So eine Verkostung am Tafeltraubentag gibt einem realistische Informationen zum Geschmack, der Trauben- und Beerengröße. Allerdings sind diese Trauben oft "Schautrauben", die deshalb so groß sind, weil nur eine oder zwei Trauben am Stock gelassen wurden oder diese im Gewächshaus idealere Wachtumsbedingungen hatten.
Für Anfänger ist auch ein Gang durch den Weingarten hilfreich, damit sie einen Eindruck über die Erziehung bekommen.
In Stutel habe ich mir auch ein Bild zur Pilzfestigkeit verschiedener Sorten machen können, da ich den Spritzplan erfragt hatte. In Stutel wurden mehr "biodynamische"
Spritzmittel eingesetzt. Sehr pilzfeste Sorten sind damit gut klar gekommen, aber für weniger pilzfeste Sorten waren diese Spritzmittel nicht stark genug. Das hat man an den Blättern und z.T an den Trauben deutlich gesehen. Die Trauben zur Verkostung waren ausgesucht, aber im Weingarten hat man ein Gefühl für die Realität gewonnen.
Eine breite Masse werden wir wohl nicht für den Anbau von Tafeltrauben begeistern können. Das liegt z.T. an örtlichen Traditionen (Weinbaugegend oder nicht), so dass z.B. in Leipzig kein Wein angebaut wird, obwohl dort der SAT-Wert höher ist als im Weinbaugebiet Sachsen.
Ein weiterer Grund ist, dass viele Gartenbesitzer noch nicht wissen, dass man Reben auch online direkt bei den Rebschulen kaufen kann. Die Sorten aus Gartenmärkten können jedoch mit den Tafeltrauben im Supermarkt nicht mithalten und enttäuschen deshalb. Zudem sind die Sortenbeschreibungen sehr dürftig und falsch. Bei uns werden vorwiegend Sorten verkauft, die nie oder selten hier reif werden. Das zieht zwangsläufig Enttäuschungen nach sich.
Der Hauptgrund in meinen Augen ist jedoch, dass der Anbau von Wein- und Tafeltrauben nicht ganz einfach ist, z.B. bezüglich Sortenwahl, Rebschnitt, Laubarbeit, Ertragsbegrenzung, Spritzen gegen Pilzkrankheiten und Traubenwickler, Schutz vor der KEF, Wespen und Vögeln. Die meisten Kleingärtner bevorzugen einfach zu handhabende Kulturen. Erst wenn ein Kleingärtner Feuer für Tafeltrauben gefangen hat, ist er bereit, sich für dieses Hobby tiefer zu interessieren und erst dann stellen sich Erfolge ein. Der Tafeltraubentag könnte da eine Initialzündung sein. Für viele nur neugierige Kleingärtner ist jedoch die Fahrt dahin schlichtweg zu weit. Ein engagierterer Hobbywinzer scheut dagegen nicht den Aufwand, wenigstens alle paar Jahre hinzufahren.
Vor einigen Jahrzehnten gab es auch in Radebeul bei Dresden Versuchsgärten und Tafeltraubentage, aber als der Leiter in Pension ging, wurde auch das ganze Projekt beendet. Der überwiegende Teil wurde gerodet und die attraktiven Flächen gingen an das Staatsweingut. Nur ein kleiner Rest existiert noch immer, allerdings sind die Sorten jetzt nicht mehr aktuell.