Ich hab mal überschlagen, in welchen Größenordnung denn ein Krebsrisiko durch Glyphosat überhaupt liegen könnte.
Die Abschätzung ist wirklich nur eine grobe Orientierung, und sie liegt eher am oberen Ende des Risikos, weil sie mehrere Annahmen enthält, die zu einer Überschätzung des Risikos führen:
1. Nehmen wir an, dass die bei sehr hoher Dosierung im Tierversuch bei Mäusen beobachteten Tumoren tatsächlich durch Glyphosat verursacht wurden, Glyphosat also krebserregend ist.
2. Nehmen wir an, dass die Befunde an Mäusen bei dieser Dosierung für den Menschen relevant sind (Zur Erinnerung: Bei niedrigeren Dosen und bei Ratten wurde keine Zunahme von Tumoren bei Glyphosatbehandlung festgestellt). Die höchste im Tierversuch beobachtete Tumorrate lag bei 4 von 50 Tieren (8 %) bei einer zugeführten Glyphosatdosis von 1000 mg/kg KG x d. (KG = Körpergewicht)
3. Nehmen wir an, dass es keinen Schwellenwert gibt und das Risiko linear mit der Exposition zusammenhängt. Dies ist eine Annahme, die man für gentoxische Kanzerogene ohne Schwellenwert trifft (was auf Glyphosat eher nicht zutrifft).
4. Nehmen wir an, dass Menschen lebenslang einer Glyphosatbelastung ausgesetzt sind, wie sie
hier beschrieben wird:
Berechnung des NEDI („national estimated daily intake“):
- Langzeitaufnahme („chronische Exposition“)
- alle pflanzlichen und tierischen Lebensmittel sind immer mit Glyphosat-Rückständen belastet
- ein Leben lang werden ausschließlich belastete Lebensmittel verzehrt.
- die Rückstandshöhe im Roherzeugnis entspricht dem Median überwachter Feldversuche.
- Einflüsse durch die Lebensmittelverarbeitung sind berücksichtigt (z.B. Übergang in Backwaren oder in Soja-Produkte).Der so ermittelte NEDI beträgt dann
0,007 mg/kg KG x d.
Die oben eingesetzte Glyphosatdosis von 1000 mg/kg KG entspricht bei Abschätzungen, bei denen Daten von Mäusen mittels Standardannahmen auf Menschen extrapoliert werden, einer Dosis für den Menschen von 1000/7 = 140 mg/kg KG x d (Das hier näher auszuführen, führt zu weit.)
Mit den oben gemachten Annahmen, die insgesamt zu einer Überschätzung des Krebsrisikos führen (in einer Größe, die man schwerlich quantifizieren kann), ergibt sich dann bei lebenslanger täglicher Aufnahme von 0,007 mg/kg KG x d ein dadurch rechnerisch verursachtes Krebsrisiko von 1:250.000.
Anders ausgedrückt: Wenn 250.000 Menschen ihr Leben lang jeden Tag diese Glyphosatmenge zu sich nehmen, so kann man rechnerisch einen Todesfall damit in Zusammenhang bringen.Krebsrisiken in einer solchen rechnerischen Höhe werden allgemein als nicht besorgniserregend angesehen.
Zur Erinnerung: In Deutschland stirbt etwa jeder Vierte oder jeder Fünfte an Krebs.
Ein erheblicher Teil davon an Lungenkrebs durchs Rauchen.
Unter den Umweltbelastungen recht weit oben ist Luftverschmutzung durch Feinstaub, insbesondere Dieselruß, einzuordnen. Rechnerisch sind das einige Tausend Tote pro Jahr.
P.S. Wie hoch das Krebsrisiko ist, das sich durch Aufhebens eines Fahrscheins ergibt, den man auf einer mit Glyphosat behandelten Fläche in Berlin aufsammelt, darf jeder selbst ausrechnen - oder die Frage an Renate Künast schicken.
Wie gesagt, das ist eine ganz grobe überschlägige Rechnung, die eine ungefähre Vorstellung davon geben soll, über welche Risikobereich man denn hier überhaupt redet. Wobei die grobe Abschätzung aus oben genannten Gründen noch zu hoch gegriffen ist.
Wie angesichts des Ergebnisses solche Aussagen einzuschätzen sind wie diese von
Foodwatch: "Für Verbraucherinnen und Verbraucher könnte das Ackergift jedoch ein ernstes gesundheitliches Risiko darstellen!",
möge jeder selbst entscheiden.