkirsche eingefügt. Man verschiebt wie gewünscht das vegetative Wachstum hin zur Fruchtproduktion. Und, was allerdings bei Kirschen nicht so wichtig ist, das Holz ist besser ausgereift und pilzfester.