Aus wirtschaftspolitischer Sicht hat der Anbau von Tafeltrauben in D nur eine geringe Bedeutung. Wirtschaftliche Interessenten sind einige wenige kommerzielle Anbauer und natürlich die Rebschulen, welche Tafeltrauben anbauen, zumindest auf dem ersten Blick. Aus Sicht eines Hobbywinzers ist es jedoch ein großer Verlust, denn etwas Ähnliches gibt es in D jetzt nur noch in stark reduziertem Umfang und da lohnt eine längere Anreise für mich nicht mehr.
Neben der Erprobung vieler neuer Sorten war für mich auch die Gesundheit der Reben ein wichtiger Aspekt. Leider wurde erst in den letzten Jahren veröffentlicht, welches Spritzprogramm gefahren wurde und beim Tafeltraubentag konnte man sehen, wie gesund die Reben bei dieser Behandlung waren.
Interessant für mich war auch der Erfahrungsaustausch mit anderen Hobbywinzern und mit den Vertretern der Rebschulen.
Die Bewertung und Verkostung der Trauben stand für mich erst an hinterer Stelle, da die gezeigten Trauben entweder im Gewächshaus geerntet wurden oder der Ertrag wurde auf nur eine Traube pro Rebe reduziert. Dadurch waren die Ergebnisse der Präsentation im Vergleich zur Realität etwas geschönt.
"Ertragreich" für mich war auch der Erfahrungsaustausch mit Rebenspezialisten der LWG, z.B. mit Hr. Engelhart.
Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist eine Konzentration auf Keltertrauben und deren Anbau sicherlich sinnvoll, denn in D hat schon seit längerer Zeit der Anbau von Keltertrauben für Billigweine keine Priorität mehr. Jetzt entscheidet in erster Linie die Qualität, welche aber noch bezahlbar sein muss. Diese Bezahlbarkeit des Weines wird auch über eine Quersubventionierung durch weinbaunahen Tourismus erreicht, so dass die eigentlich teuer erzeugten Weine durch den Verzicht auf den Groß- und teilweise den Einzelhandel preisgünstig direktvermarktet werden. Ich habe zu Zeiten von Tafeltraubentagen oft eine Woche Urlaub im fränkischen Weinbaugebiet gemacht und von der Direktvermarktung partizipiert. Nach meinem Geschmack ist in Franken auch die Kellereitechnik Spitze.
Diesen Herbst war ich im Weinbaugebiet an der Mosel und habe auch an diversen Weinfesten und Besuchen in Straußenwirtschaften teilgenommen. Mir schmecken schon die Rieslingweine von der Mosel, die es in in Kaufhallen zu kaufen gibt, nicht und ich hoffte, dass die "Originale", welche keine Massenfertigung sind, mir besser schmecken. Aber auch der dortige Riesling schmeckte mir nicht so gut, besser war der Grauburgunder. Anscheinend ist es an der Mosel schon zu warm für gute Weißweine oder es wird zu spät gelesen, wenn die Beeren ihre Weinsäure schon weitgehend verloren haben und nur noch Zuckerwasser enthalten. Eigentlich ist Riesling eine späte Sorte, wo diese Gefahr geringer sein sollte. Aber die Stimmung auf den Weinfesten war super und nach ein oder zwei Stunden war man nicht mehr ganz so geschmackssensibel.
Aus Sicht der Hobbywinzer ist die Abkehr der LWG vom Tafeltraubenanbau ein großer Verlust und wie schon oben beschrieben, werden auch die Straußenwirtschaften und der weinbaunahe Tourismus unter dieser Entscheidung leiden, denn nun kommen einige Touristen weniger ins fränkische Weinbaugebiet. Ob dieser Effekt bedacht wurde, weiß ich nicht. Ich weiß von einigen Hobbywinzern, dass sie den Besuch bei den Tafeltraubentagen auch zum Besuch der fränkischen Rebschulen genutzt haben. Dies fällt jetzt auch weg, aber mit dem Online-Verkauf der Reben ist ein persönlicher Kauf vor Ort nicht mehr unbedingt so wichtig, aber beim Kauf vor Ort konnte man eben noch ein kleines Fachgespräch führen, z.B. mit Hr. Schmidt, und auch einige Reben kaufen, welche noch nicht offiziell im Verkaufsprogramm standen.