Bezüglich Pilzfestigkeit wird immer nur über die "Amerikaner" = Foxgene gesprochen, welche über Jahrmillionen einen Abwehrmechanismus gegen genau diese Pilzkrankheiten entwickelt haben.
Es gibt aber noch einen anderen Mechanismus zur "Pilzabwehr. Ich meine jetzt nicht die dicken Schalen der Beeren, welche zumindest die Pilzerkrankung der Beeren erschweren, nicht aber die Infektion der Blätter.
Vor kurzem wurde ein völlig anderer Abwehrmechanismus gegen Pilzkrankheiten gefunden. So sind z.B. in den wilden Amurreben Pilzresistenzen gefunden worden, obwohl diese Amurreben keinerlei Foxgene enthalten (wurde gentechnisch untersucht). Diese Amurreben hatten nie eine spezielle Resistenz gegen die bekannten Pilzkrankheiten entwickeln können, da diese noch nie mit diesen in Kontakt kamen.
Wie funktioniert diese Pilzfestigkeit?
Die Pilzfestigkeit auf der Basis der Foxgene funktioniert, weil diese Reben im Laufe der Evolution gelernt haben, Abwehrmechanismen gegen diese speziellen Pilzinfektionen zu entwickeln und diese Informationen in den Genen zu speichern und damit an die Nachkommen weiter zu geben. Beim Menschen ist das ähnlich. Man schätzt, dass 30 ... 40 % der Gene Abwehrmechanismen gegen Pilze, Viren, Bakterien und andere Mikroorganismen enthalten, quasi ein Speicher von Immunreaktionen auf alle überstandenen Infektionen seit Beginn des Lebens in der Ursuppe. Für jeden Mikroorganismus gibt es genau ein "Rezept". Hier drängt sich auch ein Vergleich mit Antivirensoftware auf. Die Virendefinitionen entsprechen diesen spezifischen Rezepten zur Infektionsabwehr.
Bei den Amurreben funktioniert die Immunabwehr ganz anders. Sie funktioniert nicht über die "Virendefinitionen", sondern ist eine unspezifische Immunabwehr, also ein ansich starkes Immunsystem, welches ohne diese "Virendefinitionen" alle Infektionen abwehrt. Wie das genau funktioniert, wird noch untersucht. Bei den Antiviren-Programmen entspricht das einer heuristischen Analyse.
Was sind die Vorteile gegenüber den Foxgenen?
- Mikroorganismen können spezifische Abwehrmechanismen entwickeln, diese "Virendefinitionen" durch Mutationen zu überwinden. Viele Krankheitserreger für den Menschen machen das auch so. Sie entwickeln ihrerseits Resistenzen gegen z.B. Antibiotika, z.B. Influenza, HIV u.v.a.. Auch die Pilzkrankheiten an den Reben (Pero, Oidium ...) entwickeln Resistenzen gegen viele Spritzmittel, welche ja einer menschgemachten Immunabwehr entsprechen. Ein starkes unspezifisches Immunsystem wirkt auch gegen mutierte Mikroorganismen und neue, unbekannte Mikroorganismen. Es können sich also keine Resistenzen der Mikroorganismen gegen das Immunsystem der Rebe bilden. Eine Kreuzung mit der Amurrebe bringt also ein universell wirkendes Immunsystem.
- Die Foxgene verschlechtern den Geschmack umso mehr, je höher ihr Anteil im Genpool der Rebe ist. Bei Amurreben scheint das nicht der Fall zu sein. Warum haben sich interspezifische Keltertraubensorten nicht durchgesetzt? Weil der Geschmack minderwertig ist.
- Viele reden über die höhere Frostfestigkeit der amerikanischen Wildreben. Diese ist aber bei weitem nicht so groß, wie manche denken. Bei -20 ... -25 °C ist in der Regel Schluß. Amurreben besitzen eine signifikant höhere Frostfestigkeit.