Afghanistan ist aus der Geschichte und Gegenwart nicht gerade als Hort der Zivilisation bekannt - kleines sehr zänkisches Bergvolk. Die Zucht neuer Sorten ist schon immer eine zivilisatorische Leistung gewesen und dazu bedarf es wegen der langen Dauer der Züchtung stabiler gesellschaftlicher Verhältnisse und eines Geldgebers für die jahrzehntelange Arbeit. Ich bezweifle, dass es in Afghanistan solche Bedingungen je gab. Eher wurden Sorten per Handel aus Pakistan oder Tadschikistan eingeführt. Vom Klima her sind zweitere wohl eher geeignet.
In Afghanistan kann es höchstens zu einer klimabedingten Auslese gekommen sein, also eher die Entwicklung von Klonen als neuer Sorten. Es wäre denkbar, dass afghanische "Bauernreben" einen höheren Anteil an Vitis Amurensis-Genen besitzen.
Durch die handelsmäßig eher abgelegene Lage gab es in der Vergangenheit kaum Wettbewerb mit frischen ausländischen Tafeltrauben und damit auch keine Notwendigkeit, eigene Sorten weiter zu entwickeln. Die Trauben und Beeren dürften also eher klein sein. Als islamisches Land darf in Afghanistan ohnehin kein Wein produziert und getrunken werden und ohne Weinbau ist oft auch der Anbau von Tafeltrauben eher selten - Ausnahme z.B. die Türkei.
Auf jeden Fall ist zu erwarten, dass die Pilzfestigkeit afghanischer Reben sehr niedrig ist, da eine züchterische Kreuzung mit amerikanischen Foxreben äußerst unwahrscheinlich ist.
Wozu sind afghanische "Bauernreben" dann nütze? Für uns zu nichts!!! Allerdings haben sie einen Wert für den Genpool für die wissenschaftliche Züchtung, wenn z.B. einzelne Genabschnitte per Gentechnik in europäische und hybride Sorten eingekreuzt werden. Für die herkömmliche Zucht sind sie wahrscheinlich unbrauchbar.
Wer verfügt oder verfügt künftig über Gentechnologie für die Rebenzucht? Als erstes sind da die USA in Verdacht, wo die Züchtung z.B. an Universitäten stattfindet. Irgendwann wird sich Russland diese Technologie einkaufen, wenn wieder bei Kasse, denn in Russland hat die Produktion von Tafeltrauben eine große wirtschaftliche Bedeutung. In F, I, D und Spanien könnte diese Technologie irgendwann mal für Keltertrauben eingekauft werden. Bei D ist es sehr unwahrscheinlich, dass damit neue Tafeltraubensorten gezüchtet werden, da keine wirtschaftliche Bedeutung.