uih, das ist jetzt eindeutig zu lang geworden. Sorry.
Wieso sollte das zu lang geworden sein? Weil es mehr als 160 Zeichen sind und damit nicht in Twitter passt?
Du sprichst ziemlich viele Punkte an. Ich greife nur einige heraus:
Ich möchte auf keinen Fall behaupten, man sollte aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse nicht in Entscheidungen einfließen lassen, aber eine gewisse Skepsis kann durchaus gesundheitsfördernd sein.
Unbedingt - allerdings sollte man die Erkenntnisse auch zur Kenntnis nehmen und nicht immer wieder neue Untersuchungen fordern mit dem Hinweis, man könne immer noch nicht mit Sicherheit ausschließen, ob nicht vielleicht doch irgendwo ...
Man kann bekanntlich nicht beweisen, dass etwas nicht ist. Behauptet auch kein Naturwissenschaftler. Aber daraus folgt nicht im Umkehrschluss, dass etwas ist, bloß weil man etwas behauptet.
Glyphosat dürfte eines der am besten untersuchten PSM sein, die eingesetzt werden.
Die Datenlage zu Humantoxikologie, Ökotoxikologie und Umweltverhalten sowie zum Wirkungsmechanismus ist umfangreich.
Glyphosat greift sehr spezifisch in einen Stoffwechselweg ein, der bei Tieren nicht vorkommt, und hat daher in den Konzentrationen, die in Umwelt, Wasser und Nahrung als Rückstände auftreten, keine schädigende Wirkung.
Es wird im Boden abgebaut, die dabei entstehenden Zwischenprodukte sind noch weniger toxisch als Glyphosat selbst, die Endprodukte des Abbaus sind Wasser, CO2, Ammonium und Phosphat.
Problematischer können einige oberflächenaktive Stoffe sein, die in den Anwendungsprodukten drin sein können, insbesondere die Tallowamine. Gerade die hat allerdings das BfR in Deutschland schon vor Jahren als kritisch ausgemacht und auf Ersatzstoffe gedrängt - die hierzulande eingesetzt werden.
Summa summarum gibt es keine ernsthaft begründbaren Bedenken zur Anwendung, die aus den genannten Punkten resultieren.
Die Artenvielfalt bzw. die schädigenden Auswirkungen moderner hiesiger Landwirtschaft: Da stimmen wir wohl weitgehend überein.
Nur wird sich das nicht dadurch ändern, dass Glyphosat - oder ein anderes Herbizid - vom Markt verschwindet.
Landwirte werden andere Stoffe einsetzen.
Und im Privatbereich, wo die Anwendung von PSM auf gepflasterten Flächen schon heute verboten ist, gibt es heute schon Alternativen wie "Steinreiniger" mit Natriumchlorat, wo in der Gebrauchsanweisung treuherzig darauf verwiesen wird, dass man das Zeugs nicht auf Pflanzen sprühen darf, weil die davon sterben und das verboten ist. Als Herbizid ist Chlorat in der Tat - zu Recht - seit Langem verboten.
Ob "künstlich hergestelltes Gift" oder Naturstoff, ist völlig egal - die Natur hält da so Einiges bereit - man denke an Blausäure, Aflatoxine, Pyrrolizidine, Mutterkorn, Botox, Oxalyldiaminopropionsäure (
Lathyrismus), Asbest, Alkohol, Kohlenmonoxid, Uroshiole, Azadirachtin usw. usf. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Insgesamt habe ich aber grundsätzliche Bedenken, zu versuchen, das Thema rein mit Hilfe der gerade herrschenden "Faktenlage" abbilden zu wollen.
Wie denn sonst? Auf Basis der Gefühlslage? Aus dem Vogelzug? Dem Kaffeesatz? Würfeln? Orakel?
Wir können uns doch nur an das halten, was wir wissen - d. h., das was untersucht ist und zu reproduzierbaren Erkenntnissen geführt hat.
Natürlich kann es sein - und sollte es im Fall des Falles auch! -, dass wir zu dem Ergebnis kommen, der Wissensstand reiche nicht aus, um etwas zu bewerten oder zu verstehen.
Um das zu vermeiden - und auf PSM zurückzukommen - gibt es recht aufwendige Zulassungsverfahren, in denen Untersuchungen zu allen oben genannten Punkten durchgeführt und vorgelegt werden. Auf deren Basis wird entschieden. Im Falle von Glyphosat kommen haufenweise Studien aus der langjährigen Anwendung hinzu.
Wenn die Fakten insgesamt nicht das hergeben, was manche gerne hätten, so ist das nicht Schuld der Fakten.