GG hat mich strafend angeschaut. Staunend und strafend. Warum?
In unserem Wiesengarten habe ich eine Schlange gerettet und ich hatte wieder mal keinen Fotoapparat und kein Handy dabei. GG: "Ich wäre sofort gekommen. Das glaubt dir so keiner. Das musst du dem Naturschutz melden." Dem Herrn Naturschutz. Klar.
Wie kams? Am Kompostplatz stand das große Kompostsieb an einen Baukübel gelehnt. In der unteren Hälfte steckte eine große Schlange. So etwas habe ich noch nie gesehen. Life. Das Laub vor dem Kompostsieb hatte sie schon ziemlich hin und hergeschmissen bei dem Versuch vorwärts und wieder frei zu kommen, aber sie war hinten dicker als sie vorne dachte.
Die genaue Mitte steckte fest.
Fahr ich jetzt die Strecke nach Hause zurück und trommel Familie und Nachbarn zusammen? Ist die Schlange giftig? Ist sie verletzt?
Eine Runde über die Wiese - müsste dringend gemäht werden.
Die Schlange ist noch da. Schaut mich an. Ich weiß nur, dass an einem ähnlichen Standort etwas weiter stromaufwärts am Neckar ein geschütztes Naturvorkommen ist. Möglicherweise das einzige in Hessen. Nattern. Sind nicht so giftig. Aber man weiß es nie. Vielleicht ist es auch ne Kreuzotter und vielleicht weißt du es erst, wenn sie dann gebissen hat.
Eine Runde über die Weise - da steht die Schubkarre. Grabegabel.
Kompostsieb mit Grabegabel in die Schubkarre gehieft. Schwer so eine Schlange mit Sieb.
Sie glotzt mich an - ich glotz sie an. Sie züngelt. Ich nicht.
Wenn ich mich aber dranmache mit der guten Felco Astschere den Draht vom Sieb zu zerschneiden, dann könnte sie - so lang ist ihr Hals - mich beißen. Das will ich nicht. Sie auch nicht.
Auf dem Kompost liegen lange starre Pflanzenstengel. In Mengen. Die bekommt sie auf den Kopf. Dicke Lagen. Sie schaut hindurch. Aber ein bisschen entfernter von mir.
Ich mache mich daran den Draht zu zerschneiden. Ich muss ihn auch nach oben biegen, wenn sie heraus will soll sie sich ja nicht an den Widerhaken schneiden. Die Haut sieht etwas schuppig aus an der Stelle. Aufgerieben. Ich versuche den Draht direkt an ihrem Körper zu fassen zu bekommen ohne sie zu pieken oder mit der Schneide zu verletzten. Sie schaut zu. Zuckt nicht. Der Draht ist an drei Stellen durch und nach oben gebogen. Sie verharrt.
Erst als ich die Grabegabel nehme um sie ein wenig zu lupfen und ihr ein wenig vorwärts zu helfen, da windet sie ihren Körper langsam aus der Umklammerung.
Pfeilgerade nach oben in Richtung eines Blattes des Haselbaumes über ihr richtet sie sich auf! Im Blatt fängt sich die späte Sonne. Mindestens 50 cm hoch aufgerichtet ist sie und bleibt so stehen.
Sie soll jetzt abhauen beschließe ich und entferne das Kompostsieb von der Schubkarre. Die Karre fahre ich dann in Richtung Dickicht und kipp sie da aus. Es dauert erstaunlich lange bis sie völlig verschwindet. Wirklich lang! Ich schätze, dass sie 150 oder 200 cm hat.
Zu Hause: ja, es kann nur eine Äskulapnatter sein. Sie tötet ihre Beute - Mäuse und Maulwürfe - durch Umschlingen mit ihrem Körper. Das hätte sie bei mir nicht gemacht. Wir haben beide umsonst Angst voreinander gehabt.
Und ich hab kein Foto!