Wenn du nur 1 Sorte finden solltest die das alles in sich vereint,bitte gleich mitteilen!
Es ist schon gut, wenn man sich vor!!! dem Kauf Gedanken zu den Kriterien macht, um sachkundig Entscheidungen treffen zu können. Ebenso richtig ist es, dass es keine Sorte gibt, die alle Kriterien optimal erfüllt.
Nun gibt es für mich sehr harte Kriterien, die unbedingt erfüllt sein müssen, z.B.:
- Frostfestigkeit möglichst mindestens -25 °C, da ich im Winter auch in milden Jahren immer mal einige Wochen mit unter -20°C habe, in kalten Wintern z.T. deutlich darunter.
- SAT-Wert unter 2300, da der SAT-Wert bei mir im Durchschnitt ca. 2550 ist, aber eben nicht in jedem Jahr und außerdem werden die Reben bei flacher Sonne im Herbst stundenweise abgeschattet.
- Ich brauche utrafrühe und sehr frühe Sorten, da bei mir andere Sorten nicht mehr ausreifen, also max. 110 Tage
Diese Kriterien sind ein unbedingtes "muss", denn Sorten, die diese Kriterien nicht erfüllen, erfrieren oder werden bei mir nicht reif.
Dann gibt es einige Kann-Kriterien, wo ich Kompromisse eingehen muss, z.B.:
- Trauben- und Beerengröße
- Geschmack
- störende Kerne oder Beerenhäute
- Pilzfestigkeit usw.
Im Laufe der Zeit haben sich meine Vorstellungen dazu etwas geändert. Die Trauben- und Beerengröße haben an Bedeutung verloren, während ich die anderen 3 Kriterien für wichtiger halte. Beispiel: Meine Kodrianka hat dieses Jahr z.T. sehr große Trauben (>1,2 kg) und Beeren, da ziemliche Ertragsbegrenzung, also super Optik, aber der Geschmack ist recht fade.
No Gos sind für mich Sorten, die stark zum Verrieseln neigen oder recht unfruchtbar sind, andere Nachteile mal ausgeklammert, z.B. Muskat Bleu, Lakemont, Monarch, einige rein weibliche Sorten.
Zum Schluss bleiben bei sinnvollen Kompromissen einige Sorten übrig und da kann nur jeder selbst testen, da jeder andere Standortbedingungen hat und jeder einen anderen Geschmack. Deshalb ist es sinnvoll, verschiedene Sorten zu testen. Nur sollte man bei den zu testenden Sorten nicht von schönen Bildern und Beschreibungen von Rebschulen oder gar Gartenmärkten ausgehen, sondern sich vor Kauf der Reben sachkundig unabhängig informieren. Erster Ausgangspunkt ist die "Ermittlung" der eigenen Standortbedingungen, z.B. der eigene SAT-Wert und ein Vergleich der Obstbaumblüte bei sich und in einem Weinbaugebiet. Dafür gibt es Daten. Bei mir ist die Blüte eben schon 4 bis 6 Wochen später als am Bodensee und Reben, die am Bodensee Ende August reif sind, werden es bei mir nie.
In der Regel tragen die Reben nach 3 Jahren das erste Mal, manche auch schon im 2.Jahr, aber dieser Erstertrag ist nicht unbedingt sehr aussagefähig. Man kann eine Rebe also erst ab etwa dem 5.Jahr nach der Pflanzung beurteilen und weil das so lange dauert, sollte man nicht so drauflos kaufen.
Ich möchte darauf hinweisen, dass Rebschnitt und Laubarbeit inklusive Ertragsbegrenzung durchaus 4 Wochen spätere Reife verursachen können, wenn diese nicht optimal waren.