Ziemlich vertrackt, das alles.
wie unterschiedlich der Toxikologe die Sache doch sieht, gegenüber dem Molekulargenetiker.
Obwohl beide Biologen sind.
Der hauptsächliche Grund, warum manche Tumore bei Mäusen oder Hamstern oder Vögeln auftreten und nicht beim Menschen, ist ihre Ursache in einer wirtsspezifischen Virusinfektion. Solche sind unter anderen bei Mäusen die Polyoma Viren, bei Hamstern die Adenokarzinome durch Adenoviren und bei Vögeln der Avian Myelocytomatosis Virus. Labormäuse bestimmter Zuchtlinien können genetisch für bestimmte Tumore disponiert sein. Nichtvirale tumorauslösende Faktoren, die selektiv in Gattung und Spezies sind, interessieren mich, weil sie selten sind. Nach meiner Einschätzung sind deshalb die Tiermodelle sehr gut geeignet um Substanzen auf Kanzerogenität zu testen.
Die Sache mit dem oxidativen Stress. Ab dem Punkt fand ich es schwierig, weil ich dem Gedankengang nicht folgen konnte.
Ich habe stark das Bedürfnis das auseinander zu dröseln.
Krebs auslösend können physikalische, chemische, genetische, hormonelle und biologische Noxen sein. Sonnenlicht und Asbest. Tabakrauch und Benzol. brca 1 und brca 2 ... . Östrogen und Testosteron. Viren und altersbedingte Prozesse.
Jeden Tag schleust unser Körper über die Leber und Niere Basen aus
missmatches in der DNA mit dem Urin aus. Am häufigsten Uracil. Weil Cytosin durch Hydrolyse seine Aminogruppe verloren hat. Ungefähr 100 neue Schäden pro Zelle und Tag.
Die Reparaturmechanismen gibt es auf allen Ebenen von der DNA über die RNA, die Bildung von Proteinen bis zur Zelle und zum Gewebe. Die DNA wird von DNA-Reparatur-Enzymen geflickt. Falsche Basen werden ausgeschnitten und verworfen. DNA Polymerase vervollständigt Lücken. Die unsinnig zusammengesetzten Proteine werden wieder verdaut. Die zu stark exprimierten Gene lösen einen Zellzerstörungsmechanismus aus. Apoptose. Die nicht passenden Genprodukte induzieren die Expression von Genen, die für den Zelltod programmieren. Seneszens. Die zu stark wachsenden seltsam aussehenden Zellen werden als fremd erkannt und gefressen. Makrophagen. Das überflüssige Gewebe zerfällt. Nekrose.
Je älter ein Organismus wird, desto mehr solcher Prozesse haben stattgefunden und desto wahrscheinlicher ist es, dass da irgendwann ein Fehler unterlaufen ist. Mit dem Altern nimmt die Krebssterblichkeit zu. Manche Prozesse, die zu Krebs führen, entwickeln sich über lange Zeiträume. Latenz.
Den oxidativen Stress bringe ich immer noch nicht unter.
Die Mechanismen. DNA Schäden durch Hydrolyse wie oben beim Cytosin. Durch photochemische Einflüsse veränderte Basen. Durch Oxydation von Guanin. Substanzen, die direkt mit der DNA interagieren. Ethidiumbromid, Aflatoxine. Tumorinduzierende Metabolite einer an sich nicht kanzerogenen Substanz. Substanzen, die die Genregulation beeinflussen. Aktivierung von Onkogenen. Mitosehemmstoffe und Spindelgifte.
Um Substanzen auf Gentoxizität zu testen stehen einem zelluläre in vitro Modelle, Bakterien und Zelllinien, medizinische Diagnostik und Tierversuche in vivo zur Verfügung. Um krebsverursachende Faktoren zu identifizieren, versucht man seit Jahrzehnten durch statistische Studien an Populationen Daten zu sammeln. Eine der ersten war in PNAS, damals saß ich im Seminar bei Professor Walter Doerfler in Köln. 1981. Wir fragten uns welche Relevanz solche Studien haben und was wir daraus machen würden, dass es in Italien weniger Magenkrebs gibt. Die Story vom gesunden Olivenöl hat damals angefangen.
Solche epidemiologische Studien haben in Bezug auf Glyphosat bisher keine Anhaltspunkte für eine krebsauslösende Wirkung gegeben. Laut SZ vom 31. Juli 2015.
Tierversuche in vivo. "Der IARC-Bericht sieht hier "ausreichende Evidenz"".
Humanmedizinische Untersuchung von Blut und Urin exponierter Individuen der Landbevölkerung. Zellen mit zwei Kernen,
binucleated bloodcells, sind aufgetreten!
Zellmodelle in vitro. Eine wenig aufschlussreiche Arbeit mit menschlichen Leberzellen.
Es gab 2013 eine Veröffentlichung über die Wirkung von anwendungsüblichen Mengen Glyphosat auf östrogenabhängige menschliche Tumorzellen,
hier. „the effect of 17β-estradiol was reduced and glyphosate behaved as an estrogen antagonist“
Hier aus der Monografie des IARC zitiert.
Tierversuche über diese Wirkkette
hier was mit Schlangen: “Gonadal tissue levels of testosterone, 17β-estradiol and total microsomal protein were significantly reduced in adult snails (Biomphalaria alexandrina) exposed for 3 weeks to a glyphosate-based formulation.”
Ah, jetzt kommt der Stress!
Hier: "4.2.3 Oxidative stress, inflammation, and immunosuppression"
Den spar ich mir jetzt. Nur noch zum Schluss:
"There is strong evidence that exposure to
glyphosate or glyphosate-based formulations
is genotoxic based on studies in humans in
vitro and studies in experimental animals." das hört sich sehr konkret an. Ich muss mir das noch mal genauer anschauen. Gute Nacht! Guten Morgen!