Eine Kreuzung von dt. und russischen/ukrainischen Tafeltraubensorten ist nicht ganz unsinnig, aber bevor man so etwas Aufwändiges in Angriff nimmt, sollte man die Eltern so auswählen, dass im Erfolgsfall jedes Elternteil positive Eigenschaften und die beruhen auf den Genen den Nachkommen mitgeben. Im Moment fallen mir aber bei den dt. und mittel- bzw. westeuropäischen Sorten keine Eigenschaft ein, die besser ist als bei den sehr guten russischen/ukrainischen Sorten und warum sollte man da solche dt. Eltern auswählen? Bei Keltertrauben sieht das anders aus.
Wir haben ja in der Schule die Verebungsgesetze von Mendel gelernt. Leider gelten diese nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen und auch da nur statistisch, d.h. nicht in Einzelfällen.
Wir kennen Beispiele aus der Rebenzucht, dass die neue Sorte Eigenschaften hat, welche bei keinem Elternteil deutlich ausgeprägt sind. Das liegt nicht nur an der begrenzten Gültigkeit der Mendelschen Gesetze, sondern vor allem daran, dass relevante Eigenschaften nicht nur von einem Gen verursacht werden, sondern meist von 10 bis 20 Genen. Bei der geschlechtlichen Vermehrung kann es zu einer neuen Kombination von Genen kommen, die andere Eigenschaften verursachen, als bei den Eltern ausgeprägt sind. Da spielt eben der Zufall eine große Rolle. Wenn man sich die Eltern berühmter Sorten anschaut, dann sind darunter nicht nur bekannte Supersorten als Eltern, sondern manchmal auch unspektakuläre "technische" Sorten bzw. alte Kultursorten. Weil das so ist und die Mendelschen Gesetze der Vererbung in Einzelfällen nicht gelten, macht das Einkreuzen europäischer Sorten in osteuropäische Sorten durchaus Sinn. Das Hauptproblem der osteuropäischen Sorten ist m.E. nach der Geschmack bzw. das Aroma. Durch das Einkreuzen aromatischer dt. bzw. mitteleuropäischer Sorten könnte m.E. nach also Geschmack und Aroma verbessert werden. Hierzu werden aber weniger die Tafeltraubensorten als die Keltertraubensorten infrage kommen. Auch der Zuckergehalt vieler Tafeltraubensorten ist verbesserungswürdig.
Wenn man so eine Zucht privat machen will, dann sollte man Bedenken, dass statistisch gesehen die Mendelschen Gesetze gelten und das bedeutet, dass man sehr sehr viele Versuche unternehmen muss, um die Ausnahmen zu finden, welche auch noch bessere Eigenschaften als die Eltern haben. Dazu kommt, dass viele Neuzüchtungen genetisch nicht stabil sind, d.h. dass sich die positiven Eigenschaften mit den Jahren wieder verlieren können. Das Frustrationspotential ist also sehr hoch.