Nix. Auch einige robuste Sorten bringen gute Trauben. Auch dann, wenn "gut" für dich "Quantität" bedeuten sollte, z.B. gehört Lakemont zu den sehr robusten Sorten die jährlich auch gut tragen. Ohne das Risiko übrigens, sich zu übernehmen.
Ohne behandeln nur krank? Dass die Spritzerei auch kein Garant für gesunde Pflanzen ist, kannst du in diesem Jahr überall sehen. Da haben auch Pflanzenschutzmitteleinsetzer massive Ausfälle, wenn sie nicht taggenau behandelt haben und der Regen die Mittel sofort wieder abgewaschen hat.
Das kann ich so nicht stehen lassen, da ich andere Erfahrungen gemacht habe:
1. Lakemont neigt stark zum Verrieseln und ist deshalb von mir überhaupt nicht zu empfehlen. Das höre ich auch von ca. 90 % der Anbauer. Nur einige wenige haben Glück und gute Ernten. Entweder ist der Standort herausragend oder sie haben einen Klon, der weniger zum Verrieseln neigt.
2. Die "Spritzerei" ist nur dann ein Garant für gesunde Reben und Trauben, wenn:
a) möglichst pilzfeste Sorten gepflanzt wurden. Die verzeihen auch mal größere Spritzabstände. Wenig resistente Sorten müssen alle ca. 7-10 Tage gespritzt werden. Sehr pilzfeste Sorten kommen mit ca. 4 bis 5 Mal pro Saison hin. Das hängt aber auch von der Art des Spritzmittels ab, denn die Schutzdauer ist unterschiedlich. Molke schützt z.B. gegen Oidium max. 1 Woche bzw. bis zum nächsten Regen, falls der eher kommt. Bei mir ist immer der Urlaub ein Problem, da dieser mit 3 bis 4 Wochen immer recht lang ausfällt und ich da nicht spritzen kann. Deshalb spritze ich kurz vorm Urlaub mit einem recht starken und systemisch wirkenden Mittel, dessen Wirkungsdauer relativ lang ist, wenn man recht pilzfeste Sorten hat (Pilzfestigkeit 7 oder besser). Allerdings ist man bezüglich Sortenwahl doch recht eingeschränkt, da nur wenige Sorten so pilzfest sind und außerdem ultrafrüh und sehr frostfest sind. Letzteres ist bei meinem Standort elementar wichtig, aber bei besseren Standorten sind letztere Eiogenschaften nicht so wichtig.
b) wenn man Sachkunde vom Pflanzenschutz hat oder sich aneignet. Mit Halbwissen ist da nicht viel machbar. Ich empfehle allen Tafeltraubenanbauern den Erwerb des Sachkundenachweises für Pflanzenschutzmittel. Außerdem kann man dann auch Profimittel kaufen.
c) exakte Einhaltung von Arbeitsschutz, Dosierung und Wartezeiten sowie der Termine für Spritzungen. Falls man die Termine nicht einhält, dann gibt es schutzlose Perioden und die Gefahr der Resistenzbildung und damit der künftigen Wirkungslosigkeit der betreffenden Spritzmittel. Sehr pilzfeste Sorte sind da nicht ganz so empfindlich bezüglich Einhaltung der Termine.
d) wenn Resistenzmanagement betrieben wird, da die pilzlichen Erreger bei mehrmaligen Spritzen hintereinander resistent gegen die Spritzmittel werden können. Es gibt nur wenige Spritzmittel ohne diese Gefahr, z.B. Netzschwefel. Eine Sorte Spritzmittel sollte in der Regel nur 2 Mal im Jahr zur Anwendung kommen. Das bedeutet, man braucht ein sinnvolles Sortiment von Spritzmittel, die auch noch mischbar sind.
e) Ich entferne die Geiztriebe, so dass die Blattmasse der Reben besser durchlüftet wird und diese nach einem Regen schneller abtrocknen - wichtig bei Pero und Botrytis. Außerdem gelangen dann die Spritzmittel auch ins Innere der Laubwand.
f) Spätestens ab Juni sollte aus verschiedenen Gründen nicht mehr mit einem Stickstoffdünger bzw. einem stickstoffhaltigen Mineraldünger wie z.B. Blaukorn gedüngt werden. Ein Grund ist, dass stickstoffgedüngte Reben empfindlicher für pilzliche Erreger sind, aber es gibt weitere wichtige Gründe.
g) richtige Spritztechnik: Billigspritzen sind absoluter Schrott, da diese das Spritzmittel nicht richtig zerstäuben, so dass die Spritzbrühe mit großen Tropfen auf die Blätter fällt und diese teilweise abperlen. Druckspritzen unter ca. 20 Euro sind deshalb absolut unbrauchbar. Wer billig kauft, kauft doppelt!
Ein Trick ist weiterhin der Zusatz eines Spritzers Spülmittel (wirklich nur einen Spritzer). Das befördert das Zerstäuben und verbessert das Anhaften des Spritzmittels an den Blättern. Die meisten Spritzmittel sind Kontaktmittel, d.h. nur die Blattflächen sind geschützt, die vom Spritzmittel gut benetzt sind. Andere Blätter oder die nicht getroffene Blattunterseite sind von solchen Mitteln nicht geschützt. Bei solchen Kontaktmitteln müssen die Reben regelrecht eingeschwemmt werden, inklusive der Blattunterseiten. Wenig hilft nicht! Bei den wenigen systemisch wirkenden Mittel braucht man nicht so einschwemmen, da diese Mittel über die Blätter aufgenommen und dann in der ganzen Rebe verteilt werden.
h) Spritzmittel wirken nur vorbeugend! Wer also abwartet, ob ein Befall eintritt, dem ist nicht mehr zu helfen. Einige wenige Profi-Spritzmittel wirken auch kurativ, d.h. sie wirken auch noch nach Eintritt des Befalls, aber auch nur wenige Tage nach Befallsbeginn. Profispritzmittel, die systemisch und kurativ wirken, können zwar noch einige Tage nach Befallsbeginn die Pilze abtöten, aber stark befallene Blätter können die Spritzmittel nicht mehr aufnehmen bzw. die Blätter sind dann zwar pilzfrei, aber so geschädigt, dass sie nicht mehr regenerierbar sind und absterben.
Seit ich alle diese Voraussetzungen einhalte, sind alle Reben frei von Oidium und Pero, auch in diesem nassen Jahr. Nur etwas Botrytis trat in der Vergangenheit trotz Spritzen mit Switch bzw. Teldor an Fraßstellen der Wespen auf, aber auch das wurde stark minimiert, seit ich Organzabeutel verwende.
Nicht spritzen kann ein Kleingärtner gegen die Kirschessigfliege (Suzuki), die aber insbesondere bei roten und blauen Sorten zum Totalverlust führen kann. Hier helfen nur Organzabeutel, die auch gegen Wespen, Schnecken und Vögel helfen. Nur Mäuse fressen sich gelegentlich durch.
Es gibt einige wenige Rebsorten mit starkem Foxton, der sogar die Pilze vergrämt, Stichwort Uhudler.