Wer gegen die Austriebsrichtung biegt, riskiert einen Bruch der Rute. Ich würde das also nur im Notfall machen.
Ein von Jakob erwähntes Problem ist die apikale Dominanz der Reben. Apikale Dominanz bedeutet, dass Kletterpflanzen ihre Hauptkräfte in die obersten Knospen bzw. Triebe konzentrieren. Der Rebschnitt ist letzten Endes eine Methode, diese apikale Dominanz zu brechen oder gezielt zu nutzen.
Beispiel:
Man kann eine Bogrebe waagerecht oder in einem Bogen anheften. Im ersten Fall erhalten alle Knospen und damit Fruchtruten die gleiche Versorgung, so dass sich die Fruchtruten alle in etwa gleich entwickeln. Dadurch wird begünstigt, dass auch alle Trauben gleich versorgt werden und in etwa zur gleichen Zeit reifen.
Bindet man die Bogrebe in einem Bogen an die Drähte, dann bewirkt die apikale Dominanz, dass die obersten Knospen der Bogrebe besonders gut versorgt werden, während sich tiefer liegende Knospen und damit die Fruchtruten schlechter entwickeln. Das hat zur Folge, dass die Trauben an Fruchtruten im oberen Bereich der Bogrebe größer, süßer und aromatischer als die der anderen Fruchtruten werden. Außerdem werden die Trauben an den oberen Fruchtruten eher reif als an den unteren Fruchtruten. Wer also den Erntezeitraum strecken will, also nicht alle Trauben zur gleichen Zeit ernten will, der heftet die Bogreben in einem Bogen an, während Winzer mit Keltertrauben alles auf einmal lesen möchten.
Ich persönlich favorisiere eine waagerechte Bogrebe, damit alle Trauben einer Rebe die etwas gleiche Qualität haben. Die Streckung des Erntezeitraumes realisiere ich durch verschiedene Sorten.