dietmar,was denkst du über meine neue art der erziehung,die ja nicht neu ist.
Ich habe, glaube ich, etwas schon dazu geschrieben.
Es gibt sehr verschiedene Erziehungsformen für Reben. Die Reben sind da oft sehr wenig nachtragend. Aber immer sollte folgendes gelten:
- Die Veredelungsstelle sollte immer mindestens eine Handbreit (ca. 8 ... 10 cm) über dem Bodenniveau liegen. Die Veredelungsstelle darf auch nicht im (manchmal) nassen Gras liegen. Ansonsten bildet der Edelreis Wurzeln und stößt die Unterlage ab.
- Die Trauben bilden sich immer am einjährigen Ruten, also den in diesem Jahr gewachsenen. Die einjährigen Fruchtruten sollten aus den vorjährigen Fruchtruten entstanden sein. An Fruchtruten aus älterem Holz bilden sich meist kaum Gescheine.
Ich persönlich erziehe ab diesem Jahr wieder etwas höher, d.h. die Bogrebe liegt nicht mehr auf dem untersten Spanndraht (ca. 40 cm), sondern auf dem nächst höheren Spanndraht (60 cm). Das hat folgende Vorteile:
- geringere Gefahr von Pero und Botrytis, da höher über dem Boden, der bei mir mit Gras bedeckt ist, außer der Mulchscheibe aus Lavagranulat.
- geringere Gefahr von Frostschäden (bei mir wirde es jedes Jahr bis zu -25 °C kalt). Direkt über dem Boden ist der Frost um mehrere Grad kälter als z.B. in 60 oder 80 cm Höhe. Der Stamm ist nur wenig gefährdet, aber die vorjährigen Fruchtruten und vor allem Knospen und Blätter sind gefährdet.
- ich bin nicht mehr der Jüngste und wenn der untere Spanndraht etwas höher ist, brauche ich mich nicht so stark zu bücken.
- Das Gras unter den Reben sollte immer kurz gehalten werden (Pilzgefahr), d.h. das feuchte Millieu des Grases sollte etwas von den Blättern und Trauben entfernt sein. Ich nehme dazu aus Bequemlichkeit den Rasenmäher. Wenn aber der unterste Draht nur z.B. 40 cm hoch ist, dann bleibt der Rasenmäher oft hängen.
Nachteil: Die etwas höhere Lage des unteren Spanndrahtes hat auch einen Nachteil. Deshalb war ja bisher der unterste Spanndraht niedriger. Tafeltrauben, insbesonders stark wüchsige Sorten aus Osteuropa oder Amerika, brauchen eine viel größere Laubwand als die schwach wüchsigen Weintrauben. Die größere Laubwand muß ja auch mehr und größere Trauben und Beeren ernähren. Mit dem höheren unteren Spanndraht geht Laubwand verloren, was man kompensieren sollte:
- mit größerem Abstand der Reben in der Reihe
- mit größerer Höhe, wenn möglich. Der oberste Spanndraht ist optimal so hoch, dass man ihn gerade noch so auf Zehenspitzen erreichen kann. Dann muss man allerdings eine Bindeszange zum Anheften benutzen, quasi als Verlängerung des Armes.
- geht das alles nicht, dann muss man den Ertrag stärker begrenzen, also von 2 bis 3 Trauben pro Fruchttrieb auf eine Traube pro Fruchttrieb. Bei Sorten, die nicht immer ausreifen, sollte man nur eine Traube an jedem 2 Fruchttrieb lassen. Dadurch ist die Reife etwas früher.
Inwieweit meine Erfahrungen für Deinen Standort bzw. für Dich relevant sind, kannst nur Du entscheiden.
Ein letzter Tipp:
Wenn Du irgend etwas Neues versuchst, dann nicht gleich an allen Reben, sondern zunächst nur an einer einzigen. Geht etwas schief, dann verkraftest Du den Verlust einer Rebe viel besser als den Verlust vieler Reben.