... Vor 30 Jahren gabs hier noch ganz viele kleine Bäuerli, oder Nebenerwerbler, die haben für sich selbst noch Kartoffeln angebaut. Die Äcker waren klein, von (meist ungedüngten) Wiesen und Streuobst durchsetzt, das Gras bekam der Gaul oder die Kuh (Milch) oder die Hasen (Sonntagsbraten).
Auf den Wiesen standen alte Apfelbäume, die wurden für Most und Lagerobst gebraucht.
Dazwischen auf den Kornäckern wurde sicherlich auch gespritzt, auch bedenklichere Sachen bestimmt.
Heute sind die Wiesen verpachtet, ein Großbauer nutzt sie als billige Entsorgung für seine Biogasanlage-Rückstände. Die Blumen sind totgedüngt, nur Gras. 5 mal im Jahr gemäht.
Die alten Apfelbäume werden gerodet, damit der Bauer besser mit seinen großen Maschinen drüberfahren kann.
Die Kornäcker sind meist großen Maisäckern gewichen. Oder Raps. Mehrere Felder wurden zusammengelegt und an den Großbauern verpachtet.
Dieser spritzt nun umweltfreundlichere Pflanzenschutzmittel und Herbizide, nahezu flächendeckend.
Also ich bin nicht so froh über diese Entwicklung
Na ich glaub du mußt zu deinem Bild schon nochmal 30 Jahre weiter zurückgehen. Die kleinen Bäurli waren 1986 schon längst verschwunden... Die Streuobstwiesen waren schon längst den Neubaugebieten der 70er gewichen und die Flurbereinigungen waren auch schon flächig durch.
Ja, 50er Jahre, das könnte hinkommen. In der Nachkriegszeit hat Landwirtschaft im "kleinen" Stil wohl noch eine relativ große Rolle gespielt (so haben's mir Leute aus der Generation meiner Eltern und Großeltern erzählt).
Aber für viel mehr als Selbstversorgung dürfte das nicht gereicht haben. Nix für Vollerwerbs-Landwirtschaft.
Was du - m. E. etwas verklärend - beschrieben hast, Mediterraneus, hat's bis knapp in die 80er allenfalls noch als Nebenerwerbs-Landwirtschaft gegeben. Den Leuten, die sie betrieben haben, wurde es dann zu mühsam, vor der Arbeit noch Tiere zu versorgen, nach Feierabend und jedes Wochenende auf den Trecker zu steigen, nie verreisen zu können, nie frei zu haben. Kann ich gut verstehen.
Die Herbizide, die solche Nebenerwerbler benutzt haben, waren übrigens in der Tat nicht ohne. Die Anwendung auch nicht. Als Kind bin ich noch mit Opa über den Kartoffelacker gestiefelt. Stäuben: Pulver (DDT, Lindan, sowas) in grobem Tuch, an einen Stab geknotet, rauf auf die Pflanzen. Menge unkontrolliert, gerne großzügig (egal, wie der Wind stand) - Hauptsache, die Kartoffelkäfer waren weg...