Update Norden
Nachdem lediglich der August leicht minimal überdurchschnittlich war, ist dies nach dem verregneten September nun das schlechteste Jahr, an das ich mich in den letzten Jahrzehnten erinnern kann. Bei Hamburg ist natürlich ohnehin nichts klimatisch tolles, aber im Vergleich zu voll sonnigen Standorten im Freistand oder an einer Mauer sind meine besten Standorte schon sehr schlecht, und ein Viertel des Gartens ist dank der massiven Baumaßnahmen inklusive Grundstücksaufschüttungen ein kalt feuchtes Loch, richtig gut für Maibeeren und Pero.
Bei zwei Drittel des Grundstückes gehe ich davon aus, dass im Grunde fast alles ausreift, zuletzt ist hier Kyoho am umfärben, das müsste noch so ungefähr was werden, da ich sie eh nicht vollreif mag. KM Luchistiyi steht einigermaßen günstig, und hat sich doch sehr schnell entwickelt, meine Laubträume haben sich nicht ganz verwirklicht, aber doch einigermaßen. Die Rebe wächst das erste mal richtig, und das bei Behang.
Interessant ist jetzt für mich zu sehen wie sich die verschiedenen JubNow/Preoprashenie entwickeln, hilft das gesunde Laub, um den Reifeprozess unter diesen Umständen weiterzuführen, oder nicht. Da bin ich sehr gespannt. Bislang reift sie weiter. Galachad hat es nahezu im vollen Schatten zur Reife gebracht. Sfinks ist aus meiner Sicht auch herausragend, ein paar sehr frühe Sorten kommen im Erstertrag dies Jahr spät, Rumba beginnt gerade an umzufärben, Ruslan ist etwas weiter, Maestro sieht lecker aus, das täuscht aber wegen der Farbe, das dauert noch lange. Lija wird früher sein.
Interessant ist Sinelosi, sie ist aus meiner Sicht eine typische Ausprägung des Muskatgeschmacks, wer sich mit Wein auch nur etwas auskennt, kennt die Richtung Gewürztraminer mit etwas Rosenduft. Der Muskatgeschmack stellt sich auch unmittelbar nach Reife ein, das ist für mich eine Form von Perfektion. Drushba ist abstammungsgemäß eher Richtung Scheurebe, interessant aromatisch aber nicht das was man unter Standard Muskat verstehen könnte.
In dem mittleren Teil des Gartens machen sich einige Reben in den geeigneten Bäumen recht gut, im Grunde meine liebsten kleinbeerigen Reben, ich brauche mich um nichts kümmern, alles läuft unproblematisch.
Die Pero Ecke ist leider extrem, durch die Kälte im Frühjahr und Frühsommer habe ich hier Probleme, die ich so nie hatte, Befruchtungsprobleme bei den Süßkirschen, 2 Kirschen, die ich wegen minderwertigen Geschmack nicht abernten mochte (hatte ich noch nie)sehr verbreitet Monila bei den Sauerkirschensorten, die sonst nicht anfällig sind und nun eben auch ganz erhebliche Gescheinsschäden bei bestimmten Traubensorten.
Bei manchen Sorten sagt es möglicherweise nichts aus, weil die Sachen hier in Bodenähe schwieriger sind, unproblematisch waren hier die etwas älteren Reben Pesnia, Nisina, auch Monarch. Super Extra hat es wahrscheinlich standortbedingt übel erwischt, Prozratschni mag ja pilzresistent sein, in einer Ecke mit erheblichen Perodruck ist sie es nicht. Campbell Early ist erst zweiten Jahr, trägt gut, sieht toll aus, schmeckt aber mit Terpentin und etwas Essig, kann nicht der normale Geschmack sein, KEF ist es nicht.
Bei dem Dauerregen mit idealen Pero Nacht Temperaturen hab ich auch nicht mehr gespritzt, hier sind nahezu alle Reben betroffen, manche machen sich besser, eigenartigerweise wieder Baschena, von Hrustik hatte ich so etwas schon erwartet.
Völlige Katastrophen sind Palatina und Primus, Primus hatte letztes Jahr ab 10 August die ersten schönen Erstlingstrauben. Isa hat auch üble Peroschäden, sieht lecker aus, ist es aber noch lange nicht, wohl nichts ideales für den Norden. Schade.
Je höher die Reben werden, desto eher bekomme ich etwas bessere und möglicherweise vergleichbare Werte. Die Peroschäden auch in luftigen sehr hohen Lagen auf drei Meter Höhe, sind aber bei mir ein Dämpfer. Ich werde mich an diesem Standort durchwursteln, irgendwann sehen, was geht, was nicht geht. Wenn ich Sorten vergleiche, die dort stehen habe und an anderen Standorten, käme man nicht auf die Idee, dass es dieselbe Sorte ist.
Auch wenn ich hier nur am Anfang stehe, würde ich doch im Norden bei Traubenpflanzungen nach Möglichkeit Standorte vermeiden, bei denen die Gescheine im Frühjahr vermeidbar kühl sind, bei etwas späteren Sorten würde ich auch darauf achten, dass sie im Herbst bei der beginnenden Verschattung in vielen Hausgärten möglichst noch sonnig stehen. Ich sehe jetzt bei manchen Sorten, dass die Stiele versagen, als Stiellähme würde ich das nicht erfassen, mir scheint es eine Reaktion der Pflanze auf die Umweltbedingungen zu sein, das hat nichts mit irgendwelchen Nährstoffmengen zu tun.
Das Jahr ist ein gutes Jahr für mich um zu experimentieren, nächstes Jahr sollen schon eher vernünftige Ergebnisse im Vordergrund stehen. Bei einem derart versauten Jahr ist es am Anfang bei Kälte mit Bodenfrost hier schon schwer genug, die Reben erst einmal überhaupt vernünftig auf Höhe zu bekommen.
Sorgen machen mir meine Jungpflanzen, ausgepflanzt hab ich ungefähr 30, dass davon eine aktuell winterfest sein sollte, sehe ich nicht. 10 oder 15 sind noch in Töpfen. Ich überlege mir, wenn sich das ganze hier weiter ohne Sonnenlicht entwickelt, Jungpflanzen für den Winter wieder auszugraben.
Das soll hier auch niemanden entmutigen, jemand der lediglich fünf oder zehn Reben haben will, also nicht gezwungen ist, auf schlechte Standorte auszuweiten, wird diese Probleme hier nicht haben und dieses Jahr ist hier für alle wärmebedürftigen Pflanzen eine absolute Katastrophe gewesen. Positiv ist, wie viele Sorten sich in dem noch einigermaßen akzeptablen überwiegenden Teil des Gartens vernünftig entwickeln.
Wenn sich nächstes Jahr ähnlich kühl entwickeln sollte, überlege ich mir, die Gescheine in irgendeiner Weise etwas zu schützen, es geht gelegentlich nur um ein oder zwei Grad, dann ist die Blüte unproblematisch möglich, vielleicht reicht der Windschutz, bei meinem kühlen Durchgang werde ich vielleicht eine simple Baufolie probieren, wenn sie drei Wochen etwas anwärmt, haben die Reben einen vernünftigen Start, ansonsten sehe ich an diesen miesem Jahr, dass selbst Sorten wie Nadesha ASOS, Nisina, Strachinsky, Arkadia im Grunde hier an schlechten Standorten hier funktionieren. Dass ich im Vordergarten auch jetzt ohne Peroschäden bin, zeigt, dass die Sorten unter akzeptablen Bedingungen recht hart im nehmen sind.
2015 war hier nicht nur ein schlechtes Jahr, es ist ein herausragend anderes Jahr. Insbesondere im Frühjahr und Frühsommer habe ich auch bei anderen Pflanzen Anomalien gesehen, die ich so noch nicht hatte. Irgendwelche Gemüsesorten, die ich als extrem robust und wachstumsstrark eingeschätzt hatte, haben bei geglückter Aussaat im März im Folientunnel bis jetzt gerade einmal fünf Zentimeter erreicht, ich habe erstmalig bei etlichen Traubensorten im wesentlichen nur leichte, aber auch teilweise etwas stärkere Peroschäden an Beeren, das habe ich auch noch nie gehabt. Ich hatte auch etwa ab Ende August mit den einsetzenden Regen und den ja nicht besonders niedrigen Nachttemperaturen bei vielen Reben oder Pflanzen mit einem viel stärkeren vegetativen Wachstum gerechnet. Das hat sich bis auch bis auf wenige Ausnahmen auch nicht so eingestellt.