Zitat von: https://de.wikipedia.org/wiki/Parthenokarpie
Deshalb gibt es verschiedene Klassen von kernlosen Wein- bzw. Tafeltrauben. Je nach Klasse besitzen die kernlosen Trauben überhaupt keine Kerne oder verschieden große kleine weiche degenerierte Kerne, die man aber beim Essen nicht bzw. kaum bemerkt, wohl aber beim Aufschneiden der Beeren sieht. Unter bestimmten Anbaubedingungen kann es aber vorkommen, dass statt der üblichen winzigen weichen Kerne echte Kerne gebildet werden.
Um das zu steuern und um größere Beeren zu erhalten, werden bei kommerziell angebauten kernlosen Tafeltrauben oft Pflanzenhormone eingesetzt. Hobbywinzer mit den gleichen Rebsorten sind dann enttäuscht, weil ihre Trauben anders sind als die gekauften in der Kaufhalle, obwohl die gleiche Sorte.
Es gibt also verschiedene Ursachen für die "Kernlosigkeit" von Trauben, darunter die Nichtbefruchtung von weiblichen Sorten, die Nichtbefruchtung bei zweigeschlechtlichen Sorten und die Scheinparthenokarpie, bei der nicht wirklich kernlose Beeren vorliegen, da Kernrudimente vorhanden sind. Dazu kommt die Beeinflussung durch Pflanzenhormone (Gibberelline). In Wikipedia gibt es zwar einen Artikel über Gibberelline, aber ohne Bezug auf kernlose Tafeltrauben, bei denen diese Mittel in Südeuropa flächendeckend eingesetzt werden. Woher sollen das die Autoren auch wissen? Die Gibberelline beeinflussen die männlichen Geschlechtsteile von Blütenpflanzen und damit auch der Reben und eignen sich deshalb, die Befruchtung zu steuern im Sinne zu verhindern bzw. das Wachstum der Samen zu steuern.
Zu Literaturquellen für Wein- und Tafeltrauben:
Während es für Weintrauben jahrtausendealte Erfahrungen gibt, welche sich in der Fachliteratur und z.B. auch in Wikipedia niederschlagen, kenne ich keine einzige wissenschaftlich fundierte Literaturquelle für Tafeltrauben im dt. Sprachgebiet. Nur die LWG Bayern hat sich lange Zeit mit Anbauversuchen verdient gemacht.
Alle Literatur stammt von Fachleuten für Weintrauben, die von ihren Erfahrungen und Kenntnissen bei Weintrauben auf den Anbau von Tafeltrauben schließen, da Wein- und Tafeltrauben ja gemeinsame Wurzeln haben. Einige grundsätzliche Erfahrungen können durchaus übertragen werden, aber Tafeltrauben haben auch ihre Besonderheiten, die die Verfasser der Bücher für Tafeltrauben einfach nicht kennen, denn diese sind Kenner von Weintrauben, nicht von Tafeltrauben. Alle Bücher über Tafeltrauben in D sind deshalb mit großer Vorsicht zu genießen. Kein einziges Buch über Tafeltrauben taugt wirklich etwas.
Mit der Zucht spezieller Tafeltraubensorten in den USA und den Einsatz von Pflanzenhormonen und noch viel mehr durch die Zucht von Tafeltrauben in Russland, Ukraine und Moldawien haben sich die Wein- und Tafeltrauben quasi "auseinander entwickelt". Das geht bis hin zu genetischen Unterschieden durch das Einkreuzen anderer Wildreben als bei Weintrauben, obwohl es in letzter Zeit auch bei der Zucht von Weintrauben zu solchen Einkreuzungen gekommen ist, welche aber nach der Pleite mit Dornfelder (einer früheren Generation von PiWi) keine Chance hatten, tatsächlich angebaut zu werden, obwohl die Pilzfestigkeit viel höher und der Geschmack m.E. sogar besser als bei Riesling ist.
In klassischen Anbaugebieten spielten Weintrauben ohne Kerne in der Vergangenheit nur eine untergeordnete Rolle, da es beim Keltern keinen Vorteil hat, kernlose Sorten einzusetzen. Nur der winzige Markt für Rosinen und Co. bedurfte kernloser Sorten. Diese waren jedoch für den Anbau in Mitteleuropa nicht geeignet, sondern bedurften ein Klima wie in Griechenland oder der Türkei. Erst mit der Cola-Generation stieg der Bedarf nach kernlosen Tafeltrauben zum Frischverzehr und damit Forschung und Zucht. Wenn es im Supermarkt kernlose Tafeltrauben zu kaufen gibt, dann sind das meist Züchtungen aus den USA, welche dann z.B. in Italien angebaut werden. Während in der Vergangenheit fast alle US-amerikanischen Züchtungen einen mehr oder weniger ausgeprägten Foxton hatten, gibt es einige neuere Züchtungen mit besserem Geschmack.
Bei der Zucht von Tafeltraubensorten spielen aber Russland, Ukraine und Moldawien unangefochten die erste Geige in der Welt. Das sind z.T. große staatliche Institute, die viel tiefgründiger forschen und züchten als die vergleichsweise kleinen Gruppen an Universitäten in den USA. In Osteuropa gibt es aber auch viele hochqualifizierte Züchter von Tafeltrauben, die ihr Handwerk in den großen Instituten gelernt haben und teilweise noch mit denen zusammen arbeiten, aber im Rahmen von Kosteneinsparungen ihren Job verloren und nun privat weiter machen. In den letzten Jahren gab es ein Feuerwerk an neuen Sorten mit Schwerpunkten Kernarmut bis Kernfreiheit, ultrafrühe bis sehr frühe Sorten mit niedrigem SAT-Wert und sehr viel größere Trauben und Beeren mit besserem Geschmack als die amerikanischen Sorten. Da es in D keine Zucht von Tafeltrauben gibt, da diese eine sehr viel geringere wirtschaftliche Bedeutung als Weintrauben haben, gibt es auch keine qualifizierten wissenschaftlichen Fachleute auf diesem Gebiet, was die Ursache für die qualitativ geringwertigen Bücher über Tafeltrauben ist.